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Weitblick-Weg
Begehbare Kunstwerke in den Weinbergen

Nicht nur den Blick auf Hohenhaslach soll der Besinnungs- und Meditationsweg eröffnen.Fotos: Alfred Drossel
Nicht nur den Blick auf Hohenhaslach soll der Besinnungs- und Meditationsweg eröffnen. Foto: Alfred Drossel
Erste Station: Ein sechs Meter hoher Kelch.
Erste Station: Ein sechs Meter hoher Kelch.
Seit sieben Jahren plant der Weitblickverein Hohenhaslach, einen Weg in der Weinberglandschaft anzulegen. Jetzt ist er fast am Ziel: Gestern wurden die Arbeiten für die Fundamente der Kunstwerke aufgenommen. Am 14. April soll der Weg eröffnet werden.

sachsenheim. Der Weitblick-Weg ist ein Besinnungs- und Meditationsweg mit sechs Stationen, die auf einer Länge von 4,5 Kilometern verteilt sind. „Zwei bis drei Stunden benötigt der Wanderer, um alle Stationen zu sehen“, sagt Reinhard Baumgärtner, einer der Initiatoren und Motor des Projektes. Die Verwirklichung der Idee war nicht einfach: Behördliche Auflagen, vor allem des Naturschutzes, haben viel Zeit und Nerven gekostet.

An jeder Station befindet sich ein begehbares Kunstwerk, das einen Erlebnisraum zu Grundfragen des Lebens eröffnet. Dort stehen auch Texttafeln mit einem kurzen Impuls, die der Hohenhaslacher Pfarrer Michael Wanner erarbeitet hat. Sie sollen zum Nachdenken anregen.

Die Konzeption des Weges sei so ausgelegt, dass „weite Teile der Bevölkerung aus allen Bildungsmilieus erreicht werden können“, betont Reinhard Baumgärtner. Der Name Weitblick-Weg sei gewählt worden, da man von diesen Weinbergen einen sehr schönen Fernblick erleben kann und weil der Weg neue „Weitblicke“ auf das eigene Leben eröffnen soll, erklärt Baumgärtner die Konzeption.

Die einzelnen Stationen sollen zur Besinnung und Meditation anregen, Menschen in hektischer Zeit Momente der Ruhe und des Krafttankens erleben. Auf der inhaltlichen Ebene werden sich neben lebensweisheitlichen Impuls-Texten auch Impulse über den christlichen Glauben finden. „Dieser ist letzlich die Basis unserer christlich-abendländischen Kultur“, ergänzt Baumgärtner.

Der Tübinger Künstler Martin Burchard hat die Gesamtkonzeption des Weges erarbeitet. Burchard ist durch viele Arbeiten im öffentlichen Raum und durch das Referenzprojekt „Weiterweg“ bekannt. Für die Landesgartenschau 2014 in Schwäbisch Gmünd hatte er einen Meditationsweg mit sieben Stationen entworfen.

Zum Symbol des Weges wird die erste Station: Sie stellt einen großen und stilisierten leeren Kelch dar. Im Leben sei es ja immer wieder so, dass die Menschen Leere empfinden. Diese Station soll mit einem Impulstext und mit dem Blick durch einen großen Ring in den Himmel wieder hoffen lassen. In diesem Wegbereich werden sich vier derartige Skulpturenpaare finden. Es wird jeweils ein Begriffspaar thematisiert: Trägheit und Aktivität. Der negative Begriff wird sich immer dort finden, wo es den Berg hinunter geht. Der positive Begriff wird sich dort finden, wo es den Berg hinauf geht. Die Frage, die sich stellt, ist: wie kann ich glücklicher leben.

Die Kunstinstallation am geologischen Fenster soll einen Erlebnisraum zum Thema „Keine Zeit für Hektik“ eröffnen. In dem geologischen Fenster, wo man auf 200 Millionen Jahre Erdgeschichte schaut, befindet sich eine Uhr. Diese Uhr hat keine Zeiger. Das soll ein Impuls sein, die Zeit mal stillstehen zu lassen und sich von der Hektik des Alltags zu distanzieren.

In einer Zeit der knapper werdenden natürlichen Ressourcen erscheint es sinnvoll, auch bei der Herstellung von Kunstwerken darauf zu achten, dass dies ökologisch behutsam geschieht und keine Materialverschwendung nötig ist. Seit dem Jahr 2012 arbeitet Künstler Burchard deshalb mit einem Prinzip, das er „verschnittoptimierte Herstellung von Kunstwerken“ nennt. Aus großen Stahlplatten werden durch Brennschneiden verschiedene Formen hergestellt, die für verschiedene Stationen verwendet werden. Der Naturschutz hat zur Auflage gemacht, dass das Metall nicht glänzen darf, sondern rostig sein muss.

Reinhard Baumgärtner rechnet mit Kosten von 180.000 Euro. Erfreut zeigt er sich, dass 60 Prozent davon vom Naturpark Stromberg-Heuchelberg gefördert werden, aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union.