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Frauenhand
Gemeinde künftig in weiblicher Hand

Führungsteam im Walheimer Rathaus besteht nur aus Frauen – Freie Stellen alle besetzt

Walheim. Über zu wenig Frauen in Führungspositionen wird immer wieder geklagt – aber eine kleine Kommune im Landkreis hat damit definitiv kein Problem: Die Frauenquote in der Walheimer Gemeindeverwaltung ist so hoch wie in keiner anderen Kommune in der Region; Walheim ist künftig (fast) zu 100 Prozent in Frauenhand. Bürgermeisterin Tatjana Scheerle bekommt in der Gemeindeverwaltung ein rein weibliches Team zur Seite gestellt. Und auch die anderen Mitarbeiter der Kommune sind Frauen – von der Amtsbotin bis zur Hausmeisterin in der Gemeindehalle. Nur im Bauhof und beim Gemeindevollzugsdienst arbeiten Männer.

Ist so viel Frauenpower Absicht? „Nein“, sagt Tatjana Scheerle. „Aber Walheim ist eben schon immer besonders gewesen.“ Wie berichtet, hatten einige Mitarbeiter das Walheimer Rathaus verlassen. Die neue Bürgermeisterin musste sich ihr Team fast komplett neu zusammenstellen. Jetzt sind die Stellen besetzt: Bereits begonnen hat Waltraut Menzel, die für Soziales und Kultur zuständig ist. Im November übernimmt Isabell Zimpel das Bau-, Haupt- und Ordnungsamt, im Dezember kommt Kämmerin Lea Redweik. Anfang 2019 komplettiert Viviana Paladino das Rathausteam und übernimmt das Vorzimmer der Bürgermeisterin.

Etwa neun Bewerbungen habe es auf jede Stelle gegeben, sagt Scheerle – 90 Prozent davon seien Frauen gewesen. Die Entscheidung, wer eingestellt wird, fiel im Gemeinderat. Dass sich jedes Mal eine Frau durchgesetzt habe, sei Zufall. „Ausschlaggebend war für uns ausschließlich die fachliche Qualifikation der Bewerber“, betont Scheerle. „Wenn es qualifiziertere Männer gegeben hätte, hätten diese selbstverständlich die Stelle bekommen. Ich hätte auch einen männlichen Sekretär eingestellt“, meint die 36-Jährige. Die neuen Kolleginnen hätten sich bereits kennengelernt: „Sie sind eine sehr gute Ergänzung für unser Team.“

Ob es von Vorteil ist, nur mit Frauen zusammenzuarbeiten? Alles habe Vor- und Nachteile, sagt Scheerle. Männer hätten mitunter eine andere Denkweise und würden andere Ansätze einbringen, „aber unter uns Frauen wird ein offener Austausch stattfinden“, ist sie überzeugt.

Wie es ist, in einem rein weiblichen Team zu arbeiten, weiß Michaele Mallok, die in Freudental das Haupt- und Ordnungsamt leitet. Unter der früheren Bürgermeisterin Dorothea Bachmann war die Verwaltung ebenfalls rein weiblich besetzt. Heute ist Schultes Alexander Fleig der einzige Mann. Wie gut man zusammenarbeite sei keine Frage der Geschlechter, „sondern „hängt von den Personen ab“, sagt Mallok. Die Kommunikation unter Männern sei mitunter etwas anders, als unter Frauen und vielleicht bevorzuge der eine oder andere ältere Bürger einen männlichen Ansprechpartner.

In Walheim sieht man das offenbar entspannt, hat Tatjana Scheerle bereits aus einigen Gesprächen erfahren. Solange die Arbeit im Rathaus funktioniere, sei es egal, ob sie von Frauen oder Männern erledigt werde. „Die Walheimer sind da moderner als man denkt.“