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Archäologen rätseln: Was liegt unter dem künftigen Gewerbegebiet in Pleidelsheim verborgen?

Auf dem Gelände des zukünftigen „Gewerbegebietes XII“ (Erweiterung des bestehenden Gewerbegebietes an der Fritz-Roth-Straße) finden archäologische Voruntersuchungen mit dem Bagger statt. Foto: Holm Wolschendorf
Auf dem Gelände des zukünftigen „Gewerbegebietes XII“ (Erweiterung des bestehenden Gewerbegebietes an der Fritz-Roth-Straße) finden archäologische Voruntersuchungen mit dem Bagger statt. Foto: Holm Wolschendorf
Das Landesamt für Denkmalpflege untersucht derzeit den Boden des künftigen Gewerbegebiets XII in Pleidelsheim. Die rund zweiwöchigen archäologischen Voruntersuchungen deuten darauf hin, dass sich an der Stelle, wo bald örtliche Gewerbebetriebe hinziehen wollen, vorgeschichtliche Siedlungsreste befinden.

Pleidelsheim. Etwa 2,3 Hektar groß ist die Fläche am Ortsausgang Richtung Freiberg im Bereich von Raiffeisen- und Fritz-Roth-Straße. Ende des Jahres soll der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst werden, so dass 2023 insbesondere ortsansässige Firmen dort bauen können. Doch bevor die Hallen entstehen, soll gesichert werden, was sich in dem Gebiet potenziell an archäologisch wertvollen Kulturdenkmälern befindet. Basis für die archäologischen Voruntersuchungen, die seit Anfang vergangener Woche stattfinden, sind Anomalien, die man auf Luftbildern gesehen hat. Wie Felicitas Schmitt, Gebietsreferentin für Vor- und Frühgeschichte im Landesamt für Denkmalpflege, erklärt, wächst auf Ackerflächen das Getreide schlechter, wenn sich darunter im Boden Mauerreste befinden. Gleichzeitig wächst es besser, wenn darunter Gruben oder Keller sind. Auf eigens angefertigten Luftbildern sind dann die sich deutlich abzeichnenden Strukturen zu erkennen. „In Pleidelsheim sieht es so aus, als ob sich dort vorgeschichtliche Gruben oder Grabenstrukturen befinden könnten“, sagt die Expertin. Wahrscheinlich handele es sich dabei um Vorratsgruben, beispielsweise für Getreide. Solche Gruben sind laut Felicitas Schmitt später oft einer Nutzung als Abfallgrube zugeführt worden, in denen Archäologen Keramikreste, Tierknochen und selten auch Metallgegenstände wie Fibeln, die zum Schließen von Gewändern verwendet wurden, gefunden haben. Dass sich im unweit gelegenen Benningen ein Römerkastell befindet, muss laut der Archäologin kein Hinweis darauf sein, dass in Pleidelsheim Funde aus der Römerzeit zu erwarten sind. „Im Landkreis Ludwigsburg kann man keine Zeit ausschließen – dort sind Funde von der Jungsteinzeit bis zu den Römern denkbar“, sagt Felicitas Schmitt.

Zweiwöchige Sondierung mit dem Bagger

Was also befindet sich im Boden des künftigen Gewerbegebiets in Pleidelsheim? Um diese Frage zu beantworten, führt das Team Projekt flexible Prospektion des Landesamts für Denkmalpflege seit 2. Mai eine zweiwöchige Sondierung auf dem Areal durch. Dabei macht ein Bagger mit seiner Schaufel in einem Abstand von zehn bis 15 Metern etwa zwei bis drei Meter breite und einen guten halben Meter tiefe Schnitte in den Boden. Damit potenzielle Fundstücke nicht zerstört werden, geschieht das schichtweise. Wird in 50 bis 60 Zentimetern Tiefe noch nichts gefunden, wird weiter Boden abgetragen. „In einer Hanglage in Weissach haben wir Befunde erst in einer Tiefe von eineinhalb Metern festgestellt“, sagt Felicitas Schmitt.

Fundament oder Drainagegraben

Und in Pleidelsheim? „Im östlichen Bereich der Fläche gibt es wenige Befunde“, sagt die Archäologin. Steinreihen könnten auf ein Fundament oder einen Drainagegraben hinweisen. Um was es sich genau handelt, würden die weiteren Ausgrabungen in westliche Richtung zeigen. Wenn nicht noch mehr Befunde auftauchen sollten, wird die Untersuchung abgeschlossen. Dann erfolgt die Dokumentation der Sondierungsergebnisse. Dabei wird festgehalten, wo gegraben wurde, wo sich die Gruben befinden und welche Ausmaße sie haben. Auch ein Profil davon wird erstellt. Gibt es auch Fundstücke, werden sie entnommen und untersucht. Sollten doch noch wichtige archäologische Zeugnisse gefunden werden, wird Felicitas Schmitt entscheiden, ob eine Rettungsgrabung nötig wird, um sie zu sichern. Dabei wird sich der Baggerfahrer die zehn bis 15 Meter breiten Abschnitte vornehmen, die er bei der Sondierung ausgelassen hat.