1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Ludwigsburg
Logo

Immobilien
Fonds für Mieter und Eigentümer?

Mietern soll nicht gekündigt werden, wenn sie wegen der Coronakrise in den nächsten drei Monaten ihre Miete nicht sofort bezahlen.Foto: Werner Kuhnle
Mietern soll nicht gekündigt werden, wenn sie wegen der Coronakrise in den nächsten drei Monaten ihre Miete nicht sofort bezahlen. Foto: Werner Kuhnle
Verbände kritisieren neue Vorschriften zum Schutz von Mietern – Auch für Besitzer kann die Krise existenzgefährdend sein

Ludwigsburg. Bis jetzt häufen sich die Nachfragen zur Coronakrise bei Mieter- und Eigentümerverbänden noch nicht. „Anrufe wegen Zahlungsschwierigkeiten kommen bis jetzt noch nicht“, sagt Eckart Bohn. Der Vorsitzende des Mieterbundes Ludwigsburg erklärt sich das damit, dass die Kurzarbeit in vielen Unternehmen erst im April startet. „Ich denke, dass es bald mehr wird“, so Bohn.

Beim Eigentümerverein Haus und Grund Ludwigsburg gebe es bereits Nachfragen, aber nur vereinzelt, sagt die Geschäftsführerin Helga Schneller. Der Großteil der Anrufer sei verunsichert und wolle wissen, was zu tun sei, wenn ein Mieter ankündigt, die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Sowohl Eigentümer, die privat vermieten, als auch solche, die Gewerberaum anbieten, würden sich über ausbleibende Miete Gedanken machen. „Wir empfehlen dann, kulant zu sein“, so Schneller. Es sei denn, der Vermieter sei auf das Geld angewiesen. Das sei vor allem bei älteren alleinstehenden Damen der Fall, die mit der Miete ihre Witwenrente aufbessern. „Für sie ist es fatal, wenn sie einen Monat keine Miete bekommen“, sagt Schneller.

Für Haus und Grund sei es deshalb wichtig, auch an die Vermieter zu denken. Die neuen Vorschriften der Bundesregierung schützen zwar die Mieter, doch nicht die vielen privaten Eigentümer, die auf die Miete angewiesen seien. Deshalb sei die Idee eines Fonds aufgekommen. Ein solcher Mieten- und Wohnkostenfonds kauft die Mietschulden auf. Der Vermieter bekommt sein Geld also nicht direkt vom Mieter, sondern aus dem Fonds gezahlt. Dorthin zahlt der Mieter wiederum seine Schulden zurück. Was nach 2022 nicht zurückgezahlt werden kann, müsse der Staat übernehmen. Dadurch werden nicht nur Mieter, sondern auch Eigentümer entlastet, so Haus und Grund. Auch aus Mietersicht wäre ein solcher Fonds die beste Möglichkeit aktuell. „Der Fonds ist die Lösung, die wir uns von Anfang an erhofft haben“, so Eckart Bohn. Denn das die Miete trotz allem bezahlt werde, sei vor allem für diejenigen Vermieter wichtig, die mit dem monatlichen Geld rechnen.

Ein weiterer Vorteil eines Fonds wäre es, dass man mit diesem schnell handlungsfähig ist. „Mieter können zwar Wohngeld beantragen, das dauert aber lang“, so Helga Schneller. Auch Selbstnutzern, die zurzeit ihre Immobilien noch abbezahlen, könnte ein Fonds helfen. „Denen nützt der Kündigungsschutz nämlich nichts“, sagt Schneller.

Sie sieht Gewerbevermieter nicht so oft in einer finanziellen Notlage wie private Vermieter. Wer einen Gewerberaum vermiete, sei Unternehmer und müsse sich darüber im Klaren sein, dass das mit größeren Risiken verbunden ist. Außerdem sei eine höhere Kaution vorhanden. „Da ist es nicht so dramatisch, wenn die Miete nicht gleich bezahlt wird“, sagt Schneller.

Doch eine halbe Stunde später muss sie sich korrigieren. Gerade habe sie eine Nachricht von einer 90-jährigen Witwe erhalten, die Gewerberaum an ein Ludwigsburger Geschäft vermietet und auf die Einnahmen angewiesen ist. „Ihre Mieter haben ihr mitgeteilt, dass sie bis auf weiteres die Zahlungen einstellen, um ihre Liquidität aufrecht zu erhalten“, so Schneller. Was sie dagegen tun könnte? „Sie müsste klagen.“ Doch das dauere lang und der Ausgang sei ungewiss. Ist das die Mühe also wert? Mit einem Fonds, da ist sich Schneller sicher, hätte die Witwe bessere Chancen.