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Schlossfestspiele
Regentropfen und bunte Feuerwerksblüten

Das Festspielorchester mit Dirigent Pietari Inkinen in Bestform und später bravourös auf die Klänge abstimmte Feuerfontänen am Nachthimmel über dem Monrepos-Schlösschen – das Markenzeichen des beliebten Klassik Open Air der Schlossfestspiele.Fotos: H
Das Festspielorchester mit Dirigent Pietari Inkinen in Bestform und später bravourös auf die Klänge abstimmte Feuerfontänen am Nachthimmel über dem Monrepos-Schlösschen – das Markenzeichen des beliebten Klassik Open Air der Schlossfestspiele. Foto: Holm Wolschendorf
Das Festspielorchester mit Dirigent Pietari Inkinen in Bestform und später bravourös auf die Klänge abstimmte Feuerfontänen am Nachthimmel über dem Monrepos-Schlösschen – das Markenzeichen des beliebten Klassik Open Air der Schlossfestspiele.Fotos: H
Das Festspielorchester mit Dirigent Pietari Inkinen in Bestform und später bravourös auf die Klänge abstimmte Feuerfontänen am Nachthimmel über dem Monrepos-Schlösschen – das Markenzeichen des beliebten Klassik Open Air der Schlossfestspiele. Foto: Holm Wolschendorf
„Viva Europa!“ – Thomas Wördehoffs letztes Klassik Open Air mit dem Festspielorchester – 6.500 Besucher trotz launischem Wetter am Monrepos

Ludwigsburg. Es tröpfelt. Es tropft. Eine gute Stunde vor Konzertbeginn mit dem Orchester des Goethe-Gymnasiums im Vorprogramm war alles noch heiter, ein paar Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken, danach wurde die Festinwiese vor dem Monrepos-Schlösschen in West-Ost-Achse allmählich zur Wetterscheide: Im Süden lockere Bewölkung, im Norden dichtes Grau. Ein von der Bühne plaudernder Thomas Wördehoff hofft weiter mit dem „Wetterdienst unseres Vertrauens“: Kein Regen! Doch nun, 20.38 Uhr, die ersten Tropfen, „eine kleine Träne“, wie der Intendant bemerkt. Doch die ziehe vorbei, zum Klassik Open Air & Feuerwerk mit dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele sitze man wieder im Trockenen. Der Anfang wird verschoben auf 21.30 Uhr, auch der kostbaren Streichinstrumente wegen.

Wie jedes Jahr beim Klassik Open Air sind die Tische unter den Kastanienalleen beiderseits des Sitzparketts auf der Festinwiese gut besucht, man lässt sich internationale Spezialitäten schmecken, und die muntere Picknickszene auf dem Hügel feiert wieder Geselligkeit zuhauf. So ganz scheint man freilich der günstigen Wetterprognose nicht zu trauen, Regencapes und Plastikfolien liegen bereit. Wer nun auf den Stühlen im Parkett wartet, hat sich schon die gratis verteilten weinroten Regenhäute übergezogen.

21.30 Uhr – das Purpurwölkchen über der Domäne Monrepos ist längst verschwunden, alles grau, der Himmel weint zum Abschied von Wördehoff, der sich nun seinen Porkpie Hat etwas missmutig aufs Haupt setzt, während in der Reihe gegenüber sein designierter Nachfolger Jochen Sandig eine Regenhaut gereicht bekommt. Vorher, als Benedikt Vennefrohne sein Goethe-Orchester noch trocken und klangschön durch Hexenritt und Walpurgisnacht von Humperdinck und Gounod führte, hatten sich die beiden herzlich umarmt – der Intendantenwechsel wird wohl reibungslos vonstatten gehen.

Doch nun legt Pietari Inkinen mit dem Festspielorchester los, fetzig und mit dröhnenden Bässen in der „Karneval-Ouvertüre“ von Antonín Dvorák. „Viva Europa!“ lautet das Motto dieses letzten Klassik Open Air der zehnjährigen Wördehoff-Festspiele, und in der Tat sind Tschechien und Ungarn, Dänemark, Norwegen und Schweden, England, Frankreich, Deutschland vertreten, sogar Russland mit Tschaikowskys „Capriccio Italien“.

21.50 Uhr – die letzten Tropfen fallen? Die meisten Plastikkapuzen werden abgestreift, bei Béla Bartóks „Rumänischen Volkstänzen“ hat die Monrepos-Fassade von himbeerrot zu goldigbraun gewechselt, zu den „Ungarischen Tänzen“ von Brahms kreiseln die Lumière-Muster, aber beim Geigenschluchzer des Konzertmeisters Gustavo Surgik geht es nun richtig los: Es regnet. Eisblau strahlt das Schloss zu Carl Nielsens „Maskarade“, Peer Gynt rumpelt durch Edvard Griegs „Halle des Bergkönigs“, und – welch Wunder! – bei der „Excelsior!“-Ouvertüre des Schweden Wilhelm Stenhammar schließt der Himmel seine Regenpforten. Schon auch ein musikalischer Vorgeschmack auf Richard Wagners „Meistersinger“-Ouvertüre nach der Pause: Plötzlich klingt das Festspielorchester tatendurstig. Und ganz prachtvoll mit Wagner vor beleuchtungsverzwirbelter Fassade, Edward Elgar (den nicht so bekannten „Pomp and Circumstance“ Nr.4, der trotzdem etwas Proms-Feeling an den nächtlichen Monrepos bringt), und einem ganz furiosen „Römischen Karneval“ von Hector Berlioz, über dem sich die Konzertmuschel feuerrot färbt und wie eine Felsengrotte das Schlösschen.

Jetzt, um 23.30 Uhr, beginnt die Feuerwerksmusik: Zu den ersten Takten des „Capriccio Italien“ fauchen vier Feuerspeier zu beiden Seiten der Bühne ihre Flammengarben, silbrige Vulkane schießen an der Schlossfassade empor, zirkulierende Sonnenräder, zu den Bläserfanfaren explodieren die ersten Pyrosterne, und dann geht es Schlag auf Schlag bei diesem zwanzigminütigen Spektakel, das die 6.500 Besucher restlos begeistert. Die Potsdamer Feuerwerker mit Torsten Klewer an der Spitze haben sich diesmal selbst übertroffen, die Kunst der Pyrotechniker ist bravourös auf die Musik des „Capriccio“ abgestimmt. Zur Tarantella entlädt sich das ganze Arsenal am Nachthimmel. Pietari Inkinen kommt ein letztes Mal mit einem Europa-Fähnchen auf die Bühne, nimmt Abschied vom Monrepos. Am kommenden Samstag im Schlusskonzert im Forum auch endgültig von den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Mit Wördehoff.