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Energie
Keiner will die Erdgaspipeline

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Die geplante Erdgaspipeline der EnBW-Tochter Terranets sorgt weiter für Missstimmung in den betroffenen Kreiskommunen: Jetzt lehnt auch Markgröningen einen Eingriff in ein Wasserschutzgebiet an der Enz ab.

Markgröningen. Die Enz im Markgröninger Ortsteil Unterriexingen beliefert acht Kreiskommunen der Besigheimer Wasserversorgungsgruppe mit rund 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser im Jahr. Doch nach dem Willen der EnBW-Tochter Terranets BW könnte in den Enzauen künftig auch eine Erdgaspipeline verlaufen, die zum Ziel hat, das Netz zwischen Pforzheim und Heilbronn sicherer zu machen. Die sogenannte Neckarenztalleitung würde in mindestens 1,20 Meter Tiefe legen und einen Durchmesser von 500 Millimetern haben. Der Betriebsdruck: 80 bar. Wenn alles nach Plan läuft, will Terranets BW im Jahr 2020 mit dem Bau beginnen und die Gashochdruckleitung 2021 in Betrieb nehmen.

Allerdings läuft es für die 100-prozentige EnBW-Tochter nicht nach Plan. In den vergangenen Wochen haben bereits Kommunen wie Vaihingen, Sachsenheim oder Eberdingen mit Blick auf die drei möglichen Trassenverläufe Bedenken angemeldet (wir berichteten). Am Donnerstagabend hat sich auch Markgröningen gegen die Pläne ausgesprochen. „Es gefällt mir überhaupt nicht, wenn die Neckarenztalleitung durch Böden geführt wird, wo Brunnen liegen“, sagte Bürgermeister Rudolf Kürner im Ausschuss für Umwelt und Technik. Der Freie Wähler Hans Bader nannte die Pläne am Donnerstagabend „indiskutabel“. Er ist der Ansicht, dass „wir beim Trinkwasser kein Risiko eingehen sollten“.

Eine mögliche Erdgaspipeline könnte im Norden des Schönbühlhofs verlegt werden, an der Tunneleinfahrt der Schnellfahrstrecke weitergehen und schließlich westlich der Unterriexinger Frauenkirche zur Enz herabgeführt werden. Dort trifft sie nicht nur auf eine Wasserschutzzone, die Kommunen wie Markgröningen, Besigheim, Löchgau oder Bönnigheim versorgt, sondern auch auf Hochspannungsleitungen, eine Maschinenhalle eines Landwirts und den möglichen Standort für den Unterriexinger Kleintierzuchtverein.

Landespolitisch scheint der Bau der Neckarenztalleitung jedoch gewollt zu sein. Der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer (Grüne) sagte bereits im Dezember, als seine Behörde das Raumordnungsverfahren für die Pipeline eröffnete: „Die Gashochdruckleitung dient dem Ausbau eines leistungsstarken Erdgasfernleitungsnetzes und ist damit ein wichtiges Instrument für die erfolgreiche Umstellung auf erneuerbare Energien.“

Die Markgröninger SPD stellt allerdings in den Raum, ob Unternehmen wie Terranets BW gut damit fahren, wenn sie solche Vorhaben durch hochverdichtete Gebiete führen wollen. Der Stadtrat Helmut Schäfer: „Es muss andere Möglichkeiten geben, um Pforzheim mit Heilbronn zu verbinden. Sämtliche Anliegerkommunen haben den Plänen bereits widersprochen.“

Woran das liegt, drückte der Markgröninger CDU-Fraktionschef Erich Hutflus am Donnerstagabend so aus: „Jede der drei möglichen Trassenverläufe schneidet in sensibles Gebiet ein.“ Das Stuttgarter Regierungspräsidium und sein Chef Reimer sagen im schönsten Verwaltungsdeutsch immerhin zu, dass die „raumordnerisch günstigste Lösung“ am Ende weiterverfolgt werden soll.