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Ermittler geraten in ein Wespennest

Kriminalpolizist sagt im Drogenprozess gegen einen Niederländer aus – Mit mehr als 100 Kilo Drogen gehandelt

Pleidelsheim/Marbach. Was die Drogenszene im Landkreis Ludwigsburg anbelangt, hat jetzt vor dem Stuttgarter Landgericht ein Polizist der Kriminalpolizei Ludwigsburg als Zeuge vor der der 19. Großen Strafkammer im Stuttgarter Landgericht Klartext geredet. Im seit Wochen laufenden Verfahren gegen einen 28-jährigen Niederländer, dem Handel mit Drogen im zweistelligen Kilobereich vorgeworfen wird, dürfte es jetzt nach der Aussage des Ermittlers um mehrere 100 Kilo Drogen gehen.

Der Kriminalhauptkommissar war Hauptsachbearbeiter im Fall eines Drogenhandels in Pleidelsheim und Marbach, in denen insgesamt drei bis vier Beschuldigte Handel mit der Ware betrieben und zwei von ihnen inzwischen zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden. In den Jahren 2015 hat sich laut dem Ermittler ein Rauschgift-Großhandel mit dem Vertrieb von weit über 100 Kilo Drogen etabliert. Zwei Männer, einer aus Pleidelsheim und einer aus Marbach waren damals durch Hinweisgeber in den Fokus der Ermittler geraten. Er sei buchstäblich „in ein Wespennest geraten“, als er die Wohnung des einen Verdächtigen in Pleidelsheim betrat. In der Wohnung habe er im März 2016 zahlreiche Macheten und Messer entdeckt. In der Luft hing der Duft von Drogen. Der Wohnungsinhaber habe gleich gesagt, er werde mit der Polizei kooperieren. Im Schlafzimmer des Verdächtigen seien Schusswaffen und mehrere eingetütete Kokain-Portionen gefunden worden. Im Keller habe er eine professionell angelegte Cannabis-Zuchtanlage und abgepackte Drogen entdeckt. In einer doppelten Wand in der Wohnung stand ein Safe, vollgepackt mit Kokain.

Mit Hilfe des Pleidelsheimers habe die Polizei herausgefunden, dass verschiedene niederländische Großhändler insgesamt 130 Kilo Kokain und Marihuana an ihn und den Marbacher Händler lieferten. Bei dem Mann aus Marbach, den die Polizei bei dessen Freundin in Kornwestheim festnahm, seien zwei scharfe halbautomatische Schusswaffen sichergestellt worden.

Bei seinen Vernehmungen habe sich herausgestellt, dass der Mann aus Pleidelsheim rund zehn Jahre lang einen umfangreichen Rauschgifthandel nicht nur im Landkreis, sondern auch außerhalb betrieben hat. Der Marbacher habe ausgesagt, dass sein Kollege weltweit verbrannte Erde hinterlassen habe. Er hatte sich der Polizei als Kronzeuge angeboten und zur Aufklärung des Kartells vor Gericht einen entscheidenden Beitrag geleistet (wir berichteten).

Schwierige Ermittlungsarbeit

Die Ludwigsburger Fahnder haben auch einige der niederländischen Drogenlieferanten festgenommen, weil sie sich in Höpfigheim recht auffällig in einem Wohngebiet benahmen und die Bewohner die Polizei alarmierten. Die Ermittlungsarbeit war laut dem Kriminalpolizisten nicht leicht, weil die Rauschgifttäter wissen, dass Handy-Gespräche abgehört und die Telefone geortet werden können. Deshalb hätten sie uralte Handys für wenige Euro gekauft, in denen sich Karten mit geringem Guthaben befanden. Nach einem Telefonat wurden die Mobiltelefone einfach weggeworfen.

Nach Abschluss der Ermittlungen ist die Polizei zu der Erkenntnis gelangt, dass zumindest die niederländischen Drogenlieferanten, die pro Monat bis zu 100 Kilo anlieferten, eine besondere Gefahr für die geständigen und mit der Polizei kooperierenden Empfänger bilden, Einer der inzwischen Verurteilten gab vor Gericht zu Protokoll, dass er in der Haft mit dem Tode bedroht worden sei. Am 9. März dieses Jahres wurde das dritte mutmaßliche 28-jährige Mitglied der Täter-Gruppe zusammen mit einem Kurier festgenommen. Ein weiterer Verdächtiger, sei erst kürzlich verhaftet worden, teilte der Vorsitzende Richter gestern mit. Das Urteil des Prozesses soll am 7. November gefällt werden.