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Infektionsgeschehen
Keine Hotspots in Kitas und Schulen

Bislang sind Schulen und Kitas im Kreis keine Infektionstreiber. Doch die mutierten Viren stecken zunehmend auch Kinder an. Foto: Matthias Balk/dpa
Bislang sind Schulen und Kitas im Kreis keine Infektionstreiber. Doch die mutierten Viren stecken zunehmend auch Kinder an. Foto: Matthias Balk/dpa
Die Infektionszahlen steigen auch an Kitas und Schulen. Trotzdem sind sie im Kreis bisher keine Corona-Hotspots – wo eine Infektion vorliegt, ist es bislang relativ selten zu Folgeansteckungen gekommen. „Das Virus wird eher in den Familien als in den Einrichtungen weitergegeben“, sagt Kreisgesundheitsdezernentin Karlin Stark. Sie will die Kitas daher möglichst offen halten.

Kreis Ludwigsburg. Die Ditzinger Kita Hohenstaufenstraße ist seit Dienstag geschlossen. Es gibt zwei Coronafälle, die beiden Infizierten haben sich mit der britischen Mutante B 1.1.7 angesteckt. Das ist der erste bekanntgewordene Fall einer pandemiebedingten Kita-Schließung im April. Vom Ende der Sommerferien bis 31. März erreichten das Kreisgesundheitsamt 321 Coronameldungen aus Kitas, nur in 83 Fällen ging es um mehr als eine positiv getestete Person. Dabei lag die Zahl der infizierten Mitarbeiter in den Kitas mit 275 doppelt so hoch wie die der Covid-19-positiven Kinder (130). Was zeigt: Kinder sind zumindest im Kreis weiterhin keine Infektionstreiber, auch wenn die Zahl der Coronavorfälle in Kitas aktuell deutlich zunimmt – von zehn im Februar auf 62 im März.

Dr. Karlin Stark führt das auf die immer stärkere Verbreitung von B 1.1.7 zurück. Die Mutation springe offenkundig auch leichter auf Kinder über als der ursprüngliche Corona-Wildtyp, sagt die Leiterin des Kreisgesundheitsamts. Im Landkreis liege ihr Anteil am Infektionsgeschehen aber immer noch unter dem im Land. Deshalb habe es sich auch im ersten Quartal 2021 in 81 Prozent der 108 Coronameldungen aus Kitas nur um Einzelfälle gehandelt, lediglich bei 21 Vorkommnissen sei mehr als eine Person positiv getestet worden.

Karlin Starks Folgerung: Dass auch Kinder inzwischen häufiger positiv auf Covid-19 getestet werden, spiegle das reale Infektionsgeschehen wider und sei nur zum Teil auf die höhere Zahl von Tests zurückzuführen. Aber: Erstens seien Symptome und Krankheitsverläufe bei Kindern weitaus weniger gravierend als bei Erwachsenen, und zweitens gäben sie das Virus sehr viel häufiger in ihren Familien als in den Kitas weiter. Überlegungen, Kitas wegen der generell weiter auflaufenden dritten Welle in einen Notbetrieb zu schicken oder zu schließen, erteilt sie deshalb derzeit noch eine klare Absage. „Wir müssen alle Risiken gegeneinander abwägen“, sagt Stark. Und die Belastung der Familien, vor allem aber mögliche Entwicklungsschäden für die Kinder wögen für sie schwerer als das aktuell relativ niedrige Infektionsrisiko in den Kitas.

Deutlich ausgeprägter als an den Kitas ist das Infektionsgeschehen an den Schulen im Landkreis. 867 Coronameldungen aus Schulen gingen vom Schuljahresbeginn bis zu den Osterferien im Gesundheitsamt ein, in 209 Fällen – das sind 24 Prozent – war mehr als eine Person infiziert. Auffallend: Auch an den Schulen gewinnt die dritte Welle aktuell massiv an Dynamik, die Zahl der Vorkommnisse stieg von acht im Februar auf 102 im März. Allerdings bleibt sie damit weiter deutlich unter den Spitzen der zweiten Welle mit 250 Vorgängen im November und 300 im Dezember (Kitas: 85 im Dezember).

Auffallend: 164 positiv getesteten Lehrkräften standen an den Schulen 932 infizierte Schülerinnen und Schüler gegenüber. Geht man von den landestypischen Jahrgangsstärken aus, nimmt das Infektionsrisiko junger Leute also einerseits mit Erreichen des Schulalters erkennbar zu. Setzt man diese Zahlen andererseits ins Verhältnis zu den gängigen und je nach Schulart variierenden Schüler-Lehrer-Relationen, so zeigt sich, dass der Anteil angesteckter Kinder und Jugendlicher deutlich unter dem Wert bei Lehrkräften lag. Das entspricht dem Gesamtbild der Fallzahlen im Landkreis, die am Mittwoch den Stand von 3641 Infizierten je 100000 Einwohner erreichte, während diese Inzidenz bei kreisweit insgesamt rund 55700 Schülern und Schülerinnen nur bei etwa einem Siebtel dieses Werts liegt.

Es gebe an den Schulen nach ihrem Eindruck kein sehr hohes Infektionsgeschehen, sagt denn auch die kommissarische Leiterin des Staatlichen Schulamts Ludwigsburg, Anita Kermisch. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen alle Schularten mit Ausnahme der Gymnasien und damit fast 40000 der knapp 56000 Schüler im Kreis. Über eigene Zahlen zum Pandemiegeschehen verfügt die Schulverwaltung allerdings nicht – und auch hinsichtlich der Testbereitschaft in den Klassen und des Impfstatus der Lehrerschaft hat die Behörde keine Erkenntnisse: „Für beides sind wir nicht zuständig“, sagt Kermisch und verweist darauf, dass die Annahme oder Ablehnung des für sie geltenden Impfangebots eine persönliche Angelegenheit der Lehrerinnen und Lehrer bleibe und die Testung der Kinder vor Ostern eine Entscheidung der Eltern war.

Das wird sich nach den Ferien ändern: Nächste Woche sollen nur die Abschlussklassen in die Schule gehen, alle anderen bleiben zunächst im Fernunterricht und können erst ab 19. April in einen Wechselbetrieb in halben Klassen zurückkehren, in dem negative Tests Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht sein werden. In der Rückschau zeige sich, dass das Kultusministerium die Pandemieregeln an den Schulen zwar schrittweise verschärft habe, an einer nachvollziehbaren Gesamtstrategie fehle es aber weiterhin, klagt Kermisch. Immerhin wüssten die Schulen diesmal, an welche Regeln sie sich nach den Ferien zu halten hätten. Die verpflichtenden Schnelltests seien für Lehrerinnen und Lehrer nach ihrem Eindruck eine Beruhigung. Ob das die Verunsicherung hinsichtlich des Impfstoffs von Astrazeneca kompensieren kann? Der Anteil der Frauen unter 60 ist in der Lehrerschaft überdurchschnittlich groß.