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Folgen des Ukraine-Kriegs
Bietigheimer Tafel verhängt wegen Überlastung Aufnahmestopp

Die Tafelläden haben alle Hände voll zu tun. Archivfoto: Felix Kästle/dpa
Die Tafelläden haben alle Hände voll zu tun. Foto: Felix Kästle/dpa
Im August kamen täglich bis zu 30 neue Kunden, vorwiegend aus der Ukraine. Für die Mitarbeiter ist der Ansturm damit mittlerweile zu groß.

Bietigheim-Bissingen. Die Bietigheim-Bissinger Tafel nimmt keine Kunden mehr auf. Der Vorstand werde die weitere Entwicklung genau verfolgen und bei Bedarf weitere Maßnahmen einleiten, wie die Zuordnung der Kunden nach Alphabet oder Wohnort auf bestimmte Öffnungstage, erklärt Johannes Schockenhoff, Vorsitzender der Tafel.

„Im August kamen täglich bis zu 30 neue Kunden, vorwiegend Geflüchtete aus der Ukraine. Unsere Mitarbeiter arbeiten am Limit, deshalb ist diese Maßnahme unumgänglich, um sie vor weiterer Überlastung zu schützen“, betont Johannes Schockenhoff.

Die Bietigheim-Bissinger Tafel war bislang eine der wenigen Tafeln im Landkreis, die noch keinerlei Beschränkungen beschlossen hatte. Daher kamen auch vermehrt Kunden aus anderen Tafeln, vor allem aus Ludwigsburg. Auch diese Kunden werden zukünftig nicht mehr im Bietigheim-Bissinger Tafelladen einkaufen können.

„Solange die Situation so angespannt bleibt, müssen wir vorrangig die Kunden mit unserer Kundenkarte bedienen. Kunden anderer Tafeln müssen bei ihrer Tafel einkaufen und können nicht mehr zusätzlich zu uns kommen“, sagt Schockenhoff, der darin keine gravierende Einschränkung sieht. Die Tafeln in ganz Deutschland würden aufgrund der zunehmenden Anzahl geflüchteter und bedürftiger Menschen vor großen Herausforderungen stehen, erklärt Schockenhoff. Kleinere Tafeln hätten bereits ganz geschlossen, viele die Öffnungszeiten reduziert.

Die Bietigheim-Bissinger Tafel habe genug Ware und könnte 150 Kunden pro Tag gut versorgen. Alles aber darüber hinaus sei dauerhaft nicht leistbar, betont Schockenhoff. Zuletzt lag die Kundenzahl bei über 200. Es gebe kaum noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit den Kunden, der Stress für die ehrenamtlichen Mitarbeiter wachse.

„Die staatlichen Hilfen müssen zielgenauer die Bedürftigen erreichen“, fordert Schockenhoff, der Bund könne diese Aufgabe nicht einfach auf die Kommunen oder Tafelläden abwälzen. Schockenhoff befürchtet, dass die Belegung von Sporthallen das Problem weiter verschärfe. Von Vorteil sei, dass die Geflüchteten in den Hallen komplett durch einen Caterer versorgt werden.

„Aber das Problem ist damit nur verschoben, irgendwann werden diese Menschen die Hallen wieder verlassen und dann als Kunden vor dem Tafelladen stehen“, sagt Schockenhoff. Er fordert daher eine dauerhafte Lösung mit auskömmlichen Sozialhilfesätzen. Das gelte nicht nur für ukrainische Geflüchtete, sondern für alle Bedürftigen.

Wer den Tafelladen ehrenamtlich unterstützen möchte, kann sich montags, mittwochs und freitags unter der Telefonnummer (07142)7785895 melden.