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Grippe
Grippe und Corona: Doppelte Impfung „gut verträglich“

Eine Grippe zwingt viele Erkrankte ins Bett. Bis gestern wurden dem Landratsamt noch keine Fälle von Influenza gemeldet. Foto: Maurizio Gambarini/dpa
Eine Grippe zwingt viele Erkrankte ins Bett. Bis gestern wurden dem Landratsamt noch keine Fälle von Influenza gemeldet. Foto: Maurizio Gambarini/dpa
Im vergangenen Winter ist die Grippewelle nahezu ausgeblieben. Für diese Saison gibt es Prognosen, dass Influenzaerkrankungen wieder zunehmen. Experten im Kreis raten daher insbesondere Personen über 60 Jahren, sich neben Corona auch gegen Grippe impfen zu lassen.

Kreis Ludwigsburg. Alpha, Delta, Omikron – die Welt spricht pandemiebedingt nur noch von besorgniserregenden Coronavirus-Varianten. Dabei gibt es mit der Grippe – auch Influenza genannt – eine weitere ernstzunehmende Krankheit, die vor allem in den Wintermonaten zuschlägt. Umfassende Corona-Hygieneregeln verhinderten vergangenes Jahr eine Ausbreitung der Grippewelle – das kann in diesem Winter ganz anders sein, weil 2020/21 nicht so viele Menschen mit den Viren in Kontakt gekommen sind. Experten sprechen dabei von einer Immunitätslücke. Aktuell wurden laut Auskunft des Landratsamts Ludwigsburg noch keine Grippefälle registriert. 2021 wurden im Kreis laut Robert-Koch-Institut gar keine Fälle gemeldet, 2020 waren es 1249, 2019 insgesamt 1107. „Es wird vermutlich erst Ende des Jahres eine Statistik zu Grippefällen im Jahr 2021 geben“, teilt das Landratsamt mit. Grundsätzlich werde momentan wohl eher nicht auf Grippe getestet, da Corona die Laborkapazitäten stark einschränkt. Insofern kann von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Das ist laut Landratsamt ohnehin jedes Jahr der Fall, da Symptome der Influenza individuell unterschiedlich stark ausfallen und viele Menschen mit Grippe gar nicht zum Arzt gehen.

„Der Anteil an Grippeinfektionen macht unter den derzeitigen Atemwegserkrankungen nur einen geringen Anteil aus“, sagt Dr. Carola Maitra, Vorsitzende der Ärzteschaft Ludwigsburg. Die Ärzte erwarte deshalb auch in diesem Jahr keine sehr hohen Influenzazahlen vor Weihnachten. Über den weiteren Verlauf könne nur spekuliert werden, schließlich hänge die Infektverbreitung auch von weiteren Maßnahmen, wie beispielsweise Einschränkungen der Kontakte im öffentlichen Raum, ab. „Dennoch raten wir gerade im Angesicht der Coronapandemie insbesondere Risikopersonen auch unbedingt zur Impfung gegen Grippe“, so Carola Maitra. Die Impfung gegen Corona schütze in keiner Weise vor der ebenfalls gefährlichen Influenza.

Das Landratsamt rät ebenfalls zur Impfung gegen Grippeviren, schließlich gebe es auch bei der Influenza immer wieder schwere Verläufe mit Todesfällen. „Influenzabedingte Hospitalisierungen betreffen zu einem sehr großen Anteil die Altersgruppe der über 60-Jährigen“, weshalb es gerade diese Personengruppe zu schützen gelte. Doch nicht nur die. Personen jeden Alters mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens sollten sich ebenso gegen die Influenza impfen lassen, wie Bewohner von Pflegeheimen, gesunde Schwangere in der 14. bis 27. Schwangerschaftswoche und alle Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, beispielsweise im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen. Den Piks sollten sich aber auch diejenigen abholen, die als Infektionsquelle für die von ihnen betreuten Risikopersonen fungieren können.

Anfang Dezember sei es noch nicht zu spät für eine Grippeschutzimpfung. Diese würde nicht nur die Herbst- und Winterzeit abdecken, sondern auch das Frühjahr. „Erfahrungsgemäß steigen bei uns die Influenzazahlen in einer normalen Saison erst ab Jahresbeginn bis ins Frühjahr hin an“, so das Landratsamt.

Mit einem wirkungsvollen Schutz sei bereits zwei Wochen nach der Verabreichung des Impfstoffs zu rechnen. Die Stiko empfehle zur Impfung gegen Influenza die Anwendung eines sogenannten „quadrivalenten Impfstoffs mit aktueller, von der WHO empfohlener Antigenkombination“. Es handele sich dabei um einen Totimpfstoff – es werden also abgetötete Viren und Bruchstücke der Viren injiziert. Genügend Impfstoff ist offenbar vorhanden; Lieferengpässe sind dem Landratsamt nicht bekannt.

Laut Carola Maitra verträgt sich die Grippeschutzimpfung durchaus mit den Impfungen gegen das Coronavirus. „Es bestehen keine Einschränkungen. Die Impfungen werden auch zeitgleich gut vertragen“, so die Medizinerin. Ein Abstand zwischen den beiden Piksen müsse daher nicht eingehalten werden. Nur für die wenigen Lebendimpfstoffe besteht eine Ausnahme. Hier sollte eine Beratung durch die impfenden Ärzte erfolgen. Viele Menschen würden sich aber besser fühlen, wenn zwischen zwei Impfungen einige Tage Pause eingehalten werden. Aufgrund der derzeitig geringen Rate an Influenza-Erkrankungen sei dies sicher möglich.

Entschließt man sich für eine gleichzeitige Impfung gegen Corona- und Grippevieren, soll die Injektion laut Landratsamt Ludwigsburg jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen. Bei einer gleichzeitigen Gabe von zwei Impfstoffen sei zu beachten, dass Impfreaktionen häufiger als bei der getrennten Gabe auftreten können. Im Herbst 2020 sei die Impfbereitschaft gegen Grippe gestiegen. Ob das dieses Jahr ebenso ist, lasse sich noch schwer abschätzen.

Wann eine Grippewelle ihren Höhepunkt erreicht, hängt nicht zuletzt auch vom jeweiligen Grippestamm ab. Die Herbst- und Wintermonate sind die Monate mit den höchsten Influenzazahlen. Es gibt aber auch die Frühjahrs- und Sommergrippe.

Und wie verhalten sich Personen, die nicht wissen, ob sie an Influenza, Covid-19 oder einem grippalen Infekt erkrankt sind? „Zuerst bitte in der Praxis des Hausarztes oder der Hausärztin anrufen und einen Termin vereinbaren, von dort wird das Weitere veranlasst“, rät Carola Maitra. Die Schnelltests würden oftmals schon eine erste Spur liefern. Gegebenenfalls werde von der Hausarztpraxis ein PCR-Test veranlasst. Auf jeden Fall sollte man bis zur Klärung weitere Kontakte vermeiden.