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Wasserbüffel
Die Mädels sind im Glück

Zehn Tiere umfasst die kleine Wasserbüffelherde inzwischen, vier Kälber sind an der Bottwar zur Welt gekommen.Archivfoto: Andreas Becker
Zehn Tiere umfasst die kleine Wasserbüffelherde inzwischen, vier Kälber sind an der Bottwar zur Welt gekommen. Foto: Andreas Becker
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„Hallo Mädels“: Wenn Andreas Weigle morgens um halb sechs seine sechs Wasserbüffeldamen begrüßt, gehört das zum einen zu seinen Pflichten, ist aber zum anderen für ihn auch ein perfekter Start in den Tag: „Andere gehen mit dem Hund raus, ich gehe zu den Wasserbüffeln. Morgens ist es noch ruhig. Das ist einfach gigantisch, wenn man da auf der Weide steht.“

Großbottwar. Mit dem Benninger Gerhard Fahr betreut Andreas Weigle die Damen, die sich in der Talaue zwischen Klein- und Großbottwar prächtig entwickeln und tatsächlich zu einer Attraktion geworden sind. Zwei bis drei Mal am Tag kontrollieren sie mit zwei Helfern die Zäune, schauen, ob genug Wasser da ist, und plaudern ein wenig mit den Mädels. „Die sollen uns lieben lernen“, sagt Fahr. Andreas Weigle ist überzeugt, dass ihn die Tiere schon kennen, er jedenfalls hat sie ins Herz geschlossen. „Das sind klasse Tiere. Sie sind viel aufmerksamer als Kühe und können Menschen unterscheiden.“ Er kann sie ebenfalls auseinanderhalten: an den Hörnern, am Körperbau und teilweise auch an der Bewegung.

Im Mai kamen die sechs asiatischen Wasserbüffel im Alter von zweieinhalb bis sieben Jahren aus Überlingen am Bodensee an die Bottwar. Nach der Idee von Claus-Peter Hutter von der Stiftung Nature Life International sollen die Büffel mehrere Aufgaben erfüllen. Sie sollen als Weidetiere die Fläche abmähen, unter anderem das Schilfgras, das in der Talaue überhandgenommen habe – ein Teil des Schilfs bleibt aber stehen, auch die Bottwar und das Umfeld des Wassergrabens bleiben unangetastet.

Die ersten Fledermäuse am Unterstand entdeckt

Rund um den Unterstand sieht dementsprechend auch alles sehr kurz geschoren aus, die kahle Fläche direkt hinter dem Unterstand rührt nicht vom Vandalismus der Büffel her, sondern ist Erdaushub. „Wir mussten ja für die Suhle und den Unterstand Erde abgraben und die haben wir jetzt verwendet, um das Gelände wieder einzuebnen“, erklärt Gerhard Fahr. In den Kotfladen wachsen aber bereits der ausgesäte Klee und das Gras wieder heran, der Dung begünstigt auch die Entwicklung von Käfern und Heuschrecken, die wiederum Vögel anlocken. Auch Fledermäuse hat Weigle abends entdeckt.

Da neben dem Fressen das Baden die liebste Beschäftigung der sechs Damen ist, wurde eine Suhle extra angelegt, die andere haben sie sich selbst geschaffen. Bei Temperaturen über 25 Grad machen sie den halben Tag nichts anderes, als sich im Schlamm zu wälzen. „Die Tiere haben kaum Schweißdrüsen, der Schlamm dient zur Abkühlung.“ Die Suhlen werden auch von Insekten als Lebensraum genutzt. Mit ihren Hufen bilden die Büffel zudem bis zu 30 Zentimeter tiefe Pfützen, die von Amphibien wie Wasserfröschen und Gelbbauchunken genutzt werden und Libellen und Schmetterlinge anlocken. Überhaupt gefällt den Tieren schlechtes Wetter besser als warmes. „Die lieben es, bei Regen draußen zu schlafen. Auch bei Gewitter mit Blitz und Donner blieben sie seelenruhig liegen“, hat Weigle beobachtet.

Nachdem die Damen rund um den Unterstand ihren Job getan haben, mussten sie nun umgesiedelt werden. Spannend war die Frage, ob sie sich über den Holzsteg über die Bottwar trauen. Die täglichen Besuche der Herren haben sich ausgezahlt: Die Leckerlis in der Hand schienen doch so interessant, dass die ganze Herde angezockelt kam. Strammen Schrittes gingen Fahr und Weigle über die Brücke voran, lockten mit Ästen und siehe da, die Mädels wackelten über die Brücke. „Da hat die Neugierde gesiegt. Wasserbüffel sind sehr interessierte Tiere. Es war dennoch ein kleines Wunder“, sagt Fahr. Deshalb rät er auch Besuchern, ganz ruhig zu bleiben, wenn die Tiere sich nähern, dann merken sie, dass keine Gefahr besteht. Und tatsächlich: Standen die Wasserbüffel anfangs noch wie auf einer Perlenschnur aufgereiht nebeneinander, als Fotograf und Autorin dieser Zeilen sich nähern, um ihr Revier zu verteidigen, linst schon nach kürzester Zeit die Jüngste neugierig aus dem Verbund heraus. „Die Jüngste ist auch die Keckste“, berichtet Fahr, der ihr auch einen Namen gegeben hat. „Ich rufe sie Lisa. Ob sie darauf folgt, kann ich aber noch nicht sagen“, sagt er lächelnd. Auf ihre Leitkuh hört sie aber, zumindest weicht Lisa zurück in die Reihe und die Leitkuh nimmt wieder die Poleposition ein. Da sich die Presseleute ordentlich verhalten, geben sich die Tiere wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung hin: Wiederkäuen.

Ob weitere Büffel hinzukommen, wissen die beiden Männer noch nicht. Die Weidefläche von 12,5 Hektar würde aber noch für drei, vier weitere Tiere reichen, zumal das Gras dieses Jahr sehr kräftig gewachsen ist. „Die Damen leben wie im Schlaraffenland“, betont Fahr.

Und den Männern macht es Spaß, ihnen dieses zu bereiten, auch wenn Andreas Weigle und sein Sohn Ulli noch anderes zu tun haben, schließlich betreiben sie hauptberuflich Landwirtschaft. Rund eine Stunde sind sie pro Tag mit den Büffeln beschäftigt, auch das Gras unter den Elektrozäunen muss regelmäßig gemäht werden. Der Zeitaufwand ist enorm, so Weigle, leben könnte er von den Büffeln nicht. Jede Vorschrift, die gemacht wurde, haben die Betreiber penibelst umgesetzt. Allein die Zaunanlage wurde genau eingemessen. Das kostet Geld. Geld, das von den Sponsoren kommt. Was Andreas Weigle besonders ärgert, sind die Kritiker, die sich immer wieder öffentlich äußern. „Sie sollten lieber das Gespräch mit uns direkt führen“, fordert auch Fahr.