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Kriminalität
Echte Polizei schnappt drei falsche „Kollegen“

Im Kampf gegen die Betrugsmasche hat die echte Polizei auch eine Kampagne zur Sensibilisierung gestartet.
Im Kampf gegen die Betrugsmasche hat die echte Polizei auch eine Kampagne zur Sensibilisierung gestartet. Foto: dpa
Junge Männer wollen einem Senior 30.000 Euro abknöpfen, doch der ist misstrauisch – Erinnerungen an erfolgreichen Betrug an 90-Jähriger

Korntal-Münchingen. Die echte Polizei hat drei Männer festgenommen, die sich zuvor wohl selbst als Polizeibeamte ausgegeben hatten und in Korntal-Münchingen 30.000 Euro abholen wollten. Ein 72-Jähriger hatte am vergangenen Mittwochabend einen Anruf erhalten, bei dem sich der Anrufer als Polizeibeamter aus Stuttgart ausgab und behauptet habe, dass der Angerufene im Fokus krimineller Machenschaften stünde.

Da der Senior allerdings misstrauisch war, nahm er am nächsten Morgen Kontakt zur echten Polizei auf, wie das Präsidium erst gestern mitteilte. Bei einem weiteren Anruf am Donnerstagvormittag sei der 72-Jährige dann angehalten worden, 30.000 Euro von seiner Bank zu holen, um einen angeblichen kriminellen Bankmitarbeiter zu überführen.

Nachdem der Mann den Anweisungen Folge geleistet hatte, wollte der Anrufer ihn davon überzeugen, dass man ihm Falschgeld ausgehändigt habe, was nun abgeholt werde. Der Senior erhielt dazu Anweisungen, wie das Geld zu deponieren sei.

Zum verabredeten Zeitpunkt ist dann laut Polizei ein Auto mit den drei Tatverdächtigen im Alter von 20 und 22 Jahren erschienen. Nachdem der 20-Jährige das Geld an sich genommen hatte, wurden alle drei festgenommen. Bei der Durchsuchung habe man Bargeld in Höhe von 3400 Euro gefunden, so die Polizei. Die Herkunft dieser Beträge müsse noch geklärt werden.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurden die drei Tatverdächtigen, von denen zwei die türkische und einer die deutsche und türkische Staatsangehörigkeit haben, einem Haftrichter des Amtsgerichts Stuttgart vorgeführt. Dieser erließ einen Haftbefehl wegen versuchtem bandenmäßigen Betrugs gegen alle drei Männer. Sie wurden daraufhin ins Gefängnis gebracht.

Erfolg nach Tat im Frühjahr

Der Fall weckt Erinnerungen an jenen einer 90-jährigen Frau aus einer anderen Strohgäukommune, die Betrüger mit derselben Masche um 70.000 Euro erleichtert hatten. Kurz nach der ersten Übergabe verlangten die Täter Anfang April erneut Geld, mit jenen fast 7000 Euro, die die Seniorin auf einem Sparbuch hatte, wurde einige Tage später in Fellbach ein Mann festgenommen, der zuvor auch die fünfstellige Summe abgeholt haben soll.

Der 20-Jährige wurde unlängst wegen mehrfachen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs sowie Verbrechensverabredung zu dreieinhalb Jahren Jugendgefängnis verurteilt (wir berichteten). Er gehörte nach Ansicht des Ludwigsburger Amtsgerichts zu einer ganzen Betrügerbande, die gezielt ältere Leute angerufen – Basis dafür sind häufig älter klingende Vornamen oder kurze Nummern in den Telefonbüchern – und sich als falsche Polizeibeamte ausgegeben hatte.

Diese Festnahme und Verurteilung ist einer der seltenen Erfolgsfälle. Denn die Hintermänner agierten zumeist von der Türkei aus, die Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden sei schwierig. Sie hätten an einem Kampf gegen die Kriminellen auch „keinerlei Interesse“, hatte ein LKA-Beamter der Ermittlungsgruppe „EG Trust“ gegenüber der LKZ gesagt. Das Landeskriminalamt hatte die Gruppe Anfang 2019 eingerichtet, weil die Zahl der Fälle in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hatte. (red/jsw)