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Telefonaktion zu Coronavirus
„Am besten bleibt man derzeit zu Hause“

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Bei der LKZ-Telefonaktion glühten gestern die Drähte. Die drei Ludwigsburger Ärzte Dr. Carola Maitra, Dr. Roland Kolepke und Dr. Martin Kullmann beantworteten im Minutentakt die Fragen unserer Leser zum Coronavirus. Wir dokumentieren die wichtigsten Fragen und Antworten.

Kreis Ludwigsburg. Meine Tochter ist schwanger im 7. Monat. Gibt es da besondere Gefahren? Meine zweite Tochter stillt ihr sieben Monate altes Baby. Soll sie mit dem Stillen aufhören?

Das brauchen die Mütter nicht. So lange man nicht positiv getestet wurde, besteht keine erhöhte Gefahr, das Virus zu übertragen.

Ich bin schon gegen die Grippe geimpft und möchte mich noch vorsorglich gegen Pneumokokken impfen lassen, weil ich eine chronisch-obstruktive Lungenkrankheit habe. Ist das sinnvoll?

Ja, denn damit können Sie das Risiko einer Lungenerkrankung minimieren. Es gibt zwar noch keine Impfung gegen das Coronavirus, aber jeder Schutz gegen andere Erkrankungen ist sinnvoll.

Ich bin 77 Jahre alt und werde nächste Woche operiert. Danach ist eine dreiwöchige Reha angesetzt. Kann ich diese antreten?

Sie können ein Krankenhaus oder eine Rehaeinrichtung so lange besuchen, wie sie nicht wegen Corona geschlossen ist. Die Ansteckungsgefahr ist in Krankenhäusern nicht höher, da die Corona-Patienten isoliert werden.

Ich möchte morgen mit meinen acht Kegelbrüdern zum Kegeln gehen. Besteht da Gefahr, sich eventuell anzustecken?

Grundsätzlich besteht nur dann eine Gefahr, sich anzustecken, wenn jemand das Virus in sich trägt. Natürlich fasst jeder die Kugeln an und deshalb besteht ein Risiko. Wer das nicht eingehen möchte, bleibt auch solchen Treffen fern.

Ich muss morgen meinen Ehemann beerdigen. Soll ich bei den Kondolenzen die Hand verweigern?

Das ist eine schwere, auch emotionale Entscheidung. Aus medizinischer Sicht ist es aber ratsam, die Hand nicht zu geben und sich auch nicht umarmen zu lassen. Auch in der Kirche wird derzeit ja der Friedensgruß nicht gegeben.

Ich gehe einmal in der Woche ins Schwimmbad. Kann ich mich dort anstecken?

Das Virus wird nicht über das Wasser übertragen. Allerdings haben wir oft eine größere Menschenansammlung in den Hallenbädern. Damit steigt das Risiko, sich anzustecken.

Gilt das auch für die Sauna?

Da ist das Risiko deshalb höher, weil sie schwitzen und auch nahe beieinander sitzen. Deshalb würde ich momentan davon abraten.

Ich arbeite im Pflegedienst und bin am 29. Februar aus der Lombardei zurückgekommen. Obwohl ich keine Symptome habe, wurde ich krankgeschrieben. Getestet wurde ich nicht, da keine Symptome vorliegen. Soll ich auf einen Test drängen, weil ich ältere Menschen pflege?

Sie bekommen keinen Test, da dieser nicht aussagekräftig wäre. Nur wenn Sie Anzeichen einer Grippe haben, dann wird der Test angeordnet. Wenn man zwei Wochen keine Krankheitssymptome hat, dann kann man wieder arbeiten gehen. Die pflegebedürftigen Menschen brauchen keine Angst zu haben. Sie sind für sie keine Gefahr.

Ich habe seit 25 Jahren eine transplantierte Niere und muss Medikamente nehmen, die das Immunsystem dämpfen. Was muss ich beachten?

Es ist ausgersprochen ratsam, sich von allen Menschenansammlungen fernzuhalten, keine öffentlichen Veranstaltungen zu besuchen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden. Hier ist höchste Vorsicht geboten, da das Immunsystem nicht richtig arbeitet. Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter halten, keine Hände geben, Hände waschen.

Wir haben einen Urlaub in einem schwäbischen Gasthof gebucht. Sollten wir diesen absagen?

Wenn der Gasthof in keinem Risikogebiet liegt, dann kann man den Urlaub antreten. Allerdings besteht bei Städtetrips ein erhöhtes Risiko. Am besten ist es derzeit zu Hause zu bleiben, wenn man kein Risiko eingehen will. Wie sich das etwa mit Blick auf den Sommerurlaub entwickelt, ist nicht absehbar.

Besteht eine erhöhte Gefahr, im ärztlichen Wartezimmer zu erkranken?

Nein, im Regelfall nicht, denn wer wegen eines Coronaverdachts in die Praxis kommen will, wird nicht in die Praxis eingelassen. Er muss bei uns etwa dreimal klingeln und wird sofort von den anderen Patienten ferngehalten.

Ich werde demnächst an der Brust operiert. Erhöht sich dadurch das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf? Wäre es besser, die Operation zu verschieben?

Nein. Lediglich bei Operationen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich ist das Risiko möglicherweise erhöht. Solche Operationen könnten verschoben werden, wenn sie nicht dringend sind. Dazu gibt es aber noch keine offizielle Empfehlung.

Ich bin 82 Jahre alt und gehe regelmäßig ins Heilbad. Kann ich das auch weiterhin tun? Erkrankungen an Herz oder Lunge habe ich nicht, lediglich an Hüfte und Knie wurde ich schon operiert.

Ihre Vorerkrankungen sind nicht maßgeblich, aber aufgrund Ihres Alters sind Sie stärker gefährdet. Da sich das Virus in feuchter Luft schneller verteilt, raten wir in den nächsten Wochen von Heilbadbesuchen ab.

Ist das Risiko einer Ansteckung höher, wenn ich im Sportstudio trainiere?

Grundsätzlich sollten Trainingsgeräte nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Sportstudios sind verpflichtet, das regelmäßig zu tun.

Wie lange ist das Virus auf Oberflächen überlebensfähig?

Ohne Kontakt zu Menschen überlebt es nicht besonders lange. Es gibt noch keine definitiven Angaben, aber höchstwahrscheinlich nur mehrere Stunden, nicht mehrere Tage.

Ich leide an einer Schilddrüsenüberfunktion in Kombination mit erhöhtem Blutdruck. Ist dadurch das Risiko erhöht?

Nein, es besteht kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Ich bin 83 Jahre alt, habe eine Schilddrüsenunterfunktion und zudem erhöhten Blutdruck. Wie wirkt sich das auf das Coronarisiko aus? Kann ich noch aus dem Haus gehen? Muss ich mir zudem Sorgen machen, dass es bei Medikamenten zu Lieferengpässen kommt?

Da es sich nicht um eine schwere chronische Krankheit handelt, besteht kein erhöhtes Risiko. Sie können das Haus weiterhin verlassen, solange offizielle Stellen nichts anderes anordnen. Medikamente für die Schilddrüse werden nicht komplett ausgehen. Falls es vorübergehend zu Engpässen kommt, sind andere Präparate verfügbar, die ersatzweise genommen werden können.

Mein sechsjähriges Kind ist schwerbehindert und wir fahren regelmäßig mit dem Auto zum Arzt. Wie kann ich mein Kind und mich vor einer Infektion in der Öffentlichkeit schützen?

Durch die Vorerkrankung Ihres Kindes besteht einerseits ein erhöhtes Risiko für einen komplizierten Verlauf, andererseits zeigen die Zahlen aus China, dass mehrheitlich ältere Erwachsene betroffen sind und Kinder meist keine oder nur leichte Symptome zeigen. Im Moment ist das Infektionsrisiko in der Öffentlichkeit gering. Allgemein raten wir aber zu ausreichend Abstand zu anderen Menschen, also einen oder besser zwei Meter, und zur Händedesinfektion.

Meine Tochter ist 29 Jahre alt und ihre Nierenfunktion ist durch eine Entzündung mittelgradig eingeschränkt. Wie schätzen Sie ihr Risiko ein? Sie macht sich zudem Sorgen, da sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren muss.

Auch wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, ist das Risiko erhöht. Was den öffentlichen Nahverkehr betrifft, sollte Ihre Tochter mit dem Arbeitgeber Lösungen für Arbeit im Homeoffice oder eine Freistellung besprechen und versuchen, die Hauptverkehrszeiten zu meiden oder im Privatauto zur Arbeit zu fahren.

Welche Symptome sprechen deutlich für eine Coronainfektion?

Anhaltender und eventuell zudem auch trockener Husten, deutliches Fieber und Atemprobleme.

Bin ich ein Risikopatient, wenn ich Asthma habe und dieses mit einem lungenerweiternden Medikament im Griff habe?

Damit gehören Sie nicht zur wirklich gefährdeten Risikogruppe.

Ich bin schon zwei Wochen krank, bekomme aber keinen Termin beim Hausarzt. Einem erhöhten Risiko war ich nicht ausgesetzt. Husten und Atemnot habe ich nicht, aber Fieber. Was soll ich tun?

Noch ist das Virus im Landkreis so wenig verbreitet, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Coronainfektion sehr gering ist, wenn Sie nicht in einem Risikogebiet waren oder mit Erkrankten Kontakt hatten. Wenn Symptome wie Ihre jedoch eine Woche anhalten, sollte man auf eine ärztliche Untersuchung bestehen.

Ich habe ein Kleingewerbe und bringe Waschmittel in Personenhaushalte. Wie soll ich mich verhalten?

Die normalen Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen reichen aus, außerdem sollten Sie Abstand zur Kontaktperson halten. Wenn Sie Geld entgegennehmen, würde ich mir danach sofort die Hände desinfizieren. Mit den Händen außerdem nicht im Gesicht reiben.

Ich habe Asthma bronchiale und bin zu einem runden Geburtstag eingeladen, die Situation macht mir Angst und Sorgen. Wie soll ich mich verhalten?

Aufgrund Ihrer Vorerkrankung und Ihren Bedenken würde ich an Ihrer Stelle eine Karte schreiben und absagen.

Wir sind beide über 80 Jahre alt und planen jetzt eine Flugreise nach Portugal. Wir haben dort ein kleines Hotel gebucht.

Generell ist es natürlich so, dass man in einem Flugzeug mit rund 300 Menschen eng zusammensitzt, von denen man nicht weiß, wie gesund sie sind. Die Ansteckungsgefahr ist größer ist als im Freien, auch ist bei Ansteckung das Risiko eines schweren Verlaufs bei älteren Menschen wahrscheinlich generell erhöht. Es ist Ermessenssache, ob Sie sich für eine reine Urlaubsreise entscheiden, ich würde bis zum Reisebeginn noch die Entwicklung der Erkrankungen im Urlaubsland beobachten und gut überdenken.

Finden sich die Viren auch auf offenem Obst und Gemüse?

Theoretisch ja, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie da lange überleben. Es muss schon eine größere Menge an Keimen sein.