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Corona
„Schulschließungen sind wirksam“

Wie hier an der Gemeinschaftsschule in Ditzingen muss im Unterricht Maske getragen und gelüftet werden. Archivfoto: Sebastian Gollnow/dpa
Wie hier an der Gemeinschaftsschule in Ditzingen muss im Unterricht Maske getragen und gelüftet werden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Häufig Lüften, Abstand und Maskenpflicht, so läuft der Schul- betrieb in Präsenz ab – mit Einschränkungen. Die Schüler begrüßen nicht alle Maßnahmen. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) betonen unterdessen die Wirksamkeit von Schulschließungen für die Infektionszahlen.

Schulunterricht ist in den vergangenen Wochen zur Belastungsprobe geworden – so umschreibt das zumindest der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm. Der 20-Jährige besucht die 13. Klasse einer Integrierten Gesamtschule in der Nähe von Köln. Die aktuelle Situation, auch mit dem steten Hin und Her zu Schließungen oder nicht, wird seiner Ansicht nach bei allen Schülern Auswirkungen auf den späteren Karriereweg haben. „Jeder trägt sein eigenes Päckchen aus dieser Zeit heraus!“ Besonders benachteiligt seien Mitschüler, die sich etwa ihr Zimmer mit Geschwistern teilen müssten oder die keinen Internetzugang hätten.

Keine Versuche und kaum Sport

Doch dass zumindest in den vergangenen Wochen eine Präsenz möglich war, stößt auf Zustimmung. Etwa beim 15-jährigen Jonas Nothelfer, der die zehnte Klasse des Friedrich-List-Gymnasiums (FLG) in Asperg besucht. Doch der Alltag an den Schulen birgt auch Kehrseiten, wie er und andere Schüler berichten. „Das häufige Lüften stört etwas im Unterricht“, sagt er. Aber an das Masketragen und Hände desinfizieren habe er sich gewöhnt.

Die Stunden liefen sonst bislang weitestgehend normal ab, lernschwächere Schüler sieht er nicht benachteiligt. „Wir alle haben Lücken aus dem zweiten Halbjahr der neunten Klasse. Das versuchen die Lehrer jetzt aufzufangen.“ Zudem helfen sich die Schüler gegenseitig, den Stoff zu verstehen. Problematisch wird es in den Naturwissenschaften: „Wir dürfen wegen der Hygienebestimmungen nicht in die Experimentierräume.“ Chemieversuche fielen somit aus. Ihn störe zudem, dass die Arbeitsgemeinschaften, wie der Chor, nicht stattfinden konnten. „Da kann man sonst Austausch auch mit Leuten aus anderen Klassenstufen pflegen.“ Der Sportunterricht sei sehr reduziert: Nur alle zwei Wochen und dann wurde Krafttraining gemacht oder allenfalls Völkerball gespielt.

Ähnlich wie am FLG verhält es sich am Lichtenstern Gymnasium in Sachsenheim, das Jonathan Schramm besucht. Auch bei ihnen wird bislang, bestimmt durch ein CO-Messgerät, regelmäßig gelüftet, und auch sie müssen auf Chemie-Versuche verzichten. „Aber ich bin froh, dass Unterricht stattfindet“, sagt der 17-jährige Abiturient. Auch sein Sportunterricht lief bislang nur eingeschränkt ab: Viel Theorie oder Spaziergänge über das angrenzende Feld, berichtet Schramm.

Für die Abiturprüfungen hofft er, dass das Niveau an den ausgefallenen Unterricht angepasst wird. Einen Vorteil sieht Schramm dennoch: „Ich kann mich im Moment viel besser aufs Lernen konzentrieren.“ Auch biete der Schulalltag in der Präsenzvariante noch einen Rest Gemeinschaft mit seinen Kurskollegen: „Wir sitzen im Klassenraum, lernen und hören Weihnachtslieder.“

Die Wirksamkeit von Schulschließungen, wie sie nun beschlossen wurden, betonen auch Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Sie nahmen anhand von Daten aus Europa und den 28 US-Bundesstaaten Berechnungen vor, um deren Einfluss auf die Entwicklung von Fallzahlen zu ermitteln – und die seien signifikant zurückgegangen. Eine Hochrechnung ergab: Wären in Deutschland die Bildungseinrichtungen im März einen Tag später geschlossen worden, hätte es 125000 neue Fälle mehr gegeben, eine Woche später bis zu 400000. „Unsere Analyse zeigt, wie wichtig eine rechtzeitige Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie ist, um die aktiven Fälle auf einem überschaubaren Niveau zu halten“, schreiben die Karlsruher Wissenschaftler in einer Mitteilung.