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Streik
Erzieherinnen streiken für Geld und Anerkennung

Kita-Streik: Im April demonstrieren mehr als 200 Erzieherinnen und Erzieher in Bietigheim-Bissingen. Archivfoto: Alfred Drossel
Kita-Streik: Im April demonstrieren mehr als 200 Erzieherinnen und Erzieher in Bietigheim-Bissingen. Foto: Alfred Drossel
Großer Bahnhof auf dem Bietigheimer Marktplatz. Rund 200 – vor allem Erzieherinnen – waren gekommen, um gegen den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen zu demonstrieren. Sie forderten bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und natürlich mehr Geld.

Bietigheim-Bissingen. Die Probleme sind schon seit langem bekannt. Vor allem bei den Erzieherinnen in den Kitas fehlt es an Fachkräften und an Geld. Außerdem wollen sie mehr Anerkennung. „Seit zwei Jahren wird verhandelt, um eine Besserung zu erzielen, doch die kommunalen Arbeitgeber haben bisher wenig Fantasie gezeigt, um das Problem anzugehen“, sagte Cuno Brune-Hägele, Geschäftsführer bei der Gewerkschaft Verdi, gestern bei der Kundgebung auf dem Bietigheimer Marktplatz. Die Arbeitgeber hätten noch nichts Vernünftiges auf den Tisch gelegt und das sei sehr schade.

Bereits 2020 sollte über die Eingruppierungen und den Gesundheitsschutz neu verhandelt werden. Wegen Corona wurden die Gespräche immer wieder vertagt. Für Verdi stehen in der Verhandlungsrunde drei Schwerpunkte im Vordergrund. Dazu gehören die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit. Verhandelt wird dabei für rund 330000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen. Von den Verhandlungen betroffen sind aber auch zahlreiche Beschäftigte bei anderen Trägern, die die Verhandlungsergebnisse übernehmen. Die dritte Verhandlungsrunde findet Mitte Mai in Potsdam statt.

„Uns geht es in erster Linie um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und wir wollen einen Ausgleich. Sonst bleibt den Kommunen am Ende nichts anderes übrig, als zuzuschauen, wie immer mehr Leute gehen, weil keiner mehr den Beruf ausüben will“, so Brune-Hägele. Bis zum nächsten Verhandlungstermin sind weitere Streiktage eingeplant. Auch die Mitarbeiter in den sozialen Berufen sind von Streikmaßnahmen betroffen. Die zunehmende Belastung der Erzieherinnen wurde auch in einem Brief aus den Kitas in Bietigheim-Bissingen beschrieben. Die Anforderungen der Eltern würden immer höher werden. Schließlich müssten beide Eltern weiter ihren Beruf ausüben, um im Großraum Stuttgart zu überleben. Gleichzeitig würden Eltern ihre Kinder immer weniger erziehen. Mit der Konsequenz, dass diese Arbeit dann in der Kita übernommen werden müsste. Das führe dazu, dass zum Spielen oder Beschäftigen mit den Kindern weniger Zeit bleibe. Die Erzieherinnen wollen nicht mehr für alles geradestehen. Sie sehen das Kindergartenwesen vor dem Kollaps. Außerdem sei der Lohn zu gering, so würden sich immer mehr Menschen aus dem Beruf verabschieden.

Und dann würden noch die Flüchtlinge aus der Ukraine hinzukommen. Diese hätten Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch die Voraussetzungen dafür seien nicht geschaffen. „In der Republik ist viel Geld, aber nicht für die Erziehung und soziale Berufe. Für das Militär gibt es auf einmal 100 Milliarden Euro, wir müssen aber weiter für eine Verbesserung der Lage kämpfen“, so Martin Schäfers, Personalrat im Ludwigsburger Landratsamt. Für die Integration der Kinder in die Kindertageseinrichtungen und in den schulischen Ganztag braucht es aus Sicht von Verdi deshalb vorübergehend Zusatzkräfte, die nicht auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Besonders hilfreich wäre die Einstellung von ukrainischen Muttersprachlerinnen mit professionellem pädagogischen Hintergrund.