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Enzweihingen
Schlagabtausch unter Coronabedingungen

Bis zu 30 000 Fahrzeuge pro Tag: Seit Jahrzehnten rollt der Verkehr mitten durch Enzweihingen und sorgt für Stau, Lärm und Abgase. Foto: Ramona Theiss
Bis zu 30 000 Fahrzeuge pro Tag: Seit Jahrzehnten rollt der Verkehr mitten durch Enzweihingen und sorgt für Stau, Lärm und Abgase. Foto: Ramona Theiss
Am kommenden Dienstag wird es in der Kleinglattbacher Sporthalle hoch hergehen. Befürworter und Gegner der geplanten B10-Umfahrung Enzweihingen treffen sich zum Schlagabtausch. Es ist der erste Erörterungstermin in Baden-Württemberg unter Coronabedingungen.

Vaihingen. Eigentlich hätte der Termin schon im April stattfinden sollen. Doch dann kam die Pandemie und machte dem Regierungspräsidium Stuttgart einen Strich durch die Rechnung. Wie kann eine Anhörung zu diesem komplexen Verfahren, bei dem es auch zu direkten Gesprächen und Austausch kommen soll, unter Einhaltung der Abstandsregeln überhaupt stattfinden? Oberstes Gebot: Die Debatte und die anschließende Entscheidung sollen transparent ablaufen. Nina Homoth, Leiterin des Planfeststellungsreferats und ihr Team wollten deshalb möglichst, wie sie das aus anderen Verfahren gewohnt sind, öffentlich tagen. Überlegungen, die Anhörung per Videokonferenz oder nur schriftlich durchzuführen, wurden schnell verworfen. Mit der Halle im See hat die Behörde dann auch einen Tagungsort gefunden, der mit knapp 1000 Quadratmetern Fläche genügend Möglichkeiten bietet, um den Abstand von 1,5 Metern einzuhalten.

Seit den 1970er Jahren kämpft die Stadt Vaihingen dafür, den Ortsteil Enzweihingen vom Verkehr zu entlasten. „Wir brauchen hier endlich Klarheit“, fordert Oberbürgermeister Gerd Maisch im Vorfeld. Denn die Menschen in dem Ortsteil würden seit Jahren unter dem Verkehr leiden. Er hofft, dass möglichst schnell ein Planfeststellungsbeschluss gefasst wird – „möglichst noch vor Weihnachten“. Rund 30000 Fahrzeuge quälen sich täglich über die alte B10. Zunächst wurde eine Tunnelvariante favorisiert, die aber wegen der möglichen Gefahren ad acta gelegt wurde. 2007 brachte dann das Regierungspräsidium Stuttgart die Umfahrung ins Spiel. Danach wurden weitere Varianten eingebracht und 2011 bis 2013 untersucht , bis 2017 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet wurde. 32,3 Millionen Euro wurden 2008 für das Projekt veranschlagt, bei dem die Enz und der Strudelbach überquert werden müssen.

Das Regierungspräsidium wird in dem Verfahren über die aktuelle Planung befinden, die eine zweispurige Trasse vorsieht. Dagegen hat sich viel Widerstand geregt. Insgesamt gab es rund 50 Einwendungen von privater Seite und fast noch einmal so viele vonseiten der Verbände. Allerdings wird nicht erwartet, dass alle Gegner und Befürworter zum Termin erscheinen. Trotzdem wird sich das RP mit allen Fragen der Planung befassen.

Dabei geht es zum einen um ökologische Aspekte. Die Trasse wird durch ein Flora-Fauna-Habitat geführt, in dem unter anderem seltene Falter, wie der Große Feuerfalter, vermutet werden. Man darf gespannt sein auf die Diskussion im Erörterungstermin. Außerdem geht es um Eigentumsfragen, da nicht nur öffentliche Flächen, sondern auch Privatgrundstücke benötigt werden. Schließlich wird die Belastung durch Abgase und die Sicherheit der Strecke unter die Lupe genommen.

Das Regierungspräsidium will sich im Vorfeld nicht festlegen, bis wann eine Entscheidung fällt. So oder so ist zu erwarten, dass anschließend der Verwaltungsgerichtshof angerufen wird. Bis die Bagger rollen, kann es also noch dauern.