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Jerusalema
Schüler tanzen gegen die Pandemie

Immer locker in den Hüften: An der Bietigheimer Sandschule ist am Donnerstag getanzt worden. Foto: Andreas Becker
Immer locker in den Hüften: An der Bietigheimer Sandschule ist am Donnerstag getanzt worden. Foto: Andreas Becker
Eigentlich kein großes Ding: Auf dem Hof der Sandschule wird getanzt. Doch für die Schüler ist es eine Herzensangelegenheit, denn es geht um den Zusammenhalt und ihren Kontakt zu den Lehrern.

Bietigheim-Bissingen. Es ist kurz nach zehn, die ersten Schüler kommen auf den Pausenhof. Noch sieht es aus, als wollten sie sich hier ganz einfach treffen, doch die Jugendlichen verfolgen einen geheimen Plan. Sie wollen an diesem Vormittag zeigen, dass sie alle zusammengehören –die Lehrer und die Schüler. Sie wollen auf die vielen Einschränkungen im täglichen Betrieb hinweisen, die das Schulleben schwieriger machen. Doch sie wollen sich nicht unterkriegen lassen, nicht von einem kleinen Virus.

Möglich gemacht haben die Aktion zwei Lehrerinnen: Ute Heinrichs und Anna-Maria Poetsch. Sie haben in den vergangenen Wochen mit den Schülern von Klasse 5 bis 10 geprobt. Damit die Sache auch geheim blieb, waren sie natürlich auf die Schüler angewiesen. Sie haben sie immer wieder aus dem Unterricht herausgeholt. Dann wurde für rund 20 Minuten der Tanz geprobt und anschließend ging es zurück in den Unterricht.

„Es war unglaublich, was sich die Schüler alles haben einfallen lassen, nur um die Sache geheim zu halten. Als Ausreden wurden neue Bastelarbeiten bis zu Sportübungen angeführt. Das hat einen riesigen Spaß gemacht“, erzählt Ute Heinrichs.

Doch der eigentliche Spaß war das Tanzen. Geprobt wurde zu dem aktuellen Welthit „Jerusalema“ von dem südafrikanischen Künstler Master KG. Auf die Musik wurde schon im Vatikan getanzt und auf dem Stuttgarter Flughafen, in Supermärkten und auf Fußballfeldern in Brasilien. Und am Donnerstagvormittag eben auch in der Sandschule .

Inzwischen geht es schon ein wenig sortierter auf dem Schulhof zu. Sie Schüler sortieren sich nach Alter, Klassenzugehörigkeit und Geschlecht. Die jungen Mädchen machen sich ein wenig warm. Die kleinen Jungs hampeln herum und die großen Jungs sind noch ein wenig beinfaul und machen eigentlich gar nichts, doch die Nervosität ist fast überall zu spüren.

Am Rand des Pausenhofes stehen noch ein paar Grundschüler. Sie haben noch nicht mitmachen dürfen, doch für einen anständigen Applaus am Ende reicht es allemal.

Dann beginnt die Musik und schnell richten sich die Schüler aus. Das geht am Anfang noch ein wenig holprig, doch dann stehen die Gruppen und es kann nach „Jerusalema“ getanzt werden. Es fehlt ein wenig die Einheit, jede Gruppe hat anscheinend ihre eigene Schrittfolge, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Rund 200 Schüler auf dem Pausenhof tanzen für sich und ihre Lehrer.

Natürlich spielt auch das Wetter mit. Den ganzen Tag über scheint die Sonne. So macht das Tanzen noch mehr Spaß. Nach und nach kommt Schwung in die Sache. Die älteren Schüler bewegen sich inzwischen auch mehr und bei den Kleineren geht manchmal der Übermut durch. Doch das Wichtigste an der Sache: Es macht allen Beteiligten großen Spaß und die Lehrer freuen sich, dass ihre Schüler an sie gedacht haben. Auch die Schulleiterin ist ganz begeistert. „Das ist eine wunderbare Idee. Wir haben nichts gewusst. Die Schüler haben über die Wochen alle dichtgehalten“ sagt Iso Steigelmann

Das Zusammenspiel findet auf dem Schulhof zum ersten Mal statt. Bisher hat jede Klasse für sich allein geprobt. Das Lied stammt aus Südafrika und gilt als Hymne gegen den Coronavirus. Das dazugehörige Video ist schon rund 100 Millionen Mal im Internet geklickt worden. Seit gestern gibt es jetzt auch eine Tanz-Version in Bietigheim.