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Medizin
Bei Hausärzten ist der Kreis Primus in der Region

Ein Arzt misst den Blutdruck eines Patienten. Wegen eines Protestes bleiben nächste Woche auch im Kreis Ludwigsburg einige Arztpraxen geschlossen. Archivfoto: Bernd Weißbrod/dpa
Ein Arzt misst den Blutdruck eines Patienten. Wegen eines Protestes bleiben nächste Woche auch im Kreis Ludwigsburg einige Arztpraxen geschlossen. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Das Netz der Arztpraxen ist fast überall in Deutschland engmaschiger geworden. Im Kreis kommen aktuell knapp 150 Praxis-Ärzte und Psychotherapeuten auf 100 000 Einwohner. Das hat eine Auswertung des Bundesarztregisters durch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ergeben.

Kreis Ludwigsburg. Bundesweit waren laut dpa zum Stichtag 31. Dezember 2019 rund 149 700 Ärzte und 28 000 Psychotherapeuten mit einer Zulassung für die Versorgung gesetzlich versicherter Patienten tätig. Das war gegenüber 2018 ein Plus von 1,4 Prozent. Tatsächlich bedeute dieser Zuwachs aber nur ein Kapazitätsplus von 0,2 Prozent, zitiert dpa die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Viele Ärzte wollten in Teilzeit arbeiten oder Angestellte statt Praxisinhaber sein.

Mit genau 149,3 Ärzten und Psychotherapeuten pro 100 000 Einwohner liegt der Kreis Ludwigsburg auch hinsichtlich der Ärzteversorgung im Rahmen seiner sonstigen Kennziffern innerhalb der Region Stuttgart: Esslingen hat mit 150,2 Ärzten zwar eine geringfügig dichtere Ärzteversorgung, der Landkreis Böblingen (139,4), der Rems-Murr-Kreis (138,2) und der Kreis Göppingen (130,3) liegen aber recht deutlich unter dem Kreis-Wert. Die höchste Ärztedichte der Region hat erwartungsgemäß die Landeshauptstadt mit 232,8 Ärzten und Psychotherapeuten pro 100 000 Einwohner.

Generell ist die Ärzteversorgung in den Großstädten besonders gut. So liegen im Vergleich der Bundesländer die Stadtstaaten Bremen (301,1) Hamburg (292,9) und Berlin (283,7) deutlich vorn. Diese Konzentration in den Ballungsräumen belegen auch die Landeszahlen. Dabei stechen insbesondere die Universitätsstädte deutlich hervor. So kommen in Heidelberg 396,6 Ärzte und Psychotherapeuten auf 100 000 Einwohner – das ist der deutsche Spitzenwert insgesamt. Auch Freiburg (394,1) und Ulm (258) haben eine höhere Ärztedichte als andere Großstädte wie Mannheim (243,2) und Karlsruhe (237,9).

Gerade in den Ballungsräumen konzentrieren sich neben den niedergelassenen Ärzten auch die Krankenhausärzte und andere Heilberufe wie Physiotherapeuten oder Logopäden. Dagegen ist in dünner besiedelten Gegenden auch eine weniger engmaschige Ärzteversorgung zu verzeichnen – mit Lücken gerade im ländlichen Raum. Die bundesweit wenigsten niedergelassene Mediziner im Verhältnis zur Bevölkerung gibt es mit 80,6 Ärzten auf 100 000 Einwohner im Landkreis Coburg in Bayern.

Der entscheidende Indikator für die Versorgung in der Fläche sind die Hausärzte – auch im Landkreis stellt sich vor allem in kleineren Gemeinden immer wieder die Frage, ob bestehende Praxen erhalten bleiben. Dabei steht der Kreis Ludwigsburg im regionalen Kontext im Blick auf die Hausarztversorgung ordentlich da: Aktuell kommen auf 100 000 Einwohner 63,4 Hausärzte. Das ist der beste Wert in der Region Stuttgart – vor der Landeshauptstadt selbst (63,1) und den Kreisen Esslingen (62,5), Rems-Murr (59,8), Böblingen (57,8) und Göppingen (57,7). Deutlich höher als Ludwigsburg liegen in der Hausarzt-Versorgung im Südwesten nur der Rhein-Neckar-Kreis (70,8) und die badischen Landkreise zwischen Rhein und Schwarzwald. Am prekärsten ist die Versorgung im Landkreis Tuttlingen mit 48,8 Hausärzten je 100 000 Einwohner – der schlechteste Wert bundesweit.

Allerdings gilt auch für den Landkreis: 17,4 Prozent der Hausärzte sind über 65 Jahre alt – für fast jede fünfte Praxis stellt sich also in absehbarer Zeit die Frage der Übergabe und damit die Sicherung einer wohnortnahen Versorgung. KBV-Chef Andreas Gassen betont auch vor diesem Hintergrund, dass der Trend zur Teilzeit ungebrochen sei. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiele wie überall in der Gesellschaft auch bei jungen Ärztinnen und Ärzten eine wichtige Rolle. Wie wichtig ein leistungsfähiges Ärztenetz sei, zeige auch die Bekämpfung der Coronakrise: „Sechs von sieben Patienten werden ambulant behandelt.“