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Schleppertreffen
Am Sonntag auf der grünen Wiese: Fachsimpeln über Blech und PS

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Schlepper und Oldtimer, wohin das Auge reicht: Mehr als 600 ratternde und restaurierte Schätze aus Blech waren am Wochenende in Prevorst zu sehen.Fotos: Ramona Theiss
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Beim Schleppertreffen in Prevorst sind nicht nur Traktoren, sondern Oldtimer aller Art zu sehen – Organisationsteam ist vom großen Zuspruch selbst überrascht

Oberstenfeld. Etwas anders als gewohnt verlief am Wochenende das Schleppertreffen im Oberstenfelder Ortsteil Prevorst, das die Schlepperfreunde zum vierten Mal organisiert hatten. Strahlte bei den bisherigen drei Veranstaltungen stets die Sonne, so war das Wetter bei der vierten Auflage durchwachsen. „Wir hatten zum ersten Mal Pech mit dem Wetter“, meinte Patrick Wahl von den Schlepperfreunden am Sonntagmittag, zog nach der Hälfte des Abschlusstags aber dennoch ein positives Fazit: „Trotz des Regens ist die Hölle los.“ Diese Aussage war durchaus zutreffend. Prevorst ist in aller Regel ein beschaulicher Flecken. Allerdings erwies sich das idyllisch gelegene Bergdorf beim vierten Schleppertreffen erneut als Publikumsmagnet, der Oldtimerfreunde und Besucher in Scharen anzog.

Erstmals hatten die Schlepperfreunde ihr Treffen vor einigen Jahren organisiert. Damals war die Aktion in Feierlichkeiten des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald eingebettet. „Das kam gut an“, erinnerte sich Wahl. „So entstand die Idee, ein eigenes Schleppertreffen ins Leben zu rufen.“

Dieses findet seit 2011 nun alle zwei Jahre auf der grünen Wiese statt. Längst hat die Veranstaltung Eventcharakter angenommen. Rund 120 ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz und bewirteten ihre Gäste in einer Scheune am westlichen Ortsrand. Davor traten Musiker auf einer eigens aufgebauten Bühne auf, eine Holzsägerei war in Betrieb, und auf einer sogenannten Leistungsbremse konnten Oldtimerbesitzer messen, mit wie vielen Pferdestärken sie auf ihren historischen Vehikeln unterwegs sind.

Der Name Schleppertreffen ist ein wenig irreführend, da in Prevorst nicht nur Schlepper und Traktoren, sondern Oldtimer jeglicher Art zu bewundern sind. Etwa 600 Besitzer haben ihre Schätze auf Vordermann gebracht und stellen die alten Schlepper, Motorräder, Unimogs und andere Fahrzeuge aus. „Vielleicht sind es sogar noch mehr“, sagte Wahl, als immer weitere Oldtimerbesitzer auf das Festivalgelände drängten und er zusätzliche Stellplätze finden musste.

Auch Stefan Heinzelmann und sein Sohn Felix aus Talheim sind mittlerweile Stammgäste beim Prevorster Schleppertreffen. In diesem Jahr zeigten die beiden Oldtimerfans eine echte Rarität: ein Vehikel mit drei Rädern und einer Ladefläche aus Holzlatten, das sie in St. Johann auf der Schwäbischen Alb gekauft haben. „Das ist ein Unikum aus der Nachkriegszeit“, erzählte Heinzelmann. „Vermutlich wurde damit Holz, Heu oder Hasenfutter transportiert.“ Früher hätten viele Alb-Bauern derartige Gefährte komplett im Eigenbau konstruiert. „Das war aus der Not heraus geboren, es gab ja kaum Fahrzeuge oder Motoren. Und wenn, waren sie sehr teuer.“

Vater und Sohn haben das Dreirad gemeinsam liebevoll restauriert, sogar eine eigene Mischung zum Imprägnieren entwickelt. Ziel der Restaurierung sei nicht mehr – wie in früheren Zeiten üblich – ein möglichst fabrikneu erscheinendes Fahrzeug zu haben, erläuterte Heinzelmann. „Man soll die Verschleißspuren auch nach der Restaurierung sehen und den Oldtimer-Touch spüren können.“

Die Schlepperszene habe sich in den vergangenen 20 Jahren verändert, so Heinzelmann. Früher habe er noch ein eher exotisches Hobby gehabt. „Mittlerweile gibt es im Umkreis von 100 Kilometern im Sommer jedes Wochenende ein Schleppertreffen.“ Eines aber sei gleich geblieben: „Es wird immer noch viel über Blech und Benzin gesprochen“ – und das Fachsimpeln auf der grünen Wiese scheint immer mehr Liebhaber zu finden.