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Neckarwestheims und Gemmrigheims Bürgermeister zur Wiedereinstiegsdebatte: „Weiterbetrieb ist nicht möglich“

Dampf kommt aus dem Kühlturm (M) von Block 2 des Kernkraftwerks Neckarwestheim, daneben sind Block 1 (l) und Block 2 (r) des Atomkraftwerks zu sehen. Archivbild: dpa
Dampf kommt aus dem Kühlturm (M) von Block 2 des Kernkraftwerks Neckarwestheim, daneben sind Block 1 (l) und Block 2 (r) des Atomkraftwerks zu sehen. Archivbild: dpa

Neckarwestheim. Was wäre, wenn das GKN II weiterbetrieben werden würde? „Nach meinen Informationen ist der Weiterbetrieb nicht möglich“, antwortet Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler: „Die vorhandenen Brennelemente geben das nicht mehr her. Es müssten neue beschafft werden, dies könnte aber nicht kurzfristig erfolgen.“ Es sei daher wohl eher eine hypothetische Debatte.

„Die Debatte war und ist zu erwarten und nachvollziehbar“, entgegnet Gemmrigheims Bürgermeister Dr. Jörg Frauhammer. „Die Klimakrise und einige Folgen des Ukraine-Konflikts tragen ihren Teil dazu bei.“ Die Entscheidung für den Atomausstieg sei im Zusammenhang mit den Ereignissen in Fukushima „damals sehr plötzlich und unerwartet“ geschehen. Dennoch hält Frauhammer den Entschluss, nicht mehr auf die Kernkraft zu setzen, für richtig. „Offenbar hat es ein solches Ereignis gebraucht.“ Die Schwierigkeiten bei der Nukleartechnologie sieht Frauhammer in der sicheren Lagerung der abgebrannten Brennstäbe über Zeiträume, die „jedes Vorstellungsvermögen sprengen“. Die Ukraine-Krise zeige nun auf, dass kriegerische Auseinandersetzungen auch in Europa noch immer möglich seien. „Hier werden Atomkraftwerke zu Zielen des Aggressors, und so kommt ein weiteres großes Gefährdungspotenzial hinzu, was mich in meiner Meinung noch bestärkt.“ Frauhammer ist sich sicher, dass Deutschland in der Lage ist, seine Energieversorgung anderweitig langfristig auf sichere, wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Beine zu stellen: „Eine Wiedereinstiegsdebatte hilft nicht weiter“, so Frauhammer.

Erneuerbare Energien sind notwendig

„Wir wissen, wir brauchen die erneuerbaren Energien, aber nicht bei mir und in meiner Sichtweite“, erwidert Winkler. „Und mehr kosten darf es auch nicht, das werden die Menschen in den nächsten Jahren noch sehr stark merken.“ Seines Wissens sei die deutsche Energiepolitik bisher sehenden Auges in die verstärkte Abhängigkeit des Auslands manövriert worden. „Man ging bisher davon aus, dass früher oder später alle dem deutschen Sonderweg folgen werden und wir nur von Freunden umgeben sind“, betont Winkler.

Dass das Tempo nun bei den erneuerbaren Energien wirklich gesteigert werde, sieht er skeptisch, da die deutsche Bürokratie, entgegen den Beteuerungen der Politik, in der Zukunft vermutlich eher verschärft werde und der Protest der Bevölkerung bei einer weiteren Verdichtung von Wind- und Sonnenenergie nicht abebbe.