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Arbeitsmarkt
Neue Lokführer aus Spanien

Beruflicher Neuanfang in Deutschland: Die Spanier Albar Garcia Tagle, Jose Navarro Lustre und Jose Manuel Laborde Villon (von links) mit ihrem Ausbilder Pierre Bader. Foto: Oliver Bürkle
Beruflicher Neuanfang in Deutschland: Die Spanier Albar Garcia Tagle, Jose Navarro Lustre und Jose Manuel Laborde Villon (von links) mit ihrem Ausbilder Pierre Bader. Foto: Oliver Bürkle
Drei Südeuropäer beginnen Ausbildung bei Deutscher Bahn – Eine Lehr-Station ist Kornwestheim

Kornwestheim. „Bienvenidos“ hieß es gestern am Standort der DB Cargo an der Stammheimer Straße in Kornwestheim. Bei der Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn sind drei Spanier, die jetzt mit ihrer Ausbildung als Lokführer begonnen haben, offiziell begrüßt worden.

Albar Garcia Tagle (39), Jose Navarro Lustre (51) und Jose Manuel Laborde Villon (27) sind ebenso wie 27 ihrer Landsleute nach Deutschland gekommen, um bei der Deutschen Bahn einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Nach einem siebenmonatigen Deutschkurs und der Vermittlung erster Fachkenntnisse in Madrid haben die neuen Mitarbeiter mit dem zweiten Teil ihrer Ausbildung als Triebfahrzeugführer begonnen. Neben Mannheim und Köln gehört Kornwestheim zu den drei Ausbildungsstandorten. Hier verstärken nun acht Männer und eine Frau aus Spanien das Team.

Dass das Transportunternehmen in Spanien um Lokführer warb, löste dort ein großes Medienecho und einen unglaublichen Bewerberboom aus. Neben der hohen Arbeitslosenquote in dem westeuropäischen Land hat es einen einfachen Grund, dass etwa 11.000 Menschen ihre Bewerbungsunterlagen einreichten. In Spanien müssen die angehenden Lokführer 20.000 Euro für ihre Ausbildung zahlen. In Deutschland bekommen sie während dieser Zeit sogar ein Gehalt und nach bestandener Prüfung einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

„Es zeugt von dem starken Interesse und Engagement der neuen Mitarbeiter, wenn sie sich von Spanien auf den Weg gemacht haben, um hier eine Ausbildung zu machen“, zeigte sich Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn, überzeugt. Die starke Resonanz der Aktion habe das Unternehmen darin bestärkt, bei der Personalgewinnung neue Wege zu gehen. „Wir rekrutieren jetzt grenzenlos“, kündigte er an. Aktuell werde in Griechenland, Spanien, Italien, Nordmazedonien und Rumänien nach Lokführern, Busfahrern und Elektrikern gesucht.

Für Dr. Ursula Biernert, Personalvorstand der DB Cargo, war es ein „logischer Schritt“, dass das Unternehmen, das in 17 Ländern vertreten ist, im europäischen Ausland nach Arbeitskräften sucht. „Wir waren erst mal platt“, beschrieb sie ihre Reaktion auf die Bewerbungsflut.

Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl war, dass die Bewerber bereits über Auslandserfahrung verfügten. Schließlich ist es nicht einfach, sich eine Existenz in einem fremden Land aufzubauen.

Jose Navarro Lustre stammt aus dem nordspanischen Galizien, wo seine Frau und sein 14-jähriger Sohn weiterhin leben. „Wir reden jeden Tag miteinander“, erzählt der 51-jährige Familienvater. Er will Urlaube nutzen, um seine Familie zu sehen und hofft, dass Frau und Sohn ihn bei nächster Gelegenheit besuchen werden. Lustre hat als Kind in Deutschland gelebt und hier eine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur gemacht. „Es ist eine tolle Sache, solch eine Maschine zu fahren“, zeigt er sich von seinem neuen Arbeitsplatz begeistert.

Albar Garcia Tagle lebte zuletzt in Madrid und hat einige Zeit auf der Ostseeinsel Rügen als Koch gearbeitet. „Meine Eltern sind froh, dass ich mir hier eine neue Zukunft aufbauen kann“, erzählt der 39-Jährige. Rückendeckung von der Familie hat auch Jose Manuel Laborde Villon erhalten: „Meine Mutter hat mich bei meiner Entscheidung unterstützt“, erzählte er. Er könnte sich durchaus vorstellen, dass seine Familie eines Tages hierher übersiedelt.