Marbach. Manfred Knappe, dem Vorsitzenden des Freundeskreises Fritz Genkinger und treibende Kraft des Projekts, strömt die Erleichterung förmlich aus allen Knopflöchern: In einer kleinen Runde einen Tag vor der Eröffnung strahlt der Marbacher Architekt und freut sich, dass das kleine, aber sehr feine Museum nun den Schritt in die Öffentlichkeit tun kann. Denn grundsätzlich sind die umfassende Sanierung des Gebäudes am Göckelhof und der Innenausbau zu einem Museum über Leben und Werk von Fritz Genkinger seit fast neun Monaten abgeschlossen. Doch aufgrund der Corona-pandemie war es bislang nicht möglich, das Kunsthaus zu eröffnen.
Der Pandemie geschuldet, müssen sich zumindest anfänglich die Besucher anmelden; pro einstündiger „Schicht“ sind maximal zehn Gäste zugelassen. Auch das ursprünglich angedachte Quartiersfest im Herzen der Altstadt muss verschoben werden; Manfred Knappe ist aber sicher, dass es gemeinsam mit den umliegenden Einrichtungen – dem Tobias-Mayer-Museum, der Ölmühle Jäger, Schillers Geburtshaus und dem Museum im Torturm – nachgeholt wird. Nicht zuletzt auch als Dank an die Anlieger, „denn die Baustelle auf diesem engen Raum hat viel Verständnis von allen Seiten verlangt“.
Marbachs Bürgermeister Jan Trost sprach von einem „Tag der Freude“ für die Stadt, das Fritz Genkinger Kunsthaus sei eine sehr große Bereicherung des kulturellen Angebots. Die Einrichtung sei „außerordentlich gelungen“. Und mit insgesamt sieben Museen habe die Schillerstadt nun auf die Einwohnerzahl umgerechnet eine höhere Museumsdichte als Berlin.
Manfred Knappe war mit Fritz Genkinger befreundet, der mehr als 20 Jahre in Rielingshausen gelebt hat. Aus dieser engen Verbundenheit heraus entstand auch 2015 die Idee des drei Jahre zuvor gegründeten Freundeskreises Fritz Genkinger, ein Kunsthaus zu etablieren. 2017 wurde mit dem Gebäude Göckelhof6 eine Immobilie gefunden, die grundlegend saniert und ausgebaut wurde.
Die Museumsräume im Erdgeschoss und im ersten Stock tragen die architektonische Handschrift Manfred Knappes. Obwohl das Gebäude eher schmal ist, gelang es ihm, den Eindruck von Großzügigkeit zu schaffen. Der Raum für Wechselausstellungen im Obergeschoss kommt ohne Säulen aus, der Blick kann ohne Beeinträchtigungen schweifen und die Wirkung von Genkingers Gemälden aufnehmen. Dass sie imposant zur Geltung kommen, ist auch Valerie Waibel vom Museum Kunstwerk Klein in Eberdingen zu verdanken, die den Freundeskreis beraten hat.
Wie Manfred Knappe sagt, entstand früh in der Planung die Idee, die Besucher choreografisch so durch das Museum zu führen, dass es emotional erlebt werden kann. So ist im Erdgeschoss eine Dauerausstellung zu den vier Bereichen Sport und Grafikarbeiten, Skulpturen und Böttinger Marmor, Facetten aus Genkingers Leben sowie Malerei und Musik aufgebaut. Kassenbereich, Garderobe und Schließfächer komplettieren den ebenerdigen Teil des neuen Kunsthauses.
Im ersten Stock wird jährlich zum 2. August, dem Todestag des 2017 verstorbenen Genkinger, eine neue Wechselausstellung zu sehen sein. Aktuell ausgestellt sind Werke in ganz unterschiedlichen Techniken, deren ausgiebige Betrachtung sich lohnt. Sie zeigen, dass sich Fritz Genkinger in unterschiedlichen Werks- und Schaffensphasen ausgedrückt hat, „ähnlich wie der erfolgreiche Gegenwartskünstler Gerhard Richter, mit dem zusammen Fritz Genkinger in jungen Jahren ausgestellt hat“, erläutert Knappe.
Info: Das Fritz Genkinger Kunsthaus, Göckelhof 6, ist donnerstags, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Aktuell ist eine Anmeldung erforderlich, entweder telefonisch unter der Nummer (07144) 8882712 (ab 13 Uhr) oder auf der Homepage www.fritz-genkinger-kunsthaus.de.