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Pflegeaktion
Kehrwoche auf Weinbergterrassen

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Auf der Weinbergbrache in Hoheneck hat die Stadt mit etwa zehn freiwilligen Helfern Hecken und Gehölze entfernt. Ohne die Pflegeaktion würde der Wengert verwalden.Foto: Holm Wolschendorf
Alljährlich steht in den Hohenecker Weinbergen eine Kehrwoche auf dem Programm. Am Samstag hatten Freiwillige des Bürgervereins Hoheneck und der BUND-Ortsgruppe Ludwigsburg wieder alle Hände voll zu tun.

Der Weinberg am Neckarufer ist ausgesprochen steil. „In diesem Abschnitt haben wir die steilsten Lagen von allen Ludwigsburger Weinbergen“, meint Günter Schlecht von der städtischen Abteilung Grünflächen, der mit etwa zehn freiwilligen Helfern Weidenröschen, Brombeerhecken und andere Gehölze entfernt, der sich seit vergangenem Jahr auf dem rund 1500 Quadratmeter großen Areal ausgebreitet haben.

Die Stadt Ludwigsburg hat den brachliegenden Weinberg vor 20 Jahren gekauft, seitdem steht einmal im Jahr eine Kehrwoche auf dem Programm. Durch den Rückschnitt soll die ortstypische Wiesen- und Saumvegetation erhalten bleiben, ohne regelmäßige Pflegeaktion würde der Wengert schnell verwalden.

Den Steillagen fehlen die Pächter

Wie sich dieser Prozess vollzieht, wird auf den benachbarten Parzellen deutlich. Die Bewirtschaftung der Steillagen ist aufwendig. Mit Maschinen lässt sich hier nicht viel anfangen, Handarbeit ist gefragt. Wenn ein Wengerter altersbedingt das Handtuch schmeißt, findet sich in aller Regel kein Nachfolger. Deshalb werden auch am Hohenecker Neckarufer mittlerweile viele Parzellen nicht mehr bewirtschaftet. „Es finden sich einfach keine Pächter mehr für die Steillagen, da muss man sich was einfallen lassen“, sagt Schlecht.

Auf brachliegenden Flächen erobert sich die Natur verlorengegangenes Terrain unaufhaltsam zurück. Zunächst breiten sich Pionierpflanzen aus. Nach einiger Zeit sprießen Hartriegel und Waldreben aus dem Boden, später auch Bäume, zum Beispiel Haselnüsse oder Eschen. „Ohne Pflegeaktionen würden hier auf lange Sicht überall Buchen- oder Eichenwälder entstehen“, erklärt Schlecht. Üppiger Bewuchs führe auch zum Einsturz der Trockenmauern. Gerade diese uralte Kulturlandschaft aber soll erhalten bleiben, weil sie wertvolle Refugien für Amphibien und Reptilien bilden. „Auch für die Saumvegetation ist es wichtig, die Kulturlandschaft offen zu halten“, betont Schlecht. Auch Tim Stark packt bei der Pflegeaktion mit an. Der Geograf arbeitet für das in Ludwigsburg ansässige Umweltplanungsbüro Planbar Güthler. Die Kommune hat das Büro damit beauftragt, die Weinberge in den drei Anbaugebieten „Wallen“, „Rommler“ und „Oberer Berg“, in dem sich auch der angekaufte Wengert befindet, zu untersuchen. Ziel ist es, Empfehlungen für eine optimierte Pflege abzuleiten. Derzeit läuft noch die Bestandsaufnahme. Bei seinen bisherigen Ortsterminen habe er verschiedene Reptilienarten entdeckt, erzählt Stark, allerdings relativ wenig Eidechsen. Zum derzeitigen Zeitpunkt könne er aber noch nicht über abschließende Ergebnisse berichten.

Grundsätzlich empfiehlt der Geograf ein abwechslungsreiches Nebeneinander verschiedener Vegetationsstufen. „Durch möglichst viele und unterschiedliche Biotope auf engem Raum entsteht ein Mosaik, das Lebensräume für diverse Tier- und Pflanzenarten bietet“, sagt Stark. Eine solche Vielfalt ist am Hohenecker Neckarufer gegeben, verwaldete Abschnitte wechseln mit Parzellen, die lediglich von Sträuchern und Büschen bewachsen sind. Andere Terrassen wie eben die städtische Parzelle wiederum haben Wiesencharakter.

Somit leisten die freiwilligen Helfer nicht zuletzt einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Nach etwa drei Stunden ist der komplette Weinberg freigeräumt, auf der untersten Terrasse türmt sich das Gestrüpp. „100 bis 200 Kubikmeter kommend da im Jahr schon zusammen“, meint Schlecht.