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Interview
Bewusstsein für Steillagen schärfen

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Günther Pilz. Archivfoto: privat
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Dreimal Steillagen: bewirtschaftet, verwildert – und abgestürzt. Foto: Alfred Drossel
Hessigheims Bürgermeister Günther Pilz ist neuer Sprecher der Steillagenschutzgemeinschaft „Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept“ (Ilek). Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er, wofür er zuständig ist – und mit welchen Projekten er die Steillagen erhalten will.

Hessigheim. Der Steillagenweinbau prägt das Landschaftsbild in der Region, doch immer mehr Wengerter geben ihre Anbauflächen auf. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, starteten die Kommunen Benningen, Bönnigheim, Freiberg, Gemmrigheim, Hessigheim, Ingersheim, Kirchheim, Lauffen, Mundelsheim und Walheim im Jahr 2015 das Ilek. Seit einem Jahr ist auch Besigheim Mitglied. Vertreter der Kommunen und des Landkreises sowie Akteure aus dem Weinbau, Tourismus und Naturschutz erarbeiten zusammen mit interessierten Bürgern Ideen, wie die Kulturlandschaft erhalten werden kann. Ein Planungsbüro koordiniert die Arbeit des Ilek. Um die Projektideen umzusetzen, wurde ein Regionalmanagement mit Geschäftsstelle eingerichtet, das seit Mai tätig ist.

Wie sind Sie Sprecher des Ilek geworden?

Günther Pilz: Bislang war Albrecht Dautel als Bürgermeister der Gemeinde Wahlheim der Ilek-Sprecher. Seit Juli ist er als Bürgermeister der Stadt Bönnigheim tätig und ist von seinem Amt zurückgetreten. Meine Kollegen aus den beteiligten Kommunen sind dann auf mich zugegangen, da Hessigheim zentral im Ilek-Gebiet liegt. Der Steillagenweinbau ist außerdem ein sehr wichtiger Bestandteil der Weinbautradition unserer Kommune. Da hat es sich für mich geradezu angeboten, das Amt zu übernehmen.

Was sind Ihre Aufgaben als Sprecher?

Ich arbeite sehr eng mit dem Planungsbüro zusammen und koordiniere gemeinsam mit der Geschäftsstelle die Sitzungen der verschiedenen Projektgruppen des Regionalmanagements. Ich übernehme außerdem einen kleinen Teil der bürokratischen Aufgaben, wie die Abrechnung der Beiträge der Kommunen für das Regionalmanagement. Hauptsächlich bin ich aber als Vertreter der beteiligten Kommunen für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Das Regionalmanagement prüft ebenfalls, welche Projektideen umsetzbar sind und ob dafür Fördermittel zur Verfügung stehen. Hier möchte ich miteinbezogen werden, da der Erfolg der Projekte von den Fördermitteln abhängt. Gemeinsam werden wir aber auch versuchen, die betroffenen Akteure für die Pläne zu gewinnen.

Welche Probleme gibt es für den Steillagenweinbau in der Umgebung?

Seit Jahrhunderten sind die Steillagenweinberge der Region ein prägendes Element der Landschaft, das wirtschaftlich und traditionell große Bedeutung hat. Dieses Kulturerbe steht jedoch vor einer großen Herausforderung. Diese Form des Weinbaus ist wirtschaftlich gesehen nicht mehr rentabel, denn es muss hauptsächlich von Hand gearbeitet werden. In Zeiten der globalisierten Weinmärkte ist diese Arbeitsweise nicht gewinnbringend. Deshalb geben viele Winzer ihre Anbauflächen auf und lassen sie brach liegen. Aber nicht nur das Landschaftsbild leidet darunter. Die Büsche, die auf den nichtbewirtschafteten Feldern wachsen, beeinträchtigen auch angrenzende Anbauflächen.

Welche Ilek-Projekte haben Ihrer Meinung nach Priorität?

Zuerst sollten handfeste Projekte umgesetzt werden, die für die Öffentlichkeit sichtbar sind. Sanierungstrupps für Trockenmauern in den Bauhöfen, die gegen ein Entgelt gebucht werden können, sind ein guter erster Schritt. Außerdem können Kurse für die Errichtung und Sanierung dieser Mauern und Bauhütten für die Winzer angeboten werden. Um die Steillagen für den Tourismus attraktiver zu machen, sollen Steillagenrundwege und ein Neckarschleifenwanderweg entstehen. Das Ilek hat auch geplant, Büsche auf ungenutzten Rebflächen zu entfernen. Wenn die Öffentlichkeit solche handfesten Maßnahmen wahrnimmt, dann schafft das mehr Verständnis für die Kulturlandschaft und unsere Bemühungen, sie zu schützen. Außerdem können die Projekte bei den Bürgern ein Bewusstsein für die Landschaft wecken. Das Regionalmanagement beschäftigt sich auch mit der Suche nach Sponsoringmodellen.