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Museumseröffnung
Alte Wissenschaft modern verpackt

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Noch ist einiges verhüllt im Museum: Das Tellurium, Instrumente der Kartografen, der Vereinsvorsitzende Armin Hüttermann an der Mappa critica, der Gewölbekeller und die Collage (im Uhrzeigersinn).Fotos: Oliver Bürkle
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Nach vier Jahren Bauzeit wird heute das Tobias-Mayer-Museum in der Altstadt eröffnet – Kosten von rund einer Million Euro

Marbach. Noch klingelt das Handy von Armin Hüttermann, Vorsitzender des Tobias-Mayer-Vereins quasi minütlich, die Maler setzen die letzten Pinselstriche am Eingang, die Alarmanlage schrillt, obwohl niemand etwas gestohlen hat: Heute um 13 Uhr wird das neue Tobias-Mayer-Museum offiziell eröffnet.

Modern mutet das neue Museum an, sowohl der Klinkerbau als auch die Ausstellung. „Wir wollen im neuen Museum verstärkt auch Jugendliche und Schüler ansprechen“, erklärt Armin Hüttermann bei einem Informationsrundgang. Für Jugendliche wurde extra eine Broschüre entwickelt, eine für Kinder folgt noch. Aber auch für Erwachsene gibt es viel zu entdecken. Hierfür wurden extra die Öffnungszeiten ausgeweitet: Donnerstag, Samstag und Sonntag, jeweils von 13 bis 17 Uhr. „Das stemmen wir mit unseren Mitgliedern.“

Im ersten Raum im alten Mayer-Museum, das aber in das neue integriert wurde, werden Filme über die Baugeschichte des Hauses sowie über Tobias Mayer gezeigt. Der alte Hof des Marbacher „Apfelmanns“ Hermann Breitenbücher wurde abgerissen und der Neubau von den Architekten Manfred Knappe und später Martin Webler dank einer großzügigen Spende des Backnanger Unternehmers Hermann Püttmer realisiert. „Die Metamorphose des Platzes“ und „Der gute Kopf“ wurden von der Marbacher Regisseurin Sabine Willmann gedreht. Hier ist auch der Stammbaum der Familie Mayer und eine alte Fotografie der Enkelin Christiane sowie ein Brief zu sehen. Dies schickte sie zum 100-jährigen Jubiläum. Fotografie war damals noch sehr teuer, doch die Familie hatte Geld – dank Tobias Mayer, der posthum einen Preis für seine Theorie zur Bestimmung des Längengrades verliehen bekam, verbunden mit einem großen Batzen Geld.

Über den Empfang – der Eintritt kostet sechs Euro, für Schüler drei Euro – gelangt man in den Hauptraum. Chronologisch werden Lebensstationen des Astronoms, Mathematikers und Kartografen aufgezeigt: Die Zeit im Waisenhaus in Esslingen, die er selbst mit einer Zeichnung dokumentierte, seinen ersten gezeichneten Stadtplan und sein erstes Buch über Geometrie, das er als Autodidakt mit 18 Jahren verfasste. Mit 22 Jahren veröffentlichte er seinen mathematischen Atlas. In der Mitte des Buches sind zentral die Abbildungen angeordnet, links und rechts die verständlich geschriebenen Erklärtexte. „Die Abbildungen waren damals ganz neu“, betont Hüttermann. 1746 kam er nach Nürnberg, um Karten zu verbessern. 40 Karten schaffte er in fünf Jahren. Einen Bildschirm bekommt die „Mappa critica“, ein zentrales Werk in Mayers Leben. Er untersuchte andere Landkarten kritisch im Bezug auf die Datenlage. In seiner „Mappa critica“ gibt es drei Standorte für Prag: Einen nach seiner Berechnung, einen nach einer französischen Karte und einen nach einer alten Karte. Hinsichtlich des Breitengrades unterscheiden sie sich kaum, hinsichtlich des Längengrades sehr wohl. „Dieses Thema wird ihn sein Leben lang beschäftigen.“ Über die Treppe – mit Blick auf die Glasfront – kommt man ins Obergeschoss, das sich mit Mayers Leben als Mond-Wissenschaftler an der Universität Göttingen befasst. Der Mayersche Mondglobus, der erste der Welt, steht hier. Anhand eines Telluriums wird gezeigt, wie sich Erde, Mond und Sonne zueinander verhalten. „Dreht sich der Mond um sich selbst?“, fragt Hüttermann die Teilnehmer am Rundgang. Ja, tut er, einmal im Monat. Der Hingucker: Eine Collage des Wiener Künstlers Michael Fuchs. Links thront der Professor, rechts ist er als Kind mit grünem Mantel und nackten Füßen zu sehen. Im letzten Raum geht es um die Bestimmung des Längengrades. Realisiert wurde die Ausstellung, basierend auf Ideen des Vereins, von der Firma Vista Rasch aus Backnang.

Im neu aufgebauten Gewölbekeller – der Streit mit dem Denkmalamt um den Abriss des alten Kellers dauerte ein Jahr – können Veranstaltungen stattfinden. Nach vier Jahren Bauzeit freut sich Hüttermann vor allem, dass der rund eine Million Euro teure Bau fertig ist. „Es ist eine tolle Sache!“