Kreis Ludwigsburg. Sind erneute, wenn auch weniger strenge Kontaktverbote durchs Pandemiegeschehen im Kreis gedeckt? Ein vergleichender Rückblick bietet sich als Orientierungshilfe an. Daher zur Erinnerung: Die erste Coronainfektion im Kreis wurde am 28. Februar gemeldet, 17 Tage später, am 16. März, war der erste Tote zu beklagen. Am 23. März begann der Lockdown. Im Kreis wurden jetzt, stark drei Wochen nach dem ersten Fall, 254 Infizierte und fünf Menschen, die mit oder an Covid-19 starben, gezählt.
Zeitsprung: In den ersten vier Oktoberwochen sind 2071 Kreisbewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden, allein am Freitag kamen weitere 305 hinzu. Das war der bisher höchste Tagesanstieg. An oder mit Covid-19 gestorben sind, Stand gestern Abend, seit 1. Oktober 20 Menschen gestorben – nachdem zwischen dem Ende des Lockdowns und dem der Sommerferien keine Corona-Toten mehr zu beklagen waren. Den ersten Todesfall der zum Ferienende – zunächst langsam – auflaufenden zweiten Welle meldete das Gesundheitsamt am 23. September.
Die Zahlen beider Zeiträume sind zwar nur bedingt vergleichbar – es wird jetzt viel mehr getestet als im Frühjahr. Landesweit standen allein vorige Woche laut Kassenärztlicher Vereinigung 24548 Tests zur Verfügung, diese Woche sollen es 800 mehr sein – Kreiszahlen fehlen, weil die Labore Proben aus mehreren Kreisen testen. Aber: Nicht nur die Zahl, sondern auch der Anteil positiver Tests stieg in Baden-Württemberg schon vorige Woche deutlich an – auf 5,3 Prozent gegenüber 3,5 eine Woche zuvor.
Die Dynamik, mit der die Pandemie auch im Kreis verläuft, zeigt ein Vergleich mit Höchstmarken des Lockdowns: Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am 29. März ihr über mehr als sechs Monate nicht mehr wiederholtes Maximum von 76,9. Erstmals übertroffen wurde es am 22. Oktober mit 84,3 – die neue, nochmals deutlich höhere Rekordmarke von gestern Abend lautet 147,7. Auch die Zahl der als aktuell infiziert Geltenden – der bisherige Rekord von 726 stammte vom 3. April – liegt seit voriger Woche über dem Niveau des Lockdowns und steigt tagtäglich weiter stark: von 843 am 22. Oktober auf 1405 am Freitagabend.
Schwere Verläufe, die Krankenhausaufenthalte erzwingen, werden erst einige Tage nach der Infektion offenbar. Doch auch in den Kliniken in Ludwigsburg und Bietigheim ist die zweite Welle bereits angekommen. 98 Patienten wurden seit Ferienende mit oder wegen Covid-19 stationär aufgenommen, etwa jeder fünfte muss auf die Intensivstation. Neun Coronapatienten sind seither in einem der beiden Krankenhäuser gestorben.
Schwere Verläufe, die sich aus den explosionsartig gestiegenen Infektionszahlen dieser Woche ergeben, werden in den Kliniken aber wohl frühestens nächste Woche sichtbar.