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Rücktritt
Brenner muss jetzt loslassen lernen

Bürgermeister Georg Brenner mit seiner Frau Margit Gindner-Brenner (links) und der Beigeordneten Martina Koch-Haßdenteufel bei seiner Wiederwahl: Im Sommer 2015 erhielt er 94,2 Prozent der Stimmen. Foto: Holm Wolschendorf
Bürgermeister Georg Brenner mit seiner Frau Margit Gindner-Brenner (links) und der Beigeordneten Martina Koch-Haßdenteufel bei seiner Wiederwahl: Im Sommer 2015 erhielt er 94,2 Prozent der Stimmen. Foto: Holm Wolschendorf
Die Mitarbeiter sind geschockt, die Kommunalpolitik zollt Respekt: Reaktionen nach der Ankündigung des Gerlinger Bürgermeisters Georg Brenner, zum Jahresende sein Amt aufzugeben.

Gerlingen. Die Betroffenheit im Gerlinger Rathaus ist dem Vernehmen nach groß, als Bürgermeister Georg Brenner am Montagmorgen seinen Mitarbeitern verkündet, was er bereits am Sonntag auf dem Neujahrsempfang publik gemacht hatte: Dass für ihn nach 20 Jahren an der Spitze der Verwaltung Schluss ist (wir berichteten). Die Mitarbeiter, so heißt es später, fallen ob der Nachricht aus allen Wolken.

„Nichts ist beständiger als der Wandel“, zitiert Brenner den Volksmund. Er wolle am Jahresende in den Ruhestand gehen, im Herbst solle seine Nachfolge gewählt werden. Das Loslassen tue jetzt schon weh. Bürgermeister von Gerlingen zu sein, sei eine erfüllende Aufgabe. Das liege an der Wirtschaftskraft der Stadt, einer aktiven Bürgerschaft, der vertrauensvollen Zusammenarbeit im Gemeinderat und hoch qualifizierten Mitarbeitern in der Verwaltung. „Ich bin froh und glücklich, dass ich all dies erfahren durfte.“

Brenner, der parteilos ist, wird im Sommer 65 Jahre alt. 1999 wurde der Verwaltungswirt erstmals zum Gerlinger Bürgermeister gewählt – und 2015 mit 94,2 Prozent zum dritten Mal im Amt bestätigt. „Der Gedanke, aufzuhören, reift seit längerem“, gestand er gestern gegenüber unserer Zeitung ein. „In den vergangenen zwei Monaten habe ich intensiv mit meiner Frau und Freunden diskutiert.“

Brenner will gehen, „bevor ich am 31. August 2022 aus Altersgründen gegangen worden wäre“. Darauf habe er es nicht ankommen lassen wollen, auch nicht, dass ihm sein Körper sagt, „es geht nicht mehr“. Gerade fühle er sich fit. Natürlich gebe es unvollendete Projekte. „Aber wenn es danach ginge, könnte kein Bürgermeister je aufhören.“ Ein selbstbestimmter Rentner wolle er sein, sein Entschluss sei ohne äußeren Druck gefallen, betont er.

Gerlingen ist nur noch 256 Einwohner von dem Titel „Große Kreisstadt“ mit 20.000 Bürgern entfernt. Brenner wird also auch kein OB mehr. Das gönne er seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin. Den alten Gemeinderat will er noch verabschieden, den neuen konstituieren. Für ihn ein idealer Zeitpunkt, um aufzuhören. „Besser bewusst und unerwartet, als dass jemand sagt: na endlich.“ Ohne spezielle Hobbys werde er die neu gewonnene Freiheit genießen und sich ein Stück weit treiben lassen. Als zweifacher Opa wolle er sich mehr seinen beiden Enkeln widmen.

Den Gemeinderat hatte Brenner am Freitag informiert mit der Bitte, seine Entscheidung bis zum Neujahrsempfang vertraulich zu behandeln. „Es ist das Recht eines jeden Einzelnen, diese Entscheidung zu treffen“, sagte der CDU-Fraktionschef Christian Haag gestern. Er respektiere diesen Schritt, auch wenn er den Zeitpunkt mit Kommunal- und Bürgermeisterwahl im selben Jahr als unglücklich empfindet.

„Ich dachte immer, dass Georg Brenner bis zur Altersgrenze mit 68 Jahren weitermacht“, sagte Petra Bischoff von den Freien Wählern. Sie sei immer noch dabei, seinen Schritt zu verdauen. Er habe viel bewegt, auch wenn man nicht immer einer Meinung gewesen sei. „Ich finde den Rücktritt schade“, sagte Ewald Bischoff (Grüne), „er hätte doch noch ein paar Jahre gehabt.“ Bischoff schätze Brenner als „menschlich angenehm“.

Volles Verständnis für den Entschluss äußerte die Sozialdemokratin Brigitte Fink. „Der Zeitpunkt für einen Neustart ist optimal: neuer Gemeinderat, neuer Bürgermeister.“ Sie blicke gerne auf einen langen, gemeinsamen kommunalpolitischen Weg zurück. Für Peter Zydel (FDP) kommt der Rücktritt nicht überraschend. „Die Anspruchshaltung der Wähler wird immer größer.“ Brenner sei ein sensibler Mensch, der es möglichst jedem recht machen wolle.