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Spende aus Apotheker-Nachlass
Drogen-Lehrsammlung fürs Bönnigheimer Museum Arzney-Küche

Kurt Sartorius mit der Drogen-Lehrsammlung, die er aus dem Nachlass eines Apothekers erhalten hat. Sie ergänzt nun die Sammlung des Museums Arzney-Küche. Foto: Ramona Theiss
Kurt Sartorius mit der Drogen-Lehrsammlung, die er aus dem Nachlass eines Apothekers erhalten hat. Sie ergänzt nun die Sammlung des Museums Arzney-Küche. Foto: Ramona Theiss
Insgesamt 281 Substanzen sind aufgelistet. Foto: Ramona Theiss
Insgesamt 281 Substanzen sind aufgelistet. Foto: Ramona Theiss
Spanische Fliege: Die metallisch-grün schimmernden Käfer dienten als Potenzmittel. Foto: Ramona Theiss
Spanische Fliege: Die metallisch-grün schimmernden Käfer dienten als Potenzmittel. Foto: Ramona Theiss
Die Arzney-Küche in Bönnigheim ist um ein Ausstellungsstück reicher: Museumsleiter Kurt Sartorius freut sich über die Spende einer original bestückten Drogen-Lehrsammlung aus dem Nachlass eines Apothekers.

Bönnigheim. Während im heutigen Sprachgebrauch der Begriff Droge vorwiegend für Rauschmittel verwendet wird, bezeichnet er ursprünglich durch Trocknung haltbar und verwertbar gemachte Teile von Pflanzen, Pilzen, Tieren oder Mikroorganismen, die meist zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet wurden.

Die Drogensammlung, die jetzt ihren Platz in der Bönnigheimer Arzney-Küche findet, stammt von Ende der 1950er Jahre. Pharma-Großhändler, in diesem Fall Von der Linde, haben solche Drogensammlungen seinerzeit bestückt an die Apotheker ausgeliefert. Es waren Lehrsammlungen, die zum einen der Ausbildung des Apothekenpersonals dienten, zum anderen der Kontrolle von Drogenlieferungen. Anhand der durchnummerierten Sammlung konnte der Apotheker überprüfen, ob es sich tatsächlich um die bestellten Drogen handelte. Vor 60 Jahren gehörte es durchaus noch zum Alltagsgeschäft eines Apothekers, im Labor auch eigene Mittel als Ergänzung zu den industriell produzierten Medikamenten herzustellen. Unverzichtbares Arbeitsgerät waren deshalb Apothekenwaage mit Kleinstgewichten sowie Mörser. Mit dem Mörserstößel wurden in dem schalenförmigen Gefäß die Drogen zur Weiterverarbeitung zerstoßen und zerrieben.

281 Drogen sind aufgelistet

Wie in dem Beiheft mit der Auflistung der Drogen zu lesen ist, sollte die Sammlung einen bleibenden Wert im Inventar der Apotheke darstellen. Sie ist deshalb in einem stabilen Holzschränkchen mit neun Schubladen untergebracht. Insgesamt sind es 281 nummerierte Substanzen, davon 160 in Plexiglasröhrchen und 121 in Schachteln mit Zellglasdeckel. Einige der Mineralien, Hölzer, Rinden, Harze, Früchte und Samen verbreiten trotz des hohen Alters noch einen intensiven Duft.

Spanische Fliege als Potenzmittel

Zu den enthaltenen Arzneidrogen gehören beispielsweise Streifen der Scillae bulbus (Meerzwiebel), die aufgrund herzkraftsteigernder Wirkung bei leichten Formen der Herzinsuffizienz eingesetzt wurde. Auch Cocculus indicus, die giftigen Samen der indischen Scheinmyrte, sind enthalten. In der Volksmedizin wurden Kockelskörner bei Haut- und Nervenkrankheiten sowie bei Schwindel angewendet. Die Spanische Fliege gehörte früher ebenfalls zur Drogenausstattung einer Apotheke. Insbesondere die getrockneten Flügeldecken wurden für medizinische Zwecke genutzt, beispielsweise zur Herstellung blasenziehender Cantharidenpflaster. Die metallisch-grün schimmernden Käfer dienten, zu Pulver gemahlen, aber auch als Potenzmittel. Allerdings darf dieses Reizgift nur in homöopathischer Dosis verwendet werden, da schon kleine Mengen tödlich sind.

Heute als Gewürze im Einsatz

Dammar oder Dammarharz, das Harz von Laubbäumen aus der Familie der Flügelfruchtgewächse, diente als Substrat zur Gewinnung von Dammardienol. Dieses wurde als Einschlussmittel für mikroskopische Präparationen und für die Herstellung von Pflastern verwendet. Millefolii (Schafgarbenblüten) nutzte man unter anderem zur Herstellung von Pulver, Teemischungen und Tinkturen. Auch Drogen, die heutzutage noch als Gewürze in der Küche Verwendung finden, sind enthalten, unter anderem Zimt, Vanille und Ingwer.

Museumsleiter Kurt Sartorius freut sich sehr über das Exponat, das eine tolle Ergänzung seiner Ausstellungsstücke darstellt. Bis zur Wiedereröffnung des Museums im kommenden Frühjahr wird er das Schränkchen, das am Boden Feuchtigkeitsschäden hat, aufarbeiten.