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Energie
Beilsteiner Biogasanlage soll nach Erweiterung noch mehr bio werden

Mehr als fünf Millionen Kilowattstunden Strom jährlich sollen nach der Erweiterung der Beilsteiner Biogasanlage dort produziert werden. Die Betreiber wollen weniger Mais, dafür insektenfreundliche Energiepflanzen einsetzen. Archivfoto: Uwe Anspach/ d
Mehr als fünf Millionen Kilowattstunden Strom jährlich sollen nach der Erweiterung der Beilsteiner Biogasanlage dort produziert werden. Die Betreiber wollen weniger Mais, dafür insektenfreundliche Energiepflanzen einsetzen. Foto: Uwe Anspach/ dpa
Die neuen Eigentümer der Beilsteiner Biogasanlage möchten diese erweitern und mit insektenfreundlichen Energiepflanzen zur ersten Bio-Biogasanlage in den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn machen.

Beilstein/Großbottwar. Vor rund einem Jahr haben Andreas und Martin Föll die insolvent gegangene Beilsteiner Biogasanlage nebst Rinderstall übernommen und dafür eine eigene Gesellschaft gegründet, deren Geschäftsführer sie sind. Auf seinem Geflügelhof im Sauserhof bei Großbottwar betreibt Martin Föll bereits eine Biogasanlage. Mit seinem Bruder will er nun die Anlage in Beilstein erweitern

Beitrag zur Energiewende

Die Brüder sehen ihr Vorhaben auf der Höhe der Zeit. Schließlich soll Deutschland laut Koalitionsvertrag der neuen Regierung seinen Strombedarf bis 2030 zu 80Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen. Aktuell liege der Anteil erst bei 47 Prozent, erklärten die Brüder bei der Präsentation ihrer Pläne im Beilsteiner Gemeinderat. Somit sei eine Steigerung von 30 Prozent nötig, „ein Riesenkraftakt“, zu dem Projekte wie das ihre einen Beitrag leisteten.

Die Beilsteiner Biogasanlage liefert Strom und Wärme. Mit den Umbauten im Bestand soll die Produktion jeweils gesteigert werden und damit eine noch höhere Kohlenstoffdioxid-Reduktion durch den Einsatz der erzeugten erneuerbaren Energien von knapp 4,2 Tonnen pro Jahr bewirkt werden (seither rund 3,2 Tonnen). Denn wurden bislang rund 3,8 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, sollen es künftig rund 5,1 Millionen sein, die ins Beilsteiner Stromnetz eingespeist werden. Somit könnten rechnerisch fast 1500 Haushalte versorgt werden und damit 71 Prozent der Beilsteiner. Bisher reichte die Strommenge für knapp 1100 Haushalte, was einem Anteil von 52 Prozent der Einwohner entspricht. Mit etwas mehr als fünf Millionen statt bisher nicht ganz vier Millionen Kilowattstunden wird auch mehr Wärme bereitgestellt, wovon Beilstein ebenfalls profitieren könnte, so Martin Föll. Seither wird die Wärme entsprechend bestehender Verträge nach Ilsfeld geliefert. Auch die zusätzlich produzierte Menge werde vorerst dorthin gehen, erklären die Brüder.

Weniger Mais, mehr insektenfreundliche Pflanzen

Darüber hinaus soll die Anlage im Zuge der Erweiterung zur ersten Bio-Biogasanlage in den Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn werden, kündigen Fölls an. Dies wollen sie durch einen veränderten Substrateinsatz erreichen. Dabei werde man anteilig weniger Mais verwenden und stattdessen zum Beispiel die „Durchwachsene Silphie“ als insektenfreundliche Energiepflanze nutzen. Zudem wolle man statt Schweinegülle künftig Hühnerkot einmal wöchentlich anliefern – und zwar aus zwei Legehennenställen mit Freilauf, deren Bau man auf dem Lichtenberg bei Oberstenfeld plant (wir berichteten).

Auch änderten sich die Anfahrtswege durch andere Anbaugebiete, so dass aus Richtung Schmidhausen lediglich 20 Prozent der Pflanzen angefahren würden und die übrigen Ernten aus Richtung Abstatter Hof und Ilsfeld. Zudem reduziere sich die Gesamtzahl der Fahrten auf 594 pro Jahr, da man in größeren Fahrzeugen 16 Tonnen Ladung statt bislang zehn transportiere. Genehmigt sind 675 Fahrten jährlich. Durch die höheren Transportkapazitäten verringere sich auch die Abfuhr der Gärreste von 374 auf 343 Fahrten im Jahr.

Gemeinderäte wollen keine Laster in der Stadt

Die genehmigten Streckenführungen indes möchten Fölls beibehalten, auch den Anfahrtsweg über die Bahnhofstraße – sehr zum Ärger der Beilsteiner Stadträte. Quer durch die Fraktionen drängten sie darauf, auf diese Route zu verzichten und stattdessen Beilstein auf Feldwegen zu umfahren. Doch diese Möglichkeit wollen sich Fölls nicht nehmen lassen, da Umwege Zeit und Sprit kosteten. Sie verwiesen darauf, dass lediglich für zwölf Prozent der Fahrten, aufgeteilt auf drei Tage im Jahr, die Bahnhofstraße genutzt werde, da nur Grasschnitt auf diesem Wege transportiert werde. Ansonsten vermeide man es wegen der schwierigen Durchfahrt so oft wie möglich, durch die Stadt zu fahren.

Nach langer Diskussion gab das Gremium mit der Auflage, dass die Fahrten durch die Bahnhofstraße reduziert werden sollen, sein Einvernehmen für die Erweiterung der Anlage. Viel mehr Handlungsmöglichkeiten hatte der Gemeinderat auch nicht. Denn emissionsschutzrechtlich spricht laut dem Landratsamt Heilbronn nichts gegen die Erweiterung und auch die Fahrtwege sind von der Kreisbehörde genehmigt.