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Verkehr
Anschubhilfe für Radleihsystem

So schön in Reih und Glied stehen die Leihräder nicht überall, auch das trägt nicht zur Attraktivität bei. Archivfoto: Holm Wolschendorf
So schön in Reih und Glied stehen die Leihräder nicht überall, auch das trägt nicht zur Attraktivität bei. Foto: Holm Wolschendorf
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Ein Förderprogramm soll helfen, dass Regiorad-Stuttgart künftig nicht mehr den Erwartungen hinterherhinkt

Kreis Ludwigsburg. Die Route zwischen dem Ludwigsburger Bahnhof und den Unternehmen an der Grönerstraße und Gänsfußallee gehört zu den erfolgreichsten des Fahrrad-Verleihsystems Regiorad-Stuttgart. Rund 1800 Fahrten zählten Statistiker hier im vergangenen Jahr. Auch an der Stadtbahnhaltestelle in Neckargröningen stiegen nach Angaben des regionalen Verkehrsdirektors Jürgen Wurmthaler die Ausleihzahlen, seit die Räder auch one-way nach Stuttgart oder Pattonville geordert werden können. „Trotzdem bleibt die Nutzung insbesondere außerhalb der Landeshauptstadt hinter den Erwartungen zurück“, bekannte Wurmthaler in dieser Woche im Verkehrsausschuss.

Mehr als 40 Kommunen dabei

Dabei ist Regiorad-Stuttgart in den vergangenen Jahren im großen Stil runderneuert worden. Unter Federführung der Landeshauptstadt und der Betreiberin, der Bahntochter DB Connect, schossen rund 175 Verleihstationen in mehr als 40 Kommunen aus dem Boden. Aktuell stehen den Nutzern gut 650 Fahrräder und 450 Pedelecs zur Verfügung. Im vergangenen Jahr wurden sie rund 178.000 Mal genutzt. Die Idee: Pendlern, Kurzstreckenfahrern und Freizeitradlern ein nachhaltiges Angebot für die letzte Meile zum Ziel zu machen.

Woanders klappt das offenbar besser. In der Metropolregion Rhein-Neckar zum Beispiel können Interessierte rund 2000 Fahrräder ausleihen, gibt Wurmthaler an. „Auch das Ausleihverfahren ist reger“, sagte er im Verkehrsausschuss.

Das System ist nach Ansicht der Sozialdemokratin Jasmina Hostert aus dem Kreis Böblingen nicht flexibel genug. „Es gibt innerorts zu wenig Stationen, an denen die Räder abgestellt werden können.“ Hier soll nun mit der Aktion „zwei für eine“ eingegriffen werden. Dem Verkehrsdirektor Wurmthaler schwebt ein Förderprogramm für Kommunen vor, die bei der Errichtung einer Regiorad-Station eine weitere bezuschusst bekommen. Darüber hinaus sollen Städte und Gemeinden, die bei dem Verleihsystem bereits mitmachen, ebenfalls Förderungen für weitere Angebote erhalten.

Wurmthaler stellt zudem Freiminuten für Pedelecs in Aussicht, ein einheitliches Beschilderungssystem, bessere Buchungsfunktionen, eine Marketingkampagne und eine zusätzliche Stelle. Ein Kümmerer soll für eine Verzahnung zwischen der Region und der Stadt Stuttgart sorgen. Die Nutzung von E-Rollern hat der Verkehrsdirektor noch nicht in das Paket mit aufgenommen. Er hält es aber für möglich, der Politik noch vor der Sommerpause Vorschläge zu unterbreiten.

300.000 Euro pro Jahr nötig

Zum Nulltarif sind die Verbesserungen selbstverständlich nicht zu bekommen. In den kommenden Jahren werden laut der Verbandsverwaltung Finanzmittel in Höhe von jeweils 300.000 Euro fällig. 2020 ist es wohl mit der Hälfte getan.

Die Fraktionen in der Regionalversammlung scheinen das Konzept mitzutragen. „Wir sind mit Regiorad auf dem richtigen Weg“, sagte der Freie Wähler Rainer Gessler aus Markgröningen. „Diese Vorhaben werden einen Schub bringen.“ Die Grünen, nach eigenen Angaben glühende Fans des Leihsystems, begrüßen, dass es Freiminuten für Pedelecs geben soll. Sie sprechen von einem „Meilenstein für die nachhaltige Mobilität“. Für die Linken steht fest, dass die Region jetzt ernst macht.

Die FDP mahnte unterdessen an, ein Auge auf den Kosten zu haben. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Rainer Ganske aus Gärtringen, verspürt gar Bauchschmerzen, weil der geplante Kümmerer in Stuttgart angesiedelt sein soll. „Das große Defizit bei Regiorad ist jedoch die Fläche“, so Ganske – und in der Vergangenheit habe es zwischen den Kommunen und der Landeshauptstadt immer wieder Beißreflexe und Vorbehalte gegeben.