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Mobilität
Coronakrise bremst den Verkehr im Landkreis aus

Momentaufnahme der A 81 bei Freiberg vom Ostersonntag, 16 Uhr. Foto: Alfred Drossel
Momentaufnahme der A 81 bei Freiberg vom Ostersonntag, 16 Uhr. Foto: Alfred Drossel
Weniger Verkehr, weniger Unfälle, weniger Staus – die Coronapandemie hat die Menschen ausgebremst und ihre Mobilität erheblich eingeschränkt. Das hat auch Vorteile für die von Autobahnlärm geplagten Bürger in Freiberg. Seit Anfang März herrscht dort deutlich mehr Ruhe.

Kreis Ludwigsburg/Freiberg. Die A.81 durchschneidet Freiberg wie ein Messer. Kein Wunder, dass der BUND-Stadtverband unermüdlich darum kämpft, dass die Bürger seitens der Fernstraße vor Lärm und Schmutz geschützt werden. Wie sich durchgreifende Maßnahmen an dieser Stelle auswirken könnten, führt jetzt ausgerechnet die Coronakrise vor Augen. „Immer wieder weisen uns Bürger darauf hin, dass es seit März deutlich leiser ist als in der Zeit davor“, sagt der Freiberger BUND-Vorsitzende Conrad Fink. Der Eindruck täuscht nicht, wie auch Bürgermeister Dirk Schaible bestätigt. „Es ist ruhiger geworden“, sagt der Verwaltungschef. Gerade morgens wären „keine Kolonnen mehr auf der Autobahn gefahren“. Mit den Lockerungsmaßnahmen habe der Betrieb wieder zugenommen – allerdings nicht auf dem Niveau der Zeit vor Corona.

Laut Polizei hat der Straßenverkehr mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen tatsächlich stark nachgelassen – und zwar nicht nur auf der Autobahn. Auf Anfrage unserer Zeitung spricht das Polizeipräsidium Ludwigsburg von einem „geringeren Verkehrsaufkommen“, das sie auf Betriebsschließungen, die Einstellung des Schulbetriebs sowie das Tourismus- und Übernachtungsverbot zurückführt. Dabei gebe es grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Autobahnen, Bundesstraßen und Kreisstraßen. Auf der A.81 seien aufgrund der geringeren Verkehrsdichte weniger Staus beobachtet worden. Auch die Unfallzahlen im Kreis waren im März rückläufig. Sie gingen verglichen mit dem Vormonat um 22,2 Prozent zurück. Dafür stiegen die Motorradunfälle um über 23 Prozent.

Wie sich der Rückgang des Verkehrsaufkommens im Landkreis in Zahlen ausdrückt, muss derzeit offenbleiben, da hier keine entsprechenden Zählungen stattfinden. Weder das Verkehrsministerium noch das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart haben entsprechende Zahlen vorliegen. Auch das Landratsamt Ludwigsburg führt auf den Kreisstraßen keine Messungen durch.

Zehn Dauerzählstellen im Land

In der Landesstelle für Straßentechnik im Regierungspräsidium Tübingen verweist Pressesprecherin Katrin Rochner auf die Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg, die seit Anfang März die Auswirkungen der Coronakrise auf den Verkehr beobachtet und dafür zehn Dauerzählstellen in Baden-Württemberg eingerichtet hat. Die beiden dem Landkreis am nächsten gelegenen Zählstellen befinden sich an der Autobahn-Anschlussstelle Pforzheim-Ost und an der Bundesstraße 10 bei Stuttgart-Zuffenhausen. Auf Grundlage der bisherigen Auswertung der Daten aller zehn Dauerzählstellen bis Anfang Mai (Kalenderwoche 18) stellt das RP Tübingen fest, dass sich der Verkehr seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen teilweise fast halbiert hat. Der Schwerlastverkehr hat vergleichsweise weniger stark abgenommen.

Betrachtet man die Zahlen der Straßenverkehrszentrale genauer, so ist der Verkehr auf der Bundesstraße 10 bei Zuffenhausen zwischen Anfang März und Mitte April um mehr als 44 Prozent zurückgegangen. In der Woche nach den Osterferien (Kalenderwoche 17) verzeichnet die Behörde einen rasanten Anstieg von rund 20 Prozent und eine weitere Woche danach wieder einen leichten Rückgang im einstelligen Prozentbereich. Insgesamt dokumentiert die Straßenverkehrszentrale zwischen Anfang März und Anfang Mai auf der B.10 in Zuffenhausen einen Rückgang der Verkehrsmenge von 36,3 Prozent in Fahrtrichtung Stuttgart sowie einen Rückgang von 34,9 Prozent in Richtung Karlsruhe.

Dass die Bürger in Freiberg die Autobahn seit März deutlich leiser wahrnehmen, kommt nicht von ungefähr. Laut Pressesprecherin Rochner des RP Tübingen erzeugt eine Halbierung des Verkehrs eine Lärmminderung von rund drei Dezibel A. „Das Coronavirus hat auf seine Weise gezeigt, dass der Lärm zu mindern ist, wenn man geeignete Maßnahmen ergreift“, sagt Bürgermeister Schaible. Laut dem Verwaltungschef und dem BUND-Sprecher Conrad Fink zeigt die Coronakrise, dass sich beispielsweise mit Homeoffice und Videokonferenzen viele Dienstfahrten vermeiden lassen. Auch der Deckel über die Autobahn sei eine denkbare Variante zur Lärmreduzierung in der Stadt. Die Machbarkeitsstudie dazu liegt vor, bestätigt Bürgermeister Schaible. Dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit soll sie allerdings erst dann vorgestellt werden, wenn das in einem größeren Rahmen wieder möglich ist.