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Hilfsdienste
DRK plant Rettungswache in Murr

Kaum sind die Pläne des DRK-Kreisverbands publik geworden, in Murr eine neue Rettungswache einzurichten, regt sich schon Widerstand in der Nachbarschaft.

Murr. Den Protest von etwa einem halben Dutzend Anlieger des Gebäudes im Ziegeleiweg 13, in dem das Rote Kreuz Räume angemietet hat, überbrachte am Dienstagabend Martin Schneider im Gemeinderat. Die Kritik zusammengefasst: Der Standort sei ungeeignet, weil er von Tempo-30-Zonen umgeben sei und vor allem die Sicherheit von Kindern gefährdet würde. Außerdem fürchten die künftigen Nachbarn den Lärm des Martinshorns.

Steffen Schassberger, Pressesprecher des DRK-Kreisverbands, bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung die Pläne. Sie stützen sich auf ein Gutachten, das der DRK-Bereichsausschuss für den Rettungsdienst in Auftrag gegeben hat. Die Experten kommen unter anderem zu der Erkenntnis, dass die Hilfsfristen im Bottwartal verbessert werden müssen. Hilfsfrist, das ist die Zeitspanne zwischen dem Absetzen eines Notrufs und dem Eintreffen des Rettungswagens. Sie ist gesetzlich vorgegeben und liegt bei zehn Minuten, wird aber nicht selten überschritten.

Deshalb will das DRK zwei Rettungswagen in Murr stationieren. Einen für den sogenannten Tagdienst, den anderen für Einsätze rund um die Uhr, so Schassberger. Pro Wagen werden zwei Rettungskräfte in der Wache sein, „wenn mal ein Azubi oder ein Praktikant vor Ort ist, sind es auch mal drei Leute pro Wagen“, erläutert der Pressesprecher des DRK. Ein Notarztwagen wird nicht in Murr stationiert, „wenn der benötigt wird, kommt er aus Oberstenfeld, Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen oder mit dem Hubschrauber.“

Bürgermeister Torsten Bartzsch war zwar mit dem DRK wegen eines Standorts im Gespräch, der wurde aber verworfen. Dass es dem Kreisverband jetzt gelungen sei, im Ziegeleiweg Räume anzumieten, habe er zufällig erfahren. Vor gut zwei Wochen sei dann der Bauantrag bei der Gemeinde eingegangen, über den am Dienstag vor der Gemeinderatssitzung der Verwaltungs- und Technische Ausschuss beriet. Das Gremium gab laut Bartzsch unter zwei Voraussetzungen grünes Licht: Zum einen muss das DRK ein Lärmgutachten vorlegen, zum anderen muss das Landratsamt prüfen, ob eine Rettungswache an diesem Standort, der innerhalb eines eingeschränkten Gewerbegebiets liegt, verträglich beziehungsweise „nicht wesentlich störend“ sei, wie es der Bebauungsplan vorschreibt. Komme auch das Landratsamt als übergeordnete Behörde zu einem positiven Ergebnis, sei gegen das Vorhaben nichts einzuwenden.

Bartzsch betonte an die Anlieger gewandt, dass die Gemeinde Murr keinen Einfluss auf die Nutzung eines privaten Grundstücks habe. „Wir können nicht sagen, dass gefällt uns nicht, sondern können nur ein baurechtliches Urteil abgeben.“

Anlieger Martin Schneider sagte in der Einwohnerfragestunde des Gemeinderats, dass eine Rettungswache zwar wichtig sei, der Standort Ziegeleiweg aber aus Sicherheitsgründen verworfen werden solle. Schneider kritisierte, dass die Rettungswagen auf ihrem Weg von der geplanten Wache zur Steinheimer Straße und Richtung Umgehungsstraße mehrere Einmündungen kreuzen müssten.

Die Straße „Im Schlat“ sei ein „Freizeithighway“, den Jogger, Radfahrer und Familien mit Kinderwagen nutzten. Hinzu komme der Lärm des Martinshorns. Laut Bartzsch hat das DRK aber bereits zugesagt, dass das Signal erst auf der Steinheimer Straße eingeschaltet würde.

Der Rettungsdienst hatte ohnehin zunächst einen anderen Standort im Auge, nämlich den Bereich neben dem alten Bahnhöfle in Steinheim. „Die Stadt hätte uns das Gelände zur Verfügung gestellt, aber wir hätten dort mit einer Containerlösung arbeiten müssen, die den Kostenträgern zu teuer war. Der Standort ist am finanziellen Aufwand gescheitert“, bestätigt Steffen Schassberger.

Er hofft, dass das Genehmigungsverfahren möglichst rasch über die Bühne geht, „und wir die Liegenschaft den Vorschriften für eine Rettungswache anpassen können.“ Ein Sprecher des Landratsamtes macht da allerdings auf Anfrage unserer Zeitung wenig Hoffnung. Er rechnet mit ungefähr vier Monaten, bis alle beteiligten Ämter gehört worden sind.