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Durchfahrtsverbot
Die Altstadt wird dicht gemacht

Die Niklastorstraße vom Cottaplatz aus: Ab März dürfen hier nur noch Anlieger in die Altstadt einfahren, gleiches gilt für die Ludwigsburger Straße und die Bärengasse.Foto: Oliver Bürkle
Die Niklastorstraße vom Cottaplatz aus: Ab März dürfen hier nur noch Anlieger in die Altstadt einfahren, gleiches gilt für die Ludwigsburger Straße und die Bärengasse. Foto: Oliver Bürkle
Baustellenmanagement: Stadtverwaltung kommt Wünschen der Bewohner plötzlich überraschend weit entgegen

Marbach. Die Stadtverwaltung hat sich entschieden, den Bewohnern der Altstadt, vornehmlich der Holdergassen, während der Sperrung der Niklastorstraße weitestmöglich entgegenzukommen. Das heißt im Klartext: Sobald der Baukran für das neue Verwaltungsgebäude in der Marktstraße steht und die Niklastorstraße nicht mehr durchgängig befahren werden kann, werden an den Zufahrten zur Altstadt „Durchfahrt verboten“-Schilder aufgestellt; Anlieger dürfen weiter einfahren.

Diese Entscheidung hat Bürgermeister Jan Trost in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend auch für die Stadträte überraschend bekannt gegeben. Wie berichtet, hatte Trost noch zwei Tage zuvor bei der Bürgerinformation zum Baustellenmanagement erklärt, man müsse diese Option prüfen und die Entscheidung der Verkehrspolizei dazu abwarten. Das Gros der Altstadtbewohner, die zu der Veranstaltung gekommen waren, hatten eine Regelung mit „Durchfahrt verboten“-Schildern gefordert; die Stadtverwaltung war mit der Vorstellung ins Rennen gegangen, „Hinweisschilder“ auf die gesperrte Niklastorstraße und eingeschränkte Wendemöglichkeiten aufzustellen. Dies hatte – wie ebenfalls berichtet – vor allem bei den Holdergässlern zu großem Unmut geführt, weil sie befürchteten, dass viele Autofahrer trotzdem versuchen, durch die Altstadt zu fahren und sich dann durch die Holdergassen quälen. Unumstritten war lediglich, dass Lkw über 7,5 Tonnen nicht in die Altstadt fahren dürfen; daran hat sich auch nichts geändert.

Einer möglichen Neuauflage der Diskussion im Gemeinderat nahm Trost dann am Donnerstagabend den Wind aus den Segeln, indem er in großem Umfang auf die Wünsche der Altstadtbewohner einging. Dort herrsche eine „besondere Situation“, die es „zu schützen und zu bewahren“ gelte. Deshalb werde die Verwaltung an den Zufahrten Cottaplatz/Niklastorstraße, Ludwigsburger Straße und Bärengasse die geforderten „Durchfahrt verboten“-Schilder aufstellen. Dass die Stadt diese Entscheidung autonom treffen darf, die Polizei dabei lediglich eine beratende Funktion ausübt, hatte er am Donnerstag der Lokalzeitung entnommen. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Trost gestern, seit der Bürgerinformation habe die Verwaltung „noch keinen direkten Kontakt“ mit der Polizei in dieser Frage gehabt.

Weiterer Bestandteil des Maßnahmenpakets ist eine erneute Verkehrszählung im Mai. Die war zwar bereits geplant, soll nun aber auf einen längeren Zeitraum ausgedehnt werden und vor allem die Zeit des morgendlichen Berufsverkehrs erfassen. Grund: Bei der Bürgerinfo war geklagt worden, dass viele Autofahrer den Weg via Niklastorstraße durch die Altstadt Richtung Ludwigsburger Straße nehmen, wenn morgens der Rückstau von der Oehlerkreuzung bis zum Cottaplatz reicht.

Die Verkehrszählung, die die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hatte, um zum einen den Ist-Zustand und zum anderen den Anteil des Durchgangsverkehrs in der Altstadt zu erheben, hatte wie berichtet von 15 bis 21 Uhr stattgefunden. Jochen Biesinger (CDU) wies darauf hin, dass „das subjektive Empfinden der Bevölkerung sich möglicherweise nicht hundertprozentig mit den Ergebnissen der objektiven Untersuchung deckt.“ Deshalb sei es angezeigt, vor allem morgens auf die Situation in der Bottwartalstraße zu schauen. Aus diesem Grund hatte die CDU auch einen entsprechenden Antrag gestellt, zog ihn aber zurück, da die Vorschläge der Verwaltung weitergehend seien.

So ging es auch den Grünen und der „Parteiunabhängigen Liste Solidarität“ (Puls), die in einem gemeinsamen Antrag gefordert hatten, die Holdergassen und die Straße „Auf den Felsen“ dauerhaft und unabhängig von der Baustelle für den Durchgangsverkehr zu sperren und nur Anlieger passieren zu lassen. Barbara Eßlinger, Fraktionschefin der Grünen, die in der Vergangenheit immer mal wieder den Vorstoß gemacht hatten, die Niklastorstraße dicht zu machen, sprach von einem „ganz guten“ Vorschlag der Verwaltung: „Wir können die Baustelle nutzen, um ein Durchfahrtsverbot durch die Niklastor-straße zu erproben. Das ist besser als Laborbedingungen.“ Puls-Stadtrat Hendrik Lüdke sekundierte: „Die Verwaltung ist manchmal für Überraschungen gut. Sie hat die Bürger nicht nur angehört, sondern erhört.“

Michael Herzog (Freie Wähler) zeigte sich „geplättet“ und positiv überrascht. Die Verwaltung habe „größtmögliches Entgegenkommen“ gezeigt. „Vollkommen einverstanden“ mit der vorgeschlagenen Lösung war auch die SPD. Fraktionschef Ernst Morlock lobte vor allem, dass die zweite Verkehrszählung über einen längeren Zeitraum laufen soll, denn „die vermuteten höheren Belastungen in den Morgenstunden lassen sich nicht hochrechnen.“

Im Laufe des März wird die Baustelle eingerichtet, der Kran am Übergang von der Markt- in die Niklastorstraße und damit direkt neben dem ehemaligen Pfundhaus aufgestellt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die daraus resultierende Sperrung eineinhalb Jahre Bestand hat.