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RKH-Klinikenchef im Kreis Ludwigsburg, Jörg Martin, kritisiert Debatte um Impfpflicht

Rund 90 Prozent der RKH-Mitarbeiter sind geimpft. Foto: Friso Gentsch/dpa
Rund 90 Prozent der RKH-Mitarbeiter sind geimpft. Foto: Friso Gentsch/dpa
Professor Jörg Martin. Foto: Holm Wolschendorf
Professor Jörg Martin. Foto: Holm Wolschendorf
Über 90 Prozent der Mitarbeiter haben sich mindestens einmal gegen das Vitus impfen lassen –Martin: Politik hatte lange genug Zeit, Umsetzung vorzubereiten

Kreis Ludwigsburg. Die Ankündigung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die einrichtungsbezogenen Impfpflicht nicht umzusetzen, sorgt auch in den RKH-Kliniken für Unruhe. „Herr Söder hat uns damit en echtes Ei gelegt“, zeigt sich Klinikengeschäftsführer Prof. Jörg Martin verärgert über die Querschüssse aus München. „Wir hatten es gerade geschafft, einige zögerliche Mitarbeiter zu überzeugen, sich noch das Vakzin abzuholen“, so Martin weiter. Auch der baldige Impftstart mit dem Totimpfstoff Nuvaxovid hätte einige zum Umdenken bewegt. „Wir fürchten, dass jetzt manche die Debatte aussitzen wollen“, sagt Martin am Donnerstag beim allwöchentlichen Corona-Update. Der Klinikenchef hofft, dass die Landesregierung standhaft bleibt und das Kabinett, dass sich heute nachmittag zum Krisengipfel trifft ein „starkes Signal für die Impfpflicht“ im medizinischen Bereich sendet. „Man hatte auch lange genug Zeit, die Umsetzung vorzubereiten, sagt er mit Kopfschütteln in Richtung Söder. „Ich bin gerade sehr, sehr enttäuscht.“

Weiter hohe Ausfallquoten beim Personal

Die steigenden Inzidenzen schlagen sich auch weiterhin beim Personal der Kliniken nieder, berichtet der Leiter des Corona-Krisenstabs, Dr. Stefan Weiß. Im Januar hat es 170 positiv getestete Mitarbeiter in den Kliniken gegeben, die dann in Quarantäne mussten. Bis zum 9.Februar wurden alleine in den RKH-Labors 104 positive Fälle gezählt. „Der Trend geht also eindeutig weiter nach oben“, so Weiß. Insgesamt arbeiten rund 7500 Mitarbeiter in der Holding, die über den Kreis Ludwigsburg hinausgeht. Der Krankenstand liegt bei rund 15 Prozent, und damit höher als sonst üblich. „In den betroffenen Bereichen reißen die Ausfälle durchaus Löcher, die wir durch Umbesetzung stopfen“, erklärt Martin. Es wird erwartet, dass noch bis Mitte März Personal „in relevanter Größe“ wegen einer Coronainfektion ausfällt. Zumal die Dunkelziffer der Ansteckungen deutlich höher sein dürfte, wie Weiß vermutet.

Stabile Lage in den Kliniken

Die Lage in den Kliniken selbst bezeichnet er als stabil. Vor allem auf den Intensivstationen sei sie beherrschbar. So sind in der Klinik Ludwigsburg fünf der 45 Intensivbetten mit Covid-19-Kranken belegt, in Bietigheim-Bissingen sind es aktuell drei von zwölf. Auf Normalstation ist etwa jedes dritte Bett mit einem Covidpatienten belegt.

Grundlage für Alarmstufe soll angepasst werden

Ein Trend, den Prof. Götz Geldner auch im gesamten Land beobachtet. Zumal zwischen 25 bis 50 Prozent der Patienten, die im Krankenhaus positiv getestet werden, mit anderen Symptomen eingeliefert werden. Künftig sollen diese Patienten auch nicht mehr auf die Covidstation kommen, sondern in den jeweiligen Abteilungen isoliert werden. Am Montag berät Geldner im Sozialministerium, wie sich diese Entwicklung bei der Festlegung der Alarmstufen niederschlagen soll.

Die RKH-Kliniken planen ab dem 3. März, also nach Fasching, erste Lockerungen. Dazu zählen auch neue Regelen für Besucher und Veranstaltungen. Schon jetzt benötigt man als Ungeimpfter nur einen Antigentest, da PCR-Tests kaum zu kriegen sind.

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