1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Ludwigsburg
Logo

Fahrzeugmarkt
Bestand an E-Autos wächst, aber auch die Existenzangst

•Weitere Ladestationen für E-Autos sollen in Bietigheim-Bissingen gebaut werden. Archivfoto: Jan Woitas/dpa
•Weitere Ladestationen für E-Autos sollen in Bietigheim-Bissingen gebaut werden. Foto: Jan Woitas/dpa
Autohändler in der Region und im Kreis Ludwigsburg haben ein Drittel ihres Umsatzes verloren

Stuttgart/Ludwigsburg. Im April wurden im Kreis Ludwigsburg 1822 Personenkraftwagen (Pkw) neu zugelassen. Das meldete die Zulassungsstelle. „Da ist viel, wenn der Lockdown-April 2020 als Vergleich genommen wird“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart: „Damals waren es nur 923 Neuzulassungen.“ „Wenig war es, wenn der coronafreie April 2019 der Vergleich ist“, ergänzt Innungsgeschäftsführer Christian Reher: „Da waren es 2530 neu zugelassene Pkw. Unsere Autohändler haben also im Vergleich zu normalen Zeiten durch die Coronamaßnahmen rund ein Drittel ihres Umsatzes verloren.“ Wobei nicht nur Corona, „sondern auch die Coronapolitik den normalen Zeiten ein Ende machte“, sagt Markus Klein, der Kreisvorsitzende der Innung. „468 Neuzulassungen im Kreis sind staatlich geförderte E-Autos und Plugin-Hybride. Das wirbelt den Markt ganz schön durcheinander.“ Bei den E-Autos gibt es inzwischen schon Ersatzbeschaffungen: Die Bestandszahlen wachsen nicht parallel zu den Neuzulassungen.

„Wir haben argumentiert, gebeten und gefleht, diesen Unsinn zu lassen“, sagt Torsten Treiber und meint damit den Lockdown für die Autohäuser seit 16. Dezember, denen die meiste Zeit nur noch Onlinehandel und Telefon als Vertriebsweg blieben. Jetzt hofft er, wie die ganze Branche, auf warmes Wetter und sinkende Inzidenzwerte. Nicht, dass er denen mit Blick auf die Ansteckungsgefahr in Autohäusern irgendeine Bedeutung zumisst: „Die Inzidenz erreichte Rekordwerte, während die Verkaufsräume der Autohäuser geschlossen waren. An denen wird es also nicht gelegen haben.“

Bei den Inhabern der rund 700 von der Innung betreuten Betriebe in der Region Stuttgart, darunter rund 200 im Kreis Ludwigsburg, „herrscht nach wie vor Existenzangst“, sagt der Obermeister: „Vor allem bei den großen Betrieben stellen die Umsätze und Gewinne aus dem Handel mit Neu- und Gebrauchtwagen einen wesentlichen Anteil an der Kostendeckung dar.“ Und Angst um ihre Firma hätten auch die Beschäftigten: „Die sehen ja recht genau, wie der Laden läuft.“

Das Werkstattgeschäft schwächelt bei manchen Betrieben, weil viele Autos weniger gefahren werden. Beim Handel fallen 1822 Pkw-Neuzulassungen und 3703 Gebrauchtwagen-Besitzumschreibungen „in dieser Situation eher unter die Überschrift ‚Tropfen auf den heißen Stein‘“, sagt Markus Klein. „Ein Großteil sind immer noch Auslieferungen von Fahrzeugen, die vor dem Dezember-Lockdown 2020 bestellt worden sind.“

Dazu gehören vor allem auch Elektrofahrzeuge und Plugin-Hybride. Die Zulassungsstelle kann die Neuwagen nach Antriebsarten aufschlüsseln: 229 Elektroautos und 239 Plugin-Hybride (mit staatlicher Förderung), 250 Vollhybride, 242 Diesel und 662 Benziner (und andere Treibstoffarten). Bei den Gebrauchten sind es 759 Diesel und 2944 Benziner und andere Treibstoffarten.

Der Bestand der E-Autos ist im Kreis Ludwigsburg gegenüber dem März um 191 auf 3845 angewachsen. Die Plugins wuchsen um 234 auf 3537. „Da die Neuzulassungen in beiden Bereichen höher liegen als der Bestandszuwachs, sehen wir, dass hier bereits die ersten E-Autos ausgemustert werden“, erklärt Christian Reher den Zusammenhang. Was aber nichts über das Schicksal der Gebrauchtmodelle sagt: „Sie verschwinden aus der Zulassungsstatistik, wohin, ist schwer zu sagen. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos im Moment kein Zuckerschlecken ist, weil Gebrauchtfahrzeuge preislich schwer gegen neue E-Auto-Modelle mit Prämie ankommen“, sagt Torsten Treiber.