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Gastronomie
Der Roboter-Kellner Dieter schafft vier Tabletts auf einmal

Mario Diaz ist überzeugt von seinem Kellnerroboter Dieter.Foto: Andreas Becker
Mario Diaz ist überzeugt von seinem Kellnerroboter Dieter. Foto: Andreas Becker
Roboter entlastet Kellner bei der Arbeit – Transport von Speisen aus der Küche bis direkt an den Tisch

Steinheim. Dieter ist lang und schlank, aber relativ wendig, er verschüttet nichts und kann vier Tabletts gleichzeitig transportieren. Dieter ist ein Roboter und unterstützt die Kellner im Restaurant im Forsthof. Während er das Essen aus der Küche an den Tisch fährt, können sie in Ruhe ihre Gäste beraten oder ein paar Worte wechseln. Wenn im Restaurant viel los ist, ist er eine Entlastung für das Personal.

Das Personal beziehungsweise eher der Personalmangel war der Auslöser, warum sich Mario Diaz, der gemeinsam mit Daniel Trick den Forsthof gepachtet hat, Gedanken gemacht hat. „Die Gastronomie wandelt sich“, hat er beobachtet. Immer weniger Menschen wollten in der Gastronomie oder im Einzelhandel arbeiten, weshalb man neue Wege gehen müsse. Gerade nach Corona hätten viele Mitarbeiter noch Resturlaub und müssten aber eigentlich Vollzeit arbeiten, Aushilfen seien kaum zu finden.

Ein Bekannter machte ihn auf Roboter aus China aufmerksam, diese erinnerten Diaz aber mit ihrem Design an eine Katze. „Ich wollte aber nicht, dass er kitschig aussieht, sondern tatsächlich wie eine Maschine.“ Diaz wollte einen schlichten Roboter, der macht, was er machen soll. Er stieß auf ein Start up-Unternehmen in China, sicherte sich über Kontakte in Shanghai so weit ab, dass er relativ sicher sein konnte, dass das 13000 Euro teure Gerät auch ankommt. Zwei Tage lang kämpfte sich der 43-Jährige mit einem Softwareexperten durch die Programmierung, brachte Dieter bei, wie seine Laufwege sind. Die Standorte der Tische sind genauso programmiert wie die Stühle und Wände. Dieter erkennt mit Hilfe von Laser auch neu auftauchende Hindernisse, wie Menschen, die vor ihm laufen, aber er kann nicht balancieren. Er stoppt abrupt, so dass es wenig sinnvoll ist, ihn mit Getränken zu beladen. Speisen funktionieren aber sehr gut. Dieter beginnt seinen Arbeitstag um 17 Uhr in der Küche, wo er auch mit Strom aufgeladen wird. Das Küchenpersonal schickt ihn dann zum jeweiligen Tisch, wo er für 90 Sekunden stehen bleibt, damit der Kellner das Essen vom Tablett nehmen kann. Auch Fingerfood teilt er aus: Dann ist er sehr langsam unterwegs und reagiert auf Antippen, damit der Gast die Snacks selbst wegnehmen kann. „Im Restaurant wollen wir das aber nicht, das wäre zu unpersönlich“, findet Diaz. Das Abräumen übernimmt Dieter ebenfalls. Probleme bekommt er, wenn es zu voll ist, dann erkennt er die Räume nicht mehr, was ihn ein bisschen menschlicher macht. Seinen Namen hat Dieter übrigens von Star Wars. Dort gibt es den Roboter R2D2, dessen englische Aussprache Mario Diaz an „Arthur-Dieter“ erinnerte. Und davon sei Dieter geblieben.

Die Meinungen der Gäste seien geteilt, berichtet Diaz. Viele kämen wegen des Roboters, aber es gebe auch Kritik. So auch das Stimmungsbild bei den Gästen an diesem Abend. Ein Hotelgast fotografiert Dieter gleich mit dem Handy und findet es in Ordnung, dass er im Lokal herumfährt. Wenn es zu wenig Personal gebe, sei das doch eine Lösung. Nicht gut fände das Paar es aber, wenn man das Essen selbst vom Tablett nehmen müsste. „Da würde mir der Servicegedanke fehlen“, sagt die Frau. Genau dies kritisiert ein Paar aus Großbottwar. „Ich finde es gewöhnungsbedürftig“, sagt der Mann. Der Roboter passe nicht ins Ambiente. Auch bezweifelt er die Zeitersparnis für die Kellner.

Mario Diaz indes ist so überzeugt von seinem motorisierten Kellner, dass er die Roboter nun in Deutschland vertreiben will. Die Gastronomie sei ein unsicheres Geschäft, sagt der gebürtige Mexikaner, der mit 17 bei McDonalds anfing und sich dann von der Spülkraft über Küche und Service hocharbeitete, danach eine Ausbildung zum Restaurantfachmann absolvierte und noch eine kaufmännische Schule besuchte, um sich mit seinem ersten Lokal in Bad Wimpfen selbstständig zu machen. Seit 2019 hat er mit seinem Partner den Forsthof gepachtet. Corona habe die Branche stark getroffen, viele hätten geschlossen oder müssten Ruhetage einlegen, um den Personalmangel abzufangen. Dieter sei eine Möglichkeit, das Problem zu mildern. „Der Forsthof hat 20 Jahre Vergangenheit, wir wollen aber auch, dass er noch 20 Jahre Zukunft hat.“