Oberstenfeld. „Die Zahl der Händler hat sehr stark abgenommen, die Zahl der Kunden auch“, begründet Oberstenfelds Bürgermeister Markus Kleemann die Absage. Man habe die verbliebenen Händler angeschrieben und in Kenntnis gesetzt, dass der Markt – zumindest in diesem Jahr – ausgesetzt wird. Mit dieser Entwicklung ist Oberstenfeld nicht allein.
Eine Beobachtung vielerorts: Die Vielfalt im Angebot nimmt ab, fliegende Händler mit Billigklamotten beherrschen das Bild, für Kunden ist das wenig attraktiv. In Steinheim hat man die Krämermärkte deshalb reduziert; statt wie früher drei im Jahr, gibt es nur noch einen im September, kombiniert mit dem verkaufsoffenen Sonntag. „Die Zahl der Händler ist zurückgegangen und die Qualität hat nicht mehr gestimmt“, sagt Rolf Englert, als Leiter des Ordnungsamts mit der Organisation der Märkte befasst. Die Generation der Händler mit Qualitätsware sterbe langsam aus, glaubt er und die Lücken füllen dann billige Textilien.
Dazu kommt, dass der Platz in Steinheim begrenzt ist, kaum hundert Meter lang ziehen sich die Stände. „Wenn gleichzeitig in der Gegend ein größerer Markt stattfindet, sind die Händler bei uns weggeblieben und lieber dorthin gegangen“, sagt Englert.
Dieses Verhalten wird auch in anderen Kommunen beobachtet. „Die Hälfte der Beschicker kommt auf jeden Fall“, formuliert es Jule Züls positiv, sie organisiert im Ordnungsamt Murr die Märkte. 40 Standplätze vergibt die Gemeinde bei den zwei Krämermärkten im Jahr, dem Georgimarkt am 23. April und dem Kirbemarkt am 9. September. Beide Märkte seien noch relativ gut besucht, aber mit abnehmender Tendenz. Großbottwar bietet Kunden und Händlern gleich vier Märkte im Jahr mit klingenden, traditionellen Namen: den Matthiasmarkt, den Georgimarkt, den Laurentius- und den Gallusmarkt. Die Mischung versucht Cara Gillé zu steuern: „Ich kann ja aussuchen, welcher Händler einen Platz bekommt.“
Trotzdem: Immer nur einem Händler jeder Branche einen Platz zu geben, bewähre sich auch nicht, denn „am Schluss kommt er nicht.“ In diesem Jahr liegen zwischen 50 und 55 Bewerbungen von Marktbeschickern auf ihren Schreibtisch – – manche haben Stammkunden, sagt Jule Gillé, manche sagen ab, oder bleiben einfach wegt. Dafür tauchen immer auch unangemeldet Händler auf, aber die Restplatzvergabe funktioniere gut: „Die kriegen alle ihre Plätze.
Mit einem der beiden Krämermärkte – dem Andreasmarkt – hatte auch Beilstein Probleme, weshalb die Stadt das Konzept im vergangenen Jahr komplett geändert hat und damit richtig lag. Bisher hatte der Andreasmarkt im November stattgefunden – zu kurz vor dem Weihnachtsmarkt, auf den Händler wie Kunden um diese Jahreszeit viel mehr Lust hatten. Die Folge: Anbieter und Käufer blieben weg. „Voriges Jahr haben wir den Andreasmarkt auf Ende Oktober vorgezogen, um einen Tag verlängert und das Angebot auf Kunsthandwerk und und Naturprodukte umgestellt,“ sagt Karin Röser von der Stadt Beilstein. Das Konzept is aufgegangen und soll beibehalten werden. Zwischen 70 und 80 Händlern kommen an den beiden Tagen; ein klassischer Krämermarkt ist der Andreasmarkt damit allerdings nicht mehr. Aber Beilstein hat immer noch seinen Ostermontagsmarkt mit sehr vielen Ständen, sehr vielen Besuchern, dem klassischen, gemischten Angebot von Kartoffelschäler bis Wachstuchdecke – und er ist beliebt wie eh und je.