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Wochenmarkt
„Haben deutlich Umsatz eingebüßt“

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Wochenmarkt auf dem Rathaushof: Die Marktbeschicker fühlen sich auf dem Marktplatz wohler. Foto: Holm Wolschendorf
Den ganzen September über fand der Wochenmarkt auf dem Rathaushof statt. Seit heute ist er zurück auf seinem angestammten Platz, dem Marktplatz. Und die Geschäftsleute ringsum atmen auf.

Denn die Zeit der Wochenmarkt-Abstinenz ist eine schwierige Zeit. „Wir haben deutlich an Umsatz eingebüßt“, sagt Dr. Eberhard Klünder von der Marktapotheke. Das bestätigen andere Händler rund um den Marktplatz. „Die Frequenz ist ohne den Wochenmarkt deutlich weniger“, sagt zum Beispiel Barbara Kirsch von Betten Goller.

Der Wochenmarkt war wegen zahlreicher Veranstaltungen auf dem Marktplatz (Venezianische Messe, interkulturelles Fest, Antikmeile) auf den Rathaushof umgezogen. „Auf der Marktbeschickerversammlung hatten wir das so beschlossen, dass wir den September komplett umziehen. Sonst haben die Kunden Schwierigkeiten, den Markt zu finden“, sagt Rita Bayer, deren Gärtnerei seit 1954 auf dem Wochenmarkt ist. Ein ständiges Hin und Her habe man vermeiden wollen.

Doch so richtig zufrieden war über diese Lösung niemand, weder die Marktbeschicker noch die Geschäftsleute am Marktplatz. Beiden fehlen Kundenfrequenz und Umsatz. „Bis zu einem Drittel fehlt“, so Bettina Göhner. Sie verkauft seit 40 Jahren Obst und Gemüse auf dem Markt.

Kritik üben die Marktplatzhändler vor allem an der Stadtverwaltung: „Wenn man die Marktleute fragt, wo sie den Wochenmarkt abhalten wollen, warum fragt man dann nicht auch uns?“, fragt Apotheker Klünder. Auch sein Berufskollege von der Zentral-Apotheke, Kilian Raasch, sagt: „Wir werden immer vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Heiko Hiesinger von der Funbox beschreibt es so: „Der emotionale Frust gegenüber der Stadtverwaltung ist groß geworden.“ Zu streng seien die Auflagen für die Marktplatzanrainer, zu gering das Verständnis für deren Belange. „Es wird uns vorgeworfen, dass wir geldgierige Kaufleute sind. Aber letztlich tragen wir doch dazu bei, dass die Häuser rund um die gute Stube der Stadt in Schuss bleiben“, so Raasch.

„In Jahren mit Venezianischer Messe ist der September heftig“, das räumt auch Melanie Mitna vom städtischen Eigenbetrieb Tourismus & Events ein. Aber man könne es leider nicht allen recht machen. Es sie auch ein Anliegen der Stadtverwaltung, die Veranstaltungen im September künftig etwas zu entzerren.

Ohne Veranstaltungen wird die Innenstadt nach Meinung von Hiesinger auf Dauer kaum überleben können, auch wenn er dadurch eine deutliche Umsatzeinbuße spürt. „Wenn wir aber die gesamtstädtische Situation betrachten, glaube ich, dass es gar nicht mehr ohne Feste geht.“ Deshalb will er, dass die Rahmenbedingungen für die Beteiligten erträglicher werden, dass man um Kompromisse bemüht ist.

Dass der Wochenmarkt auf dem Marktplatz nicht nur für die Marktbeschicker selbst einträglicher ist als auf dem Rathaushof, sondern auch für die Innenstadthändler zeigt eine ganz andere Zahl: Die Verweildauer in der Rathausgarage ist deutlich länger, wenn der Wochenmarkt auf dem Marktplatz stattfindet. Das bedeutet, dass die Kunden nicht allein ihren Obst- und Gemüseeinkauf tätigen. Findet der Markt auf dem Rathaushof statt, ist die Standzeit im Parkhaus viel kürzer. „Die gehen vom Markt direkt ins Parkhaus zurück und fahren nach Hause. Da bleibt kein zusätzliches Geld in der Innenstadt“, sagt Raasch.

Und die Wochenmarktleute? Die fühlen sich auf dem Marktplatz wohler. „Da ist mehr Laufkundschaft und mehr Umsatz“, sagt Margarethe Assmann von der Bergkäserei Assmann. Außerdem sei die Logistik auf dem Rathaushof problematischer, weil es nur eine Zufahrt auf den Platz gibt. „Wir müssen früher kommen“, sagt Rita Bayer. „Wir schauen, dass wir samstags schon um vier Uhr hier sind.“

Ab dem heutigen Dienstag findet der Wochenmarkt wieder auf dem Marktplatz statt. Bis zur nächsten Pause. Ab dem 20. November ist der Markt wegen des Weihnachtsmarktes (Beginn 27. November) wieder auf dem Rathaushof.