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Ermittlungen gegen impfkritischen Kinderarzt

Steinheim. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn ermittelt derzeit gegen den Steinheimer Kinderarzt Wolfgang Scheel. Er soll Impfgegnern falsche Gesundheitszeugnisse ausgestellt haben. Es geht unter anderem um den „Verdacht des Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse“ im Zusammenhang mit Impfunfähigkeitsbescheinigungen, sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde am Mittwoch.

Praxis und Privaträume des Mediziners seien durchsucht worden. Ob und welche Beweismittel dabei sichergestellt wurden, wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Ihren Worten zufolge liegen mehrere Strafanzeigen gegen den Mann vor. Weitere Informationen wurden mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht gegeben.

Der Heilbronner Staatsanwaltschaft zufolge hatte zuvor das ZDF-Magazin „Frontal21“ im Juni über das Thema berichtet. Darin wurde gezeigt, dass Scheel einem Jungen eine Impferlassbescheinigung ausgestellt hatte, ohne das Kind, das in Wirklichkeit gar nicht existierte, jemals gesehen zu haben. Die Bescheinigung wurde per Post verschickt.

Das Masernschutzgesetz schreibt eine Impfung für Kinder, Lehrer, Betreuer, Erzieher, medizinisches Personal und Geflüchtete in Gemeinschaftseinrichtungen vor, bei Vorlage eines Attests muss nicht geimpft werden.

Kurz vor Entzug der Zulassung

Anfang des Jahres stand Scheel Medienberichten zufolge vor dem Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung in Stuttgart. Der wegen seiner homöopathischen Behandlungsmethoden umstrittene Mediziner musste um seine Zulassung fürchten, weil er die Gesundheit eines Kindes durch seine Behandlungen gefährdet haben sollte. Er durfte aber weiter behandeln, vor allem impfkritische Eltern suchten seine Praxis auf. Diese demonstrierten auch für ihn und sammelten mit einer Online-Petition Unterschriften.

Auf seiner Internetseite berichtet Wolfgang Scheel von einem „Überraschungsbesuch“. Neun Personen („Staatsanwalt, Polizist, Türversperrer, Zeugen, Techniker, Suchende“) seien bei ihm für die Durchsuchung in der Praxis gewesen und hätten „irgendwas“ gesucht. Weiter spricht er von einer „abartigen Sendung des ZDF“, die Lügen und Ängste verbreitet habe. (lsw/pat)