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Tradition
Das Event im 400-Seelen-Dorf

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Schon zum Auftakt des Christbaummarktes pilgern Tausende ins Mekka der Tannenbäume im Landkreis

oberstenfeld. Hochbetrieb herrscht schon am zweiten Adventssonntag die alte Rennstrecke nach Prevorst rauf und runter, denn alle scheinen nur ein Ziel zu kennen: den traditionellen Christbaum-Markt in dem 400-Seelen-Weiler. Dabei ist dieser Tag nur das „Warmlaufen“, wie Steffen Linke sagt, denn es kommen ja noch zwei Wochenenden vor Weihnachten, an denen dann an jeweils zwei Tagen Christbäume verkauft werden. Die Ortsstraße, die als Hauptstraße tatsächlich so heißt, wird dabei zur Einbahnstraße erklärt, denn sonst ginge gar nichts mehr auf der 800 Meter-Meile, die gesäumt ist von Tausenden frisch gehauener Bäumchen.

Der Mann aus Neckarsulm hat gleich drei Stück auf seinen Audi gepackt. Er kommt jedes Jahr hierher, „weil die Bäume hier tatsächlich frisch geschlagen wurden und deshalb auch deutlich über Weihnachten hinaus halten“, erklärt er. Deckreisig für die Rosen und für Gestecke hat er gratis bekommen, nun will er noch „den Event genießen“. Zum Beispiel mit einer „Flamme“ aus Linkes temporärer Garagen-Bar, denn angesichts des Schauers, den Petrus da jetzt mal als Vorboten des angekündigten Winters herunterlässt, kann man den wärmenden Winzerglühwein doppelt gut gebrauchen.

Auch sonst gibt es auf dem weithin bekannten Christbaummarkt manches, was das vorweihnachtliche Herz begehrt. Selbstgemachte Deko-Artikel aus Holz etwa bei Bernhard Sinn, der sonst als Lohnarbeiter für die Forstwirtschaft tätig ist und nun auch Attraktionen wie die mit der Motorsäge gefertigten Holzskulpturen oder Stelen aus „verstockter Buche“ zu bieten hat. Richtige Hingucker für Holzliebhaber, allein schon der verblüffend lebendigen Strukturen wegen! Kreatives kommt aus dem Bottwartal, Wärmendes vom Schafzüchter aus Asperg, Bienenprodukte aus Oberstenfeld, wozu Imker Franz Ditte Typisches sagt: „Wir legen größten Wert darauf, unsere Sachen da zu verkaufen, wo wir auch wohnen.“

Das hat so sehr Prinzip wie der Lokalstolz, mit dem Harald Kunz über den Markt spricht. Kein Wunder, schließlich ist er der Vorsitzende des Christbaumvereins und weiß, dass das „der große Höhepunkt des Jahres hier ist“. Dann kommen noch das Seifenkutschen-Rennen und das große Traktor-Treffen, das aber nur alle zwei Jahre stattfindet. Der Christbaumverein wurde im Jahr 2010 eigens zur Organisation des Marktes gegründet, „damit wir das in geordneten Bahnen halten können“, wie Kunz sagt. Und das heißt nicht zuletzt: „Dass wir fliegende Händler draußen halten können.“

Denn das ganz Besondere des Prevorster Marktes ist, dass „99 Prozent der Bäume von hier sind“, wie Kunz versichert. Kein Wunder, denn im höchst gelegenen Ort des Landkreises gibt es 14 Betriebe, die Christbaum-Kulturen betreiben. Wenn andere Landwirte zum Überleben auf Sonderkulturen wie Erdbeeren oder Rollrasen setzen, so setzen sie hier auf Christbäume. Die haben im extrem heißen und trockenen Sommer allerdings schwer gelitten, wie Kunz weiß: „In Südlagen gab es bei Neupflanzungen zum Teil Totalverluste. Die älteren Bäumchen aber sind ganz gut durchgekommen.“

Entsprechend riesig sind Angebot und Nachfrage. Nicht einmal der Vereinsvorsitzende weiß genau, wie viele Bäumchen aus Prevorst weihnachtliche Stuben zieren werden: „Aber es werden bestimmt einige Tausend sein.“

info: Der Prevorster Christbaummarkt ist an den kommenden beiden Wochenenden täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.