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Kommunalpolitik
Die Stadtteile entscheiden die Wahl

Noch angespannt vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses: Jan Trost und seine Frau Claudia.Fotos: Holm Wolschendorf
Noch angespannt vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses: Jan Trost und seine Frau Claudia. Foto: Holm Wolschendorf
Reicht es oder reichts es nicht? Timo Jung und seine Partnerin Martina.
Reicht es oder reichts es nicht? Timo Jung und seine Partnerin Martina.
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Jan Trost hat seinen schärfsten Konkurrenten Timo Jung auf der Zielgeraden abgefangen und die Bürgermeisterwahl mit 47,3 Prozent der Stimmen gewonnen. Am 1.April beginnt die zweite Amtszeit des 45-Jährigen.

Marbach. Nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen lag Trost rund vier Prozent hinter Timo Jung; gestern gelang es ihm, das Ergebnis zu drehen und sich vier Prozent vor Jung zu schieben. „Ich bin mit meinen Kräften am Ende und freue mich jetzt auf ein wenig Ruhe und darauf, dass der Alltag wieder einkehrt“, räumte Trost unumwunden ein. In einer ersten Analyse in der Stadthalle, wo das Wahlergebnis im Kreis der Kandidaten und von Fraktionsvertretern aus Gemeinde- und Ortschaftsrat bekanntgegeben wurde, nannte der alte und neue Bürgermeister die Intensivierung seines Wahlkampfs in den letzten zwei Wochen als Schlüssel zum Erfolg. Er habe neue Akzente gesetzt, entgegen seines ursprünglichen Plans doch plakatiert – „ich war in der Stadt zu wenig präsent“ – habe mehr auf den sozialen Plattformen getan und neue Gesprächsformate mit den Bürgern angeboten.

Tatsächlich hat Jan Trost im Vergleich zum ersten Wahlgang 626 Stimmen hinzugewonnen, Herausforderer Timo Jung dagegen nur 145; die Wahlbeteiligung lag mit 51,1 Prozent nur marginal höher als vor zwei Wochen (50 Prozent). Tobias Möhle als Drittplatzierter des ersten Wahlgangs holte jetzt 8,3 Prozent und verlor damit etwas mehr als fünf Prozent.

Diese Stimmen sind ganz offenkundig nicht in ihrer Mehrzahl an den Herausforderer gegangen. Timo Jung konstatierte selbstkritisch, dass er im zweiten Wahlgang stagnierte, „ich habe eben all meine Ideen von Anfang an eingebracht“, so der 31-Jährige.

Die Niederlage sei eine ziemliche Enttäuschung, vor allem mit Blick auf den Vorsprung, den er im ersten Wahlgang hatte. „Ich habe viel Energie und Kraft in den Wahlkampf gesteckt in den letzten zwei Monaten und hätte mich sehr gefreut, dafür die Belohnung zu erhalten.“ Der Stuttgarter attestierte dem Amtsinhaber, ein „Kämpfer“ zu sein, der alles mobilisiert habe. Er sah Jan Trost in der nächsten Zeit vor allem als Brückenbauer und regte an, über den Ton im politischen Wettbewerb nachzudenken. „Wir Kandidaten haben gezeigt, dass eine faire Auseinandersetzung möglich ist.“

Dass es mit zu seinen Aufgaben gehören wird, im Gemeinderat wieder eine Basis herzustellen, sei ihm bewusst, so Jan Trost mit Blick auf die Tatsache, dass CDU, Grüne und Teile der SPD Timo Jung unterstützt hatten. „Ich werde mit den Fraktionen offene, vertrauensvolle Gespräche führen“, kündigte der Bürgermeister an, „wir werden die Themen aufarbeiten.“

Entschieden wurde der zweite Wahlgang übrigens in den Stadtteilen. Im Hörnle, wo Trost schon vor zwei Wochen vorne lag, baute er seinen Vorsprung auf Timo Jung klar aus, ebenso in Rielingshausen, wo der 45-Jährige in allen drei Wahlbezirken deutlich vorne lag und sein Ergebnis aus dem ersten Wahlgang teils um zweistellige Werte verbesserte. Hätte man allein die Kernstadt als Maßstab gewonnen, hätte Timo Jung die Wahl gewonnen. Die Briefwähler entschieden sich gestern in allen vier Wahlbezirken mehrheitlich für Jan Trost.

Auch in seinem Wohnort konnte der Rielingshäuser Tobias Möhle sein Ergebnis von vor zwei Wochen nicht halten und verlor zwischen zwei und zehn Prozent. Das sei ihm klar gewesen, so der 36-Jährige, aber er leite aus dem Wahlergebnis für sich einen kommunalpolitischen Auftrag ab; er könne sich vorstellen, so der Betriebsrat auf Nachfrage, in drei Jahren für den Ortschafts- oder den Gemeinderat zu kandidieren.

Im zweiten Wahlgang sei es zu dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trost und Jung gekommen „und es ist schön, dass der Amtsinhaber bestätigt wurde. Der Bessere hat‘s gemacht.“ In den ersten beiden Tagen nach dem ersten Wahlgang sei aus beiden Lagern heraus versucht worden, ihn zum Rückzug zu bewegen, „aber davon habe ich mich nicht beeindrucken lassen. Es war keine Spaßkandidatur für mich.“