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Wohnraum
Ortstypischer Bau statt Wohnbunker

Tim und Robin Maier sowie Laurin Schulze wollen das komplette Ensemble Lammgasse/Pfarrstraße sanieren.Fotos: Ramona Theiss
Tim und Robin Maier sowie Laurin Schulze wollen das komplette Ensemble Lammgasse/Pfarrstraße sanieren. Foto: Ramona Theiss
Das denkmalgeschützte Gebäude am Eck soll sich auch später nahtlos einfügen.
Das denkmalgeschützte Gebäude am Eck soll sich auch später nahtlos einfügen.
„Wir sind Steinheimer und wollen etwas für Steinheim machen“, erklärt Robin Maier, warum er mit seinem Bruder Tim und dessen Freund Laurin Schulze das Ensemble an der Ecke Lammgasse/Pfarrstraße erworben hat. Hier soll kein typischer Flachdachbunker entstehen, sondern ein moderner Komplex, der ins Ortsbild passt.

Steinheim. Derzeit ist das Areal einer der Schandflecken in der Innenstadt. Beginnend mit einem einsturzgefährdeten Wohnhaus an der Lammgasse, geht es weiter mit dem Eckgebäude Pfarrstraße, das unter Denkmalschutz steht, auch wenn es nicht unbedingt so aussieht. „Es ist als schönes bäuerliches Ortshaus mit Hofeinfahrt ausgewiesen“, sagt Robin Maier. Die Hölzer für den Bau sind 1661 geschlagen worden. Es muss deshalb erhalten bleiben, wird aber „aufgehübscht“, so Laurin Schulze. Der derzeitige Mieter wird zu den bisherigen Konditionen auch weiter darin wohnen. Weiter geht es entlang der Pfarrstraße mit alten Scheunen und Ställen, am Weg hinunter Richtung Marktstraße zieht eine alter Mauer die Blicke auf sich. Die soll erhalten bleiben, natürlich gereinigt und neu versiegelt. Im letzten Gebäude zeichnet ein Scheunentor die zukünftige Zufahrt für das Ensemble vor. „Das Gelände ist hier leicht abschüssig, so dass wir eine Tiefgarage vorgesehen haben“, so Schulze. Über die Straße kommen die Bewohner direkt hinter der Stadtbibliothek heraus. Der vorhandene Gewölbekeller soll als Technikraum genutzt werden.

Auf dem 835 Quadratmeter großen bäuerlichen Areal soll ein Gebäudekomplex mit 15 Wohnungen für ungefähr 40 Personen entstehen – einerseits in moderner Optik mit den dominierenden Farben Weiß und Anthrazit, andererseits an die jetzige Struktur angepasst. „Er soll sich an die ortstypische Bebauung anpassen“, betont Robin Maier. Die einzelnen Gebäudeformen und Dachgiebel sollen wieder ähnlich nachgebildet werden. Geplant sind Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, sowohl für junge Paare als auch für Familien. „Wir wollen einige Objekte verkaufen, andere aber auch vermieten, hauptsächlich für Steinheimer“, betont Tim Maier. Auch beim Bau sollen nach Möglichkeit hautsächlich ortsansässige Firmen beauftragt werden. „Es macht keinen Sinn, hier Firmen aus Thüringen anreisen zu lassen“, so Schulze.

Das ganze bäuerliche Areal gehörte einst Gerhard Trautwein, der es der evangelischen Kirche „zum Allgemeinwohl“ vererbte. Zwei Jahre blieb es im Besitz der Kirche, dann wurde ein Bieterverfahren ausgeschrieben, das die drei jungen Männer, die jeweils eigene Firmen im Bereich Audiotechnik (die Maiers) sowie in der Projektentwicklung und Denkmalsanierung (Schulze) haben, gewannen. Überzeugt habe ihr Konzept, betonen die drei. Um mögliche Vorwürfe der Mauschelei gleich im Vorfeld zu unterbinden, hatte die Mutter der beiden Brüder, Margit Maier, sich bei diesem Vorhaben als Kirchengemeinderätin sofort für befangen erklärt. „Wir haben sogar erst durch die Ausschreibung von dem Vorhaben erfahren“, so Schulze, der ebenfalls in Steinheim bekannte und aktive Eltern hat.

Die drei Freunde aus der Schulzeit, die sich noch immer monatlich treffen, obwohl Schulze inzwischen in der Nähe von Heidelberg wohnt, wollten schon lange ein Projekt gemeinsam stemmen. Der Unternehmergeist schlummert ohnehin in ihnen, der persönliche Bezug gab hier den Ausschlag, sich zu engagieren. Sie wollen in Steinheim Wohnraum schaffen, aber ortsbildtypisch und eben keinen Fremdkörper, wo man sicherlich zwei, drei Wohnungen zusätzlich hätte herausquetschen können. Auch beim Kaufpreis habe man ein faires Abgebot gemacht, so Robin Maier. „Wir sind selbst in der Kirche verwurzelt und wir sehen es ein bisschen als Spende. Wir wollen mit offenen Karten spielen“, so Robin Maier. „Wir erfüllen die Ansprüche sogar über, der Komplex soll ein Gewinn für die Innenstadt werden“, ergänzt Schulze. Ein normaler Bauträger würde zum Beispiel nicht unbedingt eine alte Mauerwand erhalten.

Im Herbst wollen die drei den Bauantrag stellen, im Frühjahr könnte dann der Baubeginn erfolgen.