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Freibäder
Eröffnung am 6. Juni illusorisch

In Oberstenfeld liegt das Freibad im Dornröschenschlaf, ob und wann es wieder zum Leben erwacht, ist noch offen.Foto: Alfred Drossel
In Oberstenfeld liegt das Freibad im Dornröschenschlaf, ob und wann es wieder zum Leben erwacht, ist noch offen. Foto: Alfred Drossel
Freibadbetreiber warten auf konkrete Vorgaben von der Landesregierung – Frage nach der Wirtschaftlichkeit

Kreis Ludwigsburg. „Es ist wie so oft in letzter Zeit. Das Land erweckt mit einer Pressemitteilung Hoffnungen, teilt uns aber nicht mit, wie wir damit umgehen sollen“, sagt der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch. Murr und Steinheim betreiben gemeinsam das Steinheimer Freibad Wellarium. Sobald es Vorgaben gebe, werde man in einer Sitzung des zuständigen Gemeindeverwaltungsverbandes entscheiden. Eine Öffnung am 6. Juni kann Bartzsch bereits ausschließen. „Wir spielen aber Szenarien durch“, sagt Bartzsch. Nach den ersten Vorgaben dürften 1200 Gäste ins Wellarium. Um die Zahl zu kontrollieren, soll es nur einen Einzelkartenverkauf geben und diesen auch nur online, um Schlangen an der Kasse zu vermeiden. Während es auf der großen Liegewiese keine Probleme gebe, den Abstand einzuhalten, werde das Verhalten in den Becken spannend. Das Schwimmerbecken soll deshalb mit Leinen abgesperrt werden. Frage ist, wie viele gleichzeitig ins Becken dürfen. Auch das Nichtschwimmer- und das Wellenbecken sollen geöffnet werden, aber ohne den Strömungskanal und die Massageliegen. Als kritisch sieht Bartzsch die Sprungtürme und die Rutschen an, da müsse man sehen, wie man damit umgehe. Und natürlich stelle sich auch die wirtschaftliche Frage.

In Voraussicht auf die mögliche Öffnung hat der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann bereits für den 16. Juni eine Gemeindeverwaltungsverbandsversammlung einberufen – Oberstenfeld betreibt das Mineralfreibad Oberes Bottwartal mit Beilstein zusammen. Die großen Arbeiten für die Eröffnung seien bereits im März und April über die Bühne gegangen, aber bislang gebe es keine Vorgaben, welche Einschränkungen es geben werde. Auch Oberstenfeld wird die Besucherzahl gegebenenfalls reduzieren, um die Abstände einhalten zu können. Die Liegewiese sei groß genug, es müssen aber der Flaschenhals Eingang und die Reinigung gelöst werden. „Es wird wohl nur im Schichtbetrieb gehen“, ist Kleemann überzeugt. Man müsse sich aber auch die Frage stellen, mit welchen Kosten eine Öffnung verbunden sei. Das Defizit im Mineralfreibad beträgt rund 200.000 bis 300.000 Euro. „Wir müssen die Fakten klären und die Wirtschaftlichkeit prüfen“, fasst Kleemann zusammen. Auch er kritisiert, dass das Land nicht schon früher Bedingungen formulierte. „Es ist nicht realistisch, dass wir so schnell reagieren können.“

„Eine Öffnung am 6. Juni ist völlig illusorisch“, betont auch Anette Hochmuth, Pressersprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen. Erst brauche es konkrete Vorgaben, dann könne man an die Umsetzung gehen. Die Becken im Ellental seien noch mit dem Winterwasser gefüllt, müssten also erst noch gereinigt und neu aufgefüllt werden. Die Mitarbeiter befinden sich noch in Kurzarbeit. Unvermeidbar seien sicherlich Beschränkungen bei den Personen. An einem warmen Tag tummeln sich im Freibad rund 6000 bis 8000 Menschen. Mehr als 500 Menschen pro Schicht könne man wahrscheinlich nicht Einlass gewähren. Sobald es die Vorgaben vom Land gebe, werde man mit den Stadtwerken als Betreiber in die Diskussion gehen. Auch Hochmuth nennt dabei die Kostenfrage als Argument. „Das Defizit wird sich vervielfachen“, sagt sie, weshalb auch nicht auszuschließen sei, dass das Freibad gar nicht aufmache.

Auch die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) haben ein Konzept erarbeitet, welches unter anderem die Öffnung des Freibades in Hoheneck regulieren soll. „Die Umsetzung des Konzeptes kann erst erfolgen, wenn wir definitiv wissen, ob, wann und unter welchen Bedingungen wir aufmachen dürfen“, so eine Sprecherin der SWLB. Das Konzept sieht unter anderem digitale Zutrittslösungen, Parzellierungen auf den Liegewiesen und ein Wegesystem mit Richtungspfeilen vor. Für Warteschlangen seien Abstandsmarkierungen vorgesehen. „Die Zahl der Besucher, die gleichzeitig im Bad sein dürfen, werden wir begrenzen müssen“, so die SWLB. Zudem wurden Zeitfenster zum Schwimmen definiert, das Bad solle zwischen diesen festgelegten Schwimm- und Badezeiten laufend desinfiziert werden. „Wichtig ist uns hervorzuheben, dass wir das Erarbeitete zurzeit nur andeuten können, weil wir noch nicht wissen, welche Vorgaben uns erwarten“, so die SWLB.

Genau diese fehlenden Vorgaben sind es, weshalb gerade die kleineren Bäder noch völlig schwimmen. Man habe im Gemeinderat von Eberdingen zwar nichtöffentlich über die Eröffnung diskutiert. Aber bevor es konkret wird, soll erst die weitere Entwicklung im Land abgewartet werden, so Bürgermeister Peter Schäfer.