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Eine stete Suche nach neuen Ausdrucksformen

Bettina Kohlen (rechts) verwendet für ihre Keramik verschiedene Brennarten. Christine Näser-Handwerk präsentiert beim Tag der offenen Töpferei Glasschmuck in Silber. Foto: Benjamin Stollenberg
Bettina Kohlen (rechts) verwendet für ihre Keramik verschiedene Brennarten. Christine Näser-Handwerk präsentiert beim Tag der offenen Töpferei Glasschmuck in Silber. Foto: Benjamin Stollenberg
Ateliergemeinschaft Raum3plus beteiligt sich am Tag der offenen Töpferei – Gelegenheit, Kunst der Öffentlichkeit zu präsentieren

Korntal-Münchingen. Die Ateliergemeinschaft Raum3plus präsentierte am Wochenende Keramik, Bronze-Skulpturen, Malerei und Schmuck an der Steinbeisstraße 13 in Korntal. Der 15. Tag der offenen Töpferei mit 51 Teilnehmern allein in Baden-Württemberg war eine der wenigen Veranstaltungen, die nicht komplett abgesagt wurde. „Wir haben gedacht, wir machen trotzdem auf. Wir sind ja eine kleine Veranstaltung. Mehr als 20 werden nicht auf einmal kommen“, so Bettina Kohlen. Im Mai 2013 gründete sie zusammen mit Gudrun Schattel und Beate Krebser, die einander während ihres Studiums an der Freien Kunstschule in Stuttgart kennengelernt haben, ihre Ateliergemeinschaft.

Bettina Kohlen verwendet für ihre Keramik verschiedene Brennarten. Zum Beispiel die Raku-Technik, die im Gasofen dunkel hervortretende Risse in der Glasur entstehen lässt. Oder der Kapselbrand, durch den den Oberflächen besondere und oft nicht vorhersehbare Strukturen gegeben werden. Mit dem Kapselbrand habe sie sich für den baden-württembergischen Staatspreis beworben, fügt Kohlen an. So unterschiedlich die ausgestellten Gefäße anmuten, vereint sie doch eine reduzierte Formensprache. „Ich versuche immer konzentrierter, puristischer zu werden“, sagt sie. Eher figürlich arbeitet sie dagegen in Wachs zur Vorbereitung ihrer Bronze-Skulpturen. Hier setzen Anmut und Leichtigkeit einen spannenden Kontrast zum schweren, robusten Material. Neben sportlichen, tanzenden Figuren hat Kohlen Motive der ägyptischen und der griechischen Mythologie geschaffen.

Keine Angst vor Farben, das ist der erste Eindruck im Atelierraum von Gudrun Schattel. Dabei ist auch sie eine vielseitige Künstlerin. Auf einem Tisch liegen handliche MDF-Platten, deren Oberfläche spiegelglatt glänzen – Kunstharz. Darunter scheint ein poppiges Motiv durch. Das hat man doch schon mal gesehen? „Da sind alte Telefonkarten drunter, die habe ich mal gesammelt“, verrät Schattel. Eine ganz andere Richtung verfolgt sie mit ihrer neuesten Reihe „Linien des Lebens“. Die Bilder, die stets im Prozess entstehen, basieren auf Straßen- und Landkarten, die Schattel mit Öl und Pigmenten je nach ihrer momentanen Befindlichkeit verfremdet, Schicht für Schicht. 15 Bilder seien allein mit dem Kartenmotiv Bundesgartenschaugelände entstanden. „Für mich ist Verbindung wichtig: Straßen, über die man sich gegenseitig besuchen kann, arbeiten geht, einkauft. Eine Verbindung verändert sich auch ständig“, erklärt die Leonbergerin.

Ein Raum weiter präsentiert Gastausstellerin Christine Näser-Handwerk Glasschmuck in Silber. Die Ludwigsburgerin gab vor einigen Jahren ihren Beruf als Architektin auf, um sich ganz der Glaskunst zu widmen. Neben filigranen Ringen springen Ketten mit großen Glasperlen ins Auge. Da hohl geblasen und teils mit einer Silbermanschette umwickelt, sind auch sie Leichtgewichte. Immer wieder probiert die Künstlerin neue Techniken aus, etwa das Aufschmelzen feiner Glasstäube in verschiedenen Farben. Oder Glassteine, die in Schichten im Ofen aufgebaut werden und so später einen lebendigen farblichen Verlauf zeigen. „Es fasziniert mich, dass man nie auslernt. Es ist ein lebenslanger Prozess.“

In der Werkstatt an der Rückseite des Gebäudes im Gewerbemischgebiet finden auch regelmäßig Kurse statt ( www.artwork-kohlen.de). „Wir sind ja im Kleinen, maximal sechs Personen“, so Bettina Kohlen. Eine, die darauf brennt, das figürliche Modellieren in einem Workshop auszuprobieren, ist Irene Eib. „Ich mag es, das Material mit den Händen zu fühlen und zu gestalten und zu sehen, wie daraus ein Objekt wird“, sagt die Korntaler Besucherin. Die Künstlerinnen schätzen den Tag der offenen Töpferei als Gelegenheit, sich einmal der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dass diesmal das Coronavirus dazwischengekommen ist, ärgere sie schon, sagt Kohlen. Noch schlimmer sei für die hauptberuflich tätigen Künstler die reihenweise Absage geplanter Ausstellungen, die eine wichtige Existenzgrundlage bedeuteten.