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Krisenfest und stark! - Arbeitsmarkt

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Neue Mitarbeiter aktiv umwerben

Pflegekräfte und Kindergärtner, Ärzte und Krankenschwestern, Informatiker und Handwerker oder Servicekräfte in Hotellerie und Gastronomie – in zahlreichen Branchen fehlen derzeit Fachkräfte. Die Pandemie mit ihren Lockdowns, Kurzarbeit und einigen Geschäftsaufgaben hat in manchen Berufen gewirkt wie ein Brennglas. Geschlossene Cafés, eine Reduzierung von Krankenhausbetten, größere Kitagruppen und lange Wartelisten bei Handwerkern und Fachärzten sind die Folgen. Mit den Babyboomern, die nun nach und nach in den Ruhestand gehen, wird sich diese Situation noch weiter zuspitzen.

Von vielen Arbeitgebern wird dies ein Umdenken verlangen, denn sie werden zunehmend die Fachkräfte von morgen aktiv für ihre Branche, ihr Unternehmen und ihre Jobs begeistern müssen. Viele von ihnen fördern bereits aktiv die Gesundheit ihrer Mitarbeiter, bieten ihnen diverse Benefits, Weitbildungen und sorgen für eine gute Work-Life-Balance, um sie zum einen zu halten, aber auch, um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. (bk)

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Das wünschen sich junge Handwerksgesellen

Wie viele andere, klagt auch das Handwerk über einen anhaltenden Fachkräftemangel. Und eine Lösung scheint nicht in Sicht. „Die Wahrheit ist: Es gibt genügend Interessenten – die Unternehmen verspielen sich ihre Chancen auf Bewerber aber oft selbst“, sagt Recruitingexperte Christian Keller. Auch Geld ist nicht immer die Lösung.

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Handwerksbetriebe müssten laut Experte in einigen Dingen umdenken, um für junge Gesellen attraktiver zu werden.  Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

„Die weichen Faktoren, wie etwa das Kollegenverhältnis und die Anerkennung der Arbeit, spielen für die jungen Arbeitskräfte eine essenzielle Rolle“, sagt Christian Keller, Geschäftsführer von Kellerdigital. Er berät Handwerksunternehmen bei Recruiting-Prozessen und weiß, welche Faktoren für die junge Generation wirklich wichtig sind. Er hat mit mehr als 500 Gesellen gesprochen und zeigt auf, was sie sich von ihren Arbeitgebern wünschen.

• Ein kollegiales Miteinander fördern

Arbeitszeit und Freizeit werden nach wie vor oft getrennt voneinander betrachtet. Dieses Denkmuster aus dem Bereich der Work-Life-Balance ist jedoch problematisch. Schließlich verbringen die meisten Berufstätigen viel Zeit in der Firma. Es gilt also, auch hier für ein attraktives Umfeld zu sorgen. Dazu gehört vor allem auch ein kollegiales Miteinander.

Handwerksbetriebe müssen entsprechend für eine gute Teamdynamik sorgen. Das schaffen sie etwa, indem sie individuelle Hilfestellung anbieten und Beziehungen auf Augenhöhe fördern.

• Arbeitsleistung individuell anerkennen

Anerkennung ist ein weiterer wichtiger Wunsch, den junge Gesellen an ihren Arbeitgeber haben. Diese Wertschätzung muss sich nicht zwingend in einem höheren Lohn widerspiegeln. Bereits ein ehrlicher Dank kann den Unterschied machen. Handwerksbetriebe sind also gefragt, die Arbeitsleistung ihrer Mitarbeiter wertzuschätzen. Hierfür können sie auf bewährte Incentives wie teambildende Maßnahmen, aber auch – und das kostet sie keinen Cent – auf freundliche Worte im Alltag bauen.

• Gesicherte Job-Perspektiven heute und für die Zukunft bieten

Die meisten Berufstätigen wünschen sich einen sicheren Arbeitsplatz. Hier bildet das Handwerk keine Ausnahme. Junge Fachkräfte wünschen sich von ihrem Betrieb also Beständigkeit. Sie möchten sich auf eine gute berufliche Perspektive heute und in Zukunft verlassen können. Arbeitgeber müssen für diese sorgen und ihre damit einhergehenden Maßnahmen auch kommunizieren.

• Freie Entfaltungsmöglichkeiten im Arbeitsalltag schaffen

Sich frei entfalten zu können, das möchten viele der über 500 befragten Gesellen im Handwerk. Junge Fachkräfte möchten eigene Ideen in ihren Arbeitsalltag einbringen. Kreatives und selbstbestimmtes Handeln wird für sie zum Kriterium, das Top-Arbeitgeber ausmacht.

Diesbezüglich müssen viele Handwerksbetriebe laut Keller umdenken, sich von starren Strukturen lösen und auch jungen Fachkräften einen angemessenen Handlungsspielraum zugestehen.

• Flexibles Arbeiten ermöglichen

Flexibles Arbeiten im Handwerk? Das ist ein weiterer oft geäußerter Wunsch vieler Gesellen. Betriebe müssen umdenken und Lösungen finden, wie sie diesen für mehr Attraktivität auf dem Ausbildungsmarkt umsetzen können. Ist eine Anstellung auf Gleitzeit denkbar oder lassen sich bestimmte Projekte kreativer als bisher umsetzen?

Die Möglichkeiten für flexibles Arbeiten in Handwerksbetrieben sind so vielseitig wie individuell. (ots)

600 000 bis 2040: Die Zahl Erwerbstätiger sinkt

Nach Prognosen von Experten wird die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland bis 2040 um rund 600 000 zurückgehen, was den Fachkräftemangel weiter verschärfen dürfte. Eine vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) kürzlich vorgelegte gemeinsame Studie mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung schätzt, dass die Zahl der Beschäftigten in den nächsten

18 Jahren von 44,92 auf etwa 44,32 Millionen sinken wird. „Die Projektionen zeigen deutlich, dass das Angebot an qualifizierten Erwerbstätigen die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften in immer mehr Berufen beziehungsweise Berufsgruppen nicht mehr decken kann“, so das BIBB. Die größten Fachkräfteengpässe seien in den IT- und technischen Berufen, im Baugewerbe und in den Gesundheits- und Sozialberufen zu erwarten. „Die digitale und ökologische Transformation ist genau auf jene Fachkräfte angewiesen, an denen es zu mangeln droht. Das könnte den Umbau der Wirtschaft hemmen. Der Fachkräfteengpass droht damit zur Transformationsbremse zu werden“, sagte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. (dpa)

Bundesregierung: Fachkräfte aus dem In- und Ausland gewinnen

Mit mehr Ausbildungsplätzen, dem Ausbau der Weiterbildung und dem Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte will die Bundesregierung den Fachkräftemangel in Deutschland bekämpfen.

 

Im Zusammenhang mit der kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedeten Fachkräftestrategie fand Bundesarbeitsminister Hubertus Heil deutliche Worte: „Fachkräftesicherung ist eine Schicksalsfrage für unser Land, für unseren Wohlstand und somit auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Ebenso wie Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Der Handlungsdruck ist hoch. Unsere Wirtschaft braucht dringend mehr Fachkräfte.“

Gemeinsam mit den Sozialpartnern wolle die Regierung mit einer neuen Strategie mehr Fachkräfte im In- und Ausland gewinnen, so Heil. Um mehr qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland den Zugang zu den Firmen und Betrieben in Deutschland zu erleichtern, werde die Ampel im Herbst Eckpunkte für ein modernes Einwanderungsgesetz vorlegen.

 

„Exzellenzoffensive Berufliche Bildung“

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sagte: „Mit fast zwei Millionen sind in Deutschland so viele Stellen offen wie noch nie.“ Als „wesentlichen Baustein“ bezeichnete sie eine „Exzellenzinitiative Berufliche Bildung“. Die Ministerin betonte, dass sich junge Menschen besser auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten können sollen. Gymnasien würden stärker in die Berufsorientierung einbezogen. Dies solle „bildungswegoffen“ geschehen – es soll also nicht nur auf Universitäten als nächsten Schritt nach der Schule hinauslaufen. Akademische wie auch berufliche Bildung könnten „tolle Sprungbretter“ ins Berufsleben sein.

Habeck wies auf die im Inland vorhandenen Potenziale hin. Dies gelte auch für ältere Menschen, „die für sich entscheiden, länger arbeiten zu wollen“. Heil sagte, zu den Potenzialen im eigenen Land zählten auch junge Menschen ohne Ausbildung, Mütter und Väter, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, oder Beschäftigte, die den Anschluss an neue Technologien verpasst haben und nun verstärkt gefördert werden sollten.

 

Künftige Herausforderungen brauchen Fachkräfte

Zu den gewachsenen Herausforderungen für die Fachkräftesicherung zählt die Regierung die Transformationsprozesse der Digitalisierung, den demografischen Wandel und den Abschied von fossilen Energieträgern. Dies verändere mit zunehmender Dynamik den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nach wie vor spielen außerdem die Auswirkungen von Corona und der Krieg in der Ukraine eine Rolle. (dpa)

Die gefragtesten Benefits bei der Jobsuche

Die Zeiten, in denen gut ausgebildete Fachkräfte klaglos jeden Job annahmen, sind inzwischen vorbei. Und so sind die Arbeitgeber gefordert, nicht nur für ihre Mitarbeiter attraktiv zu bleiben, sondern auch künftige Fachkräfte für sich zu begeistern. Das Angebot an sogenannten „Benefits“ oder Zusatzleistungen für Mitarbeitende kann sehr vielseitig sein. Darunter gibt es einige Klassiker, aber auch neuere Entwicklungen. Eine kleine Übersicht der häufigsten Benefits:

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Foto: Christin Klose/dpa

•  Betriebliche Altersvorsorge:

Sie ist ein Klassiker, der sich erst später bezahlt macht, Vonseiten des

Arbeitgebers aber als klares Signal gilt, dass ihm die Zukunft seiner Mitarbeiter am Herzen liegt und er auf eine dauerhafte Zusammenarbeit setzt.

 • Flexible Arbeitszeit/Homeoffice:

Das eine ist die logische Erweiterung des anderen und hat sich mit Corona noch beschleunigt. Beides bietet den Mitarbeitern die Möglichkeit, sich ihre Arbeitszeit bis zu einem gewissen Grad selbst und flexibel einzuteilen. Den Mitarbeitenden zeigt das auch, dass ihr Arbeitgeber Vertrauen in sie hat.

 • Gesundheitsvorsorge:

Die Möglichkeiten der Arbeitgeber sind hier vielfältig und können für Arbeitnehmer sehr attraktiv sein. Die Botschaft ist deutlich: Das Unternehmen investiert in seine Zukunft und die Leistungsfähigkeit und Motivation seiner Mitarbeiter.

 • Gewinnbeteiligung:

Ein Bonus nach einem guten Projektabschluss motiviert die Mitarbeitenden und drückt ihnen gegenüber die Wertschätzung für die geleistete Arbeit aus.

 • Kantine/Essenszuschuss:

Kostenfreie Getränke gehören in vielen Unternehmen inzwischen zum Standard. Daneben bieten viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern eine Kantine oder einen Essenszuschuss an. Ein Benefit, von dem jeder profitieren kann.

 • Firmenwagen/Jobticket:

Fußläufig zum Arbeitsplatz zu wohnen ist inzwischen beinahe ein Luxus geworden und so unterstützen viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden mit einem Firmenwagen oder einem Jobticket für den ÖPNV.

 • Kinderbetreuung:

In Zeiten, in denen Kita-Plätze hart umkämpft sind, sammeln Firmen mit einer unternehmenseigenen Kita gerade bei jungen Familien enorme Pluspunkte.

 • Mitarbeiterevents:

Ein gemeinsames Sommer- oder Weihnachtsfest oder eine Teambuildingmaßnahme knüpft ein engeres Band unter den Mitarbeitenden und trägt dazu bei, dass sie sich als Team fühlen und gemeinsam an einem Strang ziehen. (bk)