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Bauvorhaben
Landwirt Martin Föll will bei Burg Lichtenberg in Oberstenfeld 12 000 Hühner ansiedeln

Hier möchte der Landwirt zwei Ställe für 12 000 Legehennen bauen. Der eine würde nahe am Weg zur Burg stehen, der andere beim bestehenden Bauernhof. Fotos: Andreas Becker
Hier möchte der Landwirt zwei Ställe für 12 000 Legehennen bauen. Der eine würde nahe am Weg zur Burg stehen, der andere beim bestehenden Bauernhof. Foto: Andreas Becker
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Der Großbottwarer Landwirt Martin Föll will unweit der Burg Lichtenberg zwei Ställe für 12 000 Legehennen bauen. Burgherr Christoph Wichmann sieht dadurch das beliebte Naherholungsziel in Gefahr. Die Gemeinde Oberstenfeld will eine Lösung für alle finden.

Oberstenfeld. Der Lichtenberg bei Oberstenfeld ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Bottwartal. Neben der über 800 Jahre alten Burg zieht auch der Fernblick auf das Umland Ausflügler an. Ein Biergarten bei der Burg ist seit einiger Zeit in Planung. Nun könnte noch eine weitere Attraktion hinzukommen: Ein Hühnerstall mit Besichtigungsraum, von dem aus man den ganzen Tag über Tiere durch eine Scheibe beim Leben und Legen beobachten kann. „Wir wollen den Leuten die Tierhaltung zeigen“, sagt Landwirt Martin Föll, der an seinem Hauptstandort im Großbottwarer Teilort Sauserhof einen Geflügelhof betreibt.

Der Besichtigungsraum ist ein kleiner Teil eines großen Vorhabens, für das Martin Föll ein Baugesuch bei der Gemeinde Oberstenfeld eingereicht hat. Wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, hat er das landwirtschaftliche Areal auf dem Lichtenberg, in dem sich zuletzt ein Ponyhof befand, bereits vor zwei Jahren erworben. Er möchte es zu einem weiteren Standort ausbauen, in den mit seiner Tochter die nächste Generation der Familie einsteigen soll. Dafür will er auf dem Gelände zwei Ställe für insgesamt 12 000 Legehennen errichten – einen davon nordöstlich der vorhandenen Bebauung, den anderen näher am Weg zur Burg zwischen den beiden Parkplätzen. Neben jedem Stall sind zudem zwei Futtersilos sowie ein Kotlager geplant, von dem aus der Hühnermist zu einer Biogasanlage in Beilstein gefahren werden soll. Der Technische Ausschuss hat dem Vorhaben diesen Monat knapp sein Einvernehmen verwehrt, weil man in Oberstenfeld noch einige offene Fragen sieht. Doch ohnehin entscheidet am Ende das Landratsamt.

Burgherr befürchtet Geruchsbelästigung und mehr Verkehr

„Ich bin darüber alles andere als glücklich“, sagt zu diesen Plänen der Miteigentümer der Burg, Rechtsanwalt Christoph Wichmann aus Beilstein. „Die Befürchtung ist, dass dadurch der Lichtenberg als bedeutendstes Naherholungsziel des Bottwartals zerstört wird.“ Er verweist auf die schiere Dimension des geplanten Hühnerhofs und rechnet mit Geruchsbelästigung und einer Zunahme des Verkehrs durch den Betrieb. Der Lichtenberg sei dafür der denkbar schlechteste Standort: „Es ist mir sehr wichtig, dass die Menschen erkennen, was da passiert, und sich nicht hinterher die Augen reiben.“ Mit seinem geplanten Biergarten an der Burg, zu dem nach wie vor die Abstimmung mit der Gemeinde und dem Landratsamt läuft, habe das nichts zu tun: „Ich sehe keinen unmittelbaren Zusammenhang.“

Und doch gibt es da etwas, das die beiden Projekte verbindet, nämlich das Thema Parkplätze. Zum einen soll die Zufahrt zum hinteren Hühnerstall über den dortigen öffentlichen Parkplatz erfolgen, wodurch Parkflächen wegfallen würden. Das müsste die Gemeinde genehmigen. „Wir wollen ja aber mehr Parkplätze schaffen“, sagt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Denn zum anderen fordert das Landratsamt bei einer Größe des Biergartens von 380 Quadratmetern 32 Stellplätze. Einst waren es 42, doch die Gemeinde hatte sich für eine Reduzierung eingesetzt. Eine Option wäre, dass der Landwirt dafür Fläche zur Verfügung stellt.

Landratsamt prüft Schutz von Natur, Landschaft und Denkmal

„Herr Föll hat etwas vor, der Burgherr hat etwas vor – da gehen die Interessen natürlich gegeneinander“, so der Bürgermeister. „Als Gemeinde ist es unser Ziel, eine zufriedenstellende Lösung für alle zu finden.“ Diese hält Markus Kleemann auch für möglich: „Wir sind in guten Gesprächen mit allen Beteiligten.“ Er sehe noch Optimierungsbedarf – auch und gerade weil es sich um eine wichtige Fläche und ein großes Vorhaben handle. Als Nächstes will man sich bei einem Termin die Gegebenheiten vor Ort anschauen.

Doch nun liegt der Fall erst einmal beim Landratsamt, das unter anderem prüft, ob die Hühnerställe mit dem Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz vereinbar sind. Auch muss es noch offiziell die Privilegierung des Landwirts feststellen, die für solche Bauvorhaben im Außenbereich nötig ist. Wann mit Neuigkeiten zu rechnen ist, konnte die Behörde auf Anfrage nicht genau sagen. Das hänge auch davon ab, ob Unterlagen nachgereicht oder Änderungen vorgenommen werden müssen.

Eine Änderung kommt für Martin Föll schon einmal nicht infrage – nur einen der beiden Ställe zu bauen: „Dann würde das Projekt ins Wanken geraten.“ Die Gemeindeverwaltung sieht nämlich die Landschaft vor allem durch den einen Stall beeinträchtigt, der nahe am Weg stehen soll. In den Unterlagen ist gar von einem „Fremdkörper“ und „Verunstaltung“ die Rede. Auch die Zersplitterung der Siedlung durch den großen Abstand der Ställe betrachtet man kritisch. Doch Martin Föll plant Bioqualität und damit „höchste Tierschutzstandards vom Futter bis zum fertigen Ei“, wie er sagt. Dafür sei pro Henne ein Auslauf von vier Quadratmetern vorgeschrieben, die höchstens 150 Meter vom jeweiligen Stall entfernt sein dürften. Eine Möglichkeit, die Ställe anders zu platzieren, sieht der Landwirt vor diesem Hintergrund nicht. Die Silos in Gebäudehöhe sollen indes nicht aus Metall, sondern aus Glasfaser bestehen, um sich besser einzufügen. Die Sicht auf die Burg sieht Martin Föll aus keinem Winkel beeinträchtigt.