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Verkehr
Busfahrer wieder auf der Straße

Ein Bild von der Streikphase kurz vor den Sommerferien. Archivfoto: Alfred Drossel
Ein Bild von der Streikphase kurz vor den Sommerferien. Foto: Alfred Drossel
Statt Demozug Kundgebung am Bietigheimer Busbahnhof – Rund 350 Beschäftigte aus der Region beteiligen sich an Streik

Bietigheim-Bissingen. Die Gewerkschaft Verdi hat am Donnerstag ihre Warnstreiks fortgesetzt, um den Druck im Tarifkonflikt des privaten Omnibusgewerbes zu erhöhen. Rund 350 Busfahrer aus verschiedenen Betrieben der Region kamen zu einer Kundgebung auf den Bietigheim-Bissinger Busbahnhof. Die Linienverkehre in der Stadt und in Ludwigsburg waren gestern eingestellt.

Anstatt eines Demonstrationszuges in die Bietigheimer Innenstadt gab es lediglich eine Kundgebung am Bahnhof, „weil wir durch eine Demonstration auf dem Grünstreifen nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erreicht hätten“, sagte Verdi-Sprecherin Suzanne Detesco unserer Zeitung.

Vergangenen Samstag waren die Tarifgespräche abgebrochen worden. Verdi-Verhandlungsführerin Hanna Binder warf den Arbeitgebern vor, eine Lösung des Streits um einen Manteltarifvertrag für das private Omnibusgewerbe verzögern zu wollen.

Strittig sind unter anderem Pausenregelungen, Nacht- und Sonntagszuschläge. Die Gewerkschaft fordert, dass während einer Dienstschicht nur die nach Arbeitszeitgesetz vorgeschriebenen Pausenzeiten unbezahlt bleiben. Die Arbeitgeber wollten dagegen mehr als das Vierfache der gesetzlichen Pausenzeiten unbezahlt lassen, so Detesco auf der Kundgebung. Die Fahrer seien nicht länger bereit, „unbezahlte Zwangspausen von mehreren Stunden zu akzeptieren“.

Kritik übte Detesco an einigen Arbeitgebern und Busfahrerkollegen, die die Teilnahme von Fahrern an der Kundgebung verhindern wollten. „Die Zeichen stehen auf Streik“, sagte sie. Die Verdi-Tarifkommission habe entschieden, die Mitglieder zur Urabstimmung aufzurufen. Diese werde in den Streikbetrieben bis zum 8. Juli erfolgen. Stimmen mehr als drei Viertel der Gewerkschaftsmitglieder zu, kann es dann unbefristete Streiks geben. „Wir wollen den Druck Schritt für Schritt erhöhen“, so Detesco unter dem Beifall der Streikenden.

Der Ausgang der Verhandlungen hat laut Verdi Auswirkungen auf bis zu 9000 Busfahrer im Südwesten. Am Donnerstag waren nach Angaben der Gewerkschaft Mitarbeiter zu Arbeitsniederlegungen in Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Weissach, Hemmingen, Backnang, Waiblingen, Böblingen, Sachsenheim und Beilstein aufgerufen.

Mit dabei waren auch Fahrer von Spillmann in Bietigheim-Bissingen. Sie unterstützen nach eigenen Angaben aus Solidarität die Fahrer anderer Unternehmen. Wie der Spillmann-Betriebsratsvorsitzende Goran Tolic erklärte, gehe es in der Branche auch anders. Spillmann habe seit zwei Jahren eine gerechtere Regelung gefunden, die sich bewährt habe. Der Betriebsratsvorsitzende der Ludwigsburger Verkehrslinien Jäger (LVL), Abdullah Tas, forderte für alle Fahrer solche Regelungen.

Der Arbeitgeberverband WBO kritisierte am Donnerstag die Warnstreiks mit Ausfällen des Linienverkehrs. Die Unternehmen hätten während der Pandemie Arbeitsplätze vielfach mittels Kurzarbeit erhalten, betonen die Arbeitgeber. Der WBO wirft in einer Mitteilung Verdi „absolut überzogene Forderungen“ vor. Verdi verlange eine Durchbezahlung der Schichtzeit, ein solcher Abschluss würde das Aus für viele mittelständische Unternehmen bedeuten, so WBO-Verhandlungsführer Horst Windeisen, der gleichzeitig Chef der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft WEG ist. Die Forderungen seien deshalb absurd.

In Bietigheim-Bissingen und Umgebung fuhren gestern keine Busse. Auch alle Linien der LVL Jäger in Ludwigsburg standen still. Weitere betroffene Busunternehmen in der Region waren nach Angaben von Verdi Wöhr in Weissach, OVR in Waiblingen, Backnang und Hemmingen, WBG in Ludwigsburg, Fischle in Waiblingen und Müller Omnibusunternehmen aus Schwäbisch Hall, das in Sachsenheim die Kirbachtallinie bedient und in Besigheim ins Gewerbegebiet Ottmarsheimer Höhe fährt.

Für den heutigen Freitag hat Verdi weitere ganztägige Warnstreiks im regionalen Busverkehr angekündigt. Betroffen ist der Landkreis Göppingen.