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Treibstoffe
Preise für Super E10 und Diesel steigen auch im Kreis Ludwigsburg auf Rekordniveau

Benzinpreise werden hier an einer Tankstelle angezeigt. Superbenzin der Sorte E10 ist in Deutschland so teuer wie noch nie. Foto: M. Brandt/dpa
Benzinpreise werden hier an einer Tankstelle angezeigt. Superbenzin der Sorte E10 ist in Deutschland so teuer wie noch nie. Foto: M. Brandt/dpa
ADAC-Experte: Viele Autofahrer machen sich wegen der aktuellen Entwicklung große Sorgen – Neuer Schwung in der Debatte um eine Entlastung

Ludwigsburg/Ditzingen/München. Beim Tanken müssen die Autofahrer im Kreis Ludwigsburg für Super und Diesel derzeit tief in den Geldbeutel greifen – dabei war die Fahrt an die Tankstelle noch im Sommer des ersten Coronajahres 2020 so günstig wie lange nicht mehr. Superbenzin der Sorte E10 hat seinen alten Rekordwert von 2012 übertroffen, Diesel ist bereits seit längerer Zeit auf Rekordfahrt, auch die Energiepreise für Gas und Strom schießen seit Monaten durch die Decke und heizen die Inflation an, die nach einem Hoch von 5,3 Prozent im Dezember allerdings wieder auf 4,9 Prozent Ende Januar abgesunken ist.

Superbenzin der Sorte E10 kostete nach einer Auswertung des Autoclubs ADAC im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Dienstags 1,712 Euro pro Liter. Der Super-Preis hat damit das Allzeithoch von 2012 überschritten, wie ein ADAC-Sprecher am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung erklärte. Am 13. September 2012 kostete der Liter 1,709 Euro. Diesel kostete Stand Dienstag 1,640 Euro pro Liter, auch dies ist ein Rekord. Bereits in den letzten Monaten erreichte der Treibstoffpreis immer wieder neue Höchststände. Binnen Wochenfrist hat E10 nun 3,1 Cent pro Liter zugelegt, Diesel 2,9 Cent.

Tankstellen wie Aral, Agip, Jet, Ran oder Shell wiesen gestern im Kreisgebiet je nach Tageszeit sogar zum Teil leicht höhere Literpreise aus. Bei Ran in Ditzingen waren auf den Hinweis-Displays Literpreise von 1,669 Euro für Diesel, 1,739 Euro für Super E10 und 1,799 für Super E5 zu sehen. Bei Jet in Ludwigsburg zeigten die Anzeigen für Super E10 1,79 Euro je Liter, 1,849 Euro für Super E5 und 1,709 für Diesel. Bei Aral waren es 1,719 Euro je Liter Diesel, 1,799 für Super E10 und 1,859 Euro für Super E5. Bei Shell in Ludwigsburg waren die Preise wenig später in diesem Zeitfenster fast identisch, allerdings kostete der Diesel 1,789 Euro pro Liter. Und bei der Ludwigsburger Agip-Tankstelle kostete der Liter Diesel 1,719 Euro, Super E10 genau 1,859 Euro und 1,919 Super E5. Die Marken-Tankstellen haben zudem keinen Einfluss auf die Preise, da diese von den Konzernzentralen aus gesteuert werden.

Viele tanken erst abends

Die Autofahrer reagieren unterschiedlich. Während einige Tankstellen gestern ein fast normales Tankverhalten feststellten, spürten andere, dass sich die Leute an der Zapfsäule zurückhalten. „Das Tankverhalten hat sich angepasst“, sagte ein Betreiber. „Viele Leute tanken erst später am Abend, wenn die Preise günstiger sind“, so der Betreiber. Wie stark die Spritkosten an der Zapfsäule einen Fahrer treffen, hängt auch von seiner Fahrweise und seiner Fahrleistung ab – und von der Motorisierung seines Wagens.

„Viele Autofahrer machen sich wegen der Preisentwicklung große Sorgen“, sagte Jürgen Albrecht, Kraftstoffmarkt-Experte des ADAC. Doch wie es weitergehe, sei schwierig vorherzusagen. Es gebe zu viele Faktoren, die Einfluss auf den Preis haben. Ein Treiber ist der Ölpreis, denn dahinter stecken wirtschaftliche und politische Faktoren: Das Angebot ist knapp und die Nachfrage nach der Erholung der Weltwirtschaft solide. Zuletzt hatte der Ölpreis vorübergehend die Marke von 90 Dollar je Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent überschritten. An den Ölmärkten sorgen auch die Spannungen an der russisch-ukrainischen Grenze für einen Risikoaufschlag, denn Russland ist einer der größten Erdölförderer der Welt.

Steuern und Abgaben machen einen Großteil des Preises aus. Bei Super E10 sind das gut 27 Cent Mehrwertsteuer, knapp 65,5 Cent Energiesteuer sowie der Kohlendioxid-Preis, der bei E10 ohne Mehrwertsteuer je nach Biospritbeimischung sechs bis sieben Cent je Liter ausmacht. Weil ein Teil dieser Werte konstant ist, bremst dies die Entwicklung der Spritpreise im Vergleich zum Ölpreis ab. Es gebe auch Faktoren, die einen Anstieg auf lange Sicht eher eindämmen würden, sagte Albrecht. „So macht ein hoher Ölpreis Fracking finanziell interessanter, was für mehr Angebot sorgt. Es wäre nicht im Interesse der Opec+, auf Dauer einen zu hohen Ölpreis zu haben.“

„Bezahlbare Spritpreise“

Die hohen Spritpreise bringen auch neuen Schwung in die Debatte um eine Entlastung der Autofahrer. Ein Regierungssprecher sagte, die Bundesregierung beobachte die Entwicklung und werde gegebenenfalls über Maßnahmen diskutieren. Die Preissteigerungen seien vor allem darin begründet, dass die Weltwirtschaft anziehe. Unions-Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) warf der Regierungskoalition Untätigkeit vor. „Das ist ein Armutszeugnis und ein Schlag ins Gesicht für Millionen von Pendlern, die auf bezahlbare Spritpreise angewiesen sind“, sagte er. Helfen könne eine dynamische Pendlerpauschale, die mit den Spritpreisen steige. Bernd Reuther (FDP) sagte, es gebe „mehrere Ansätze, die Menschen bei steigenden Benzinpreisen zu entlasten. Der Weg über die Pendlerpauschale lässt viele Betroffene außen vor.“ Einig sind sich Reuther und Lange darin, dass Mobilität bezahlbar bleiben müsse. Dorothee Martin, Sprecherin der SPD-Fraktion, verwies darauf, dass man das Thema Energiepreise „ganzheitlich betrachten“ müsse. So würden Bürger durch die geplante Abschaffung der EEG-Umlage oder Heizkostenzuschüsse entlastet.

Nicht nur Verbraucher, auch das Transportgewerbe leidet unter den hohen Spritpreisen. Der Branchenverband BGL warnte, dass Firmen, die die Kostensteigerungen nicht weitergeben könnten, in ihrer Existenz bedroht seien. Auch er forderte Maßnahmen von der Regierung.

Unterstützung durch Smartphone-Apps

Der ADAC empfiehlt Fahrern, abends zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr zu tanken. Da sei der Sprit am günstigsten. Unkomplizierte Hilfe versprechen diverse Smartphone-Apps. Dazu zählt die App „ADAC Spritpreise“. Neben aktuellen Spritpreisen fast aller 14000 deutschen Tankstellen bietet die App eine detaillierte Routenplanung.