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Bildungspolitik
Scouts gehen bei Unternehmen in Baden-Württemberg, die nicht ausbilden, auf die Suche nach Ausbildungsplätzen

Manche Firmen bilden seit dem Beginn der Coronapandemie nicht mehr oder weniger Fachkräfte aus. Andererseits ist auch die Zahl der Bewerber zurückgegangen. Ausbildungsscouts sollen nun vor allem kleinere und mittlere Unternehmen für die Ausbildung ge
Manche Firmen bilden seit dem Beginn der Coronapandemie nicht mehr oder weniger Fachkräfte aus. Andererseits ist auch die Zahl der Bewerber zurückgegangen. Ausbildungsscouts sollen nun vor allem kleinere und mittlere Unternehmen für die Ausbildung gewinnen. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Wirtschaftsministerium will Betriebe für die Ausbildung des Fachkräftenachwuchses gewinnen

Stuttgart. Ausbildungsscouts gehen im Südwesten auf die Suche nach zusätzlichen Ausbildungsplätzen. Das Wirtschaftsministerium in Stuttgart fördert ihren Einsatz in diesem Jahr als Teil der Ausbildungsoffensive „Restart Ausbildung“ mit insgesamt 262000 Euro zum ersten Mal.

„Unsere neuen Ausbildungsscouts sorgen für zusätzliche Ausbildungsplätze und tragen dazu bei, den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs zu sichern“, sagte Nicole Hoffmeister-Kraut vor dem Start des Programms. „Die Ausbildungsscouts sollen ausbildungsberechtigte Betriebe, die nicht oder weniger als früher ausbilden, identifizieren und sie für die Ausbildung gewinnen“, betonte die Arbeits- und Wirtschaftsministerin (CDU).

Dies ist auch das Ziel der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart, zu der auch die Ludwigsburger IHK gehört. „Wir freuen uns über das Projekt Ausbildungsscouts und werden im neuen Jahr zügig loslegen“, erklärte ein IHK-Sprecher gegenüber unserer Zeitung: „Unser Ausbildungsscout soll ausbildungsberechtigte Betriebe, die nicht, nicht mehr oder weniger ausbilden, für die betriebliche Ausbildung und die Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen in IHK-Berufen gewinnen, auch wenn die Bewerbersituation im letzten Jahr nicht günstig für die Unternehmen war.“ Denn als Folge der Coronapandemie sind die Zahlen der Ausbildungsstellen sowie die der Bewerberinnen und Bewerbern im Südwesten rückläufig. „Den Betrieben fehlen die Bewerber“, sagte der IHK-Sprecher. „Im Juli 2021 gab es für das bevorstehende Ausbildungsjahr 5,3 Prozent weniger gemeldete Ausbildungsstellen aber mit 12,5 Prozent noch weniger Bewerberinnen und Bewerber.“

Doch auch wenn derzeit ein Bewerbermangel vorherrscht und viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, könnten laut Wirtschaftsministerium ab dem Ausbildungsjahr 2022 Schulabgängerinnen und Schulabgänger zusätzlich auf den Ausbildungsmarkt drängen, die sich 2020 und 2021 zurückgehalten hatten. Dann könnten deutlich mehr Ausbildungsplätze benötigt werden.

„Im Fokus der Ausbildungsscouts stehen insbesondere Betriebe der durch die Coronapandemie besonders betroffenen Branchen wie Hotellerie und Gastronomie, Veranstaltungs- und Reisebranche, Einzelhandel sowie von Migrantinnen und Migranten geführte Betriebe“, so der IHK-Sprecher. Die Ausbildungsscouts nehmen aktiv Kontakt zu Betrieben auf und werben für die Schaffung neuer Ausbildungsplätze oder die Wiederaufnahme von Ausbildungsaktivitäten sowie für das Angebot von Praktika zur beruflichen Orientierung. „Immer mit dem Ziel, auf ein gutes Matching zwischen den Unternehmen und den Auszubildenden hinzuwirken“, so der Sprecher. Dabei verweisen sie auch auf bestehende Beratungsangebote und Förderprogramme wie etwa die Verbundausbildung oder die Ausbildungsbegleiter.

Das Wirtschaftsministerium fördert die Ausbildungsscouts bei den sechs teilnehmenden Trägern im Land. So erhält die Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart einen Zuschuss von 43400 Euro für eine Stelle, ebenso die IHK Reutlingen. Eine Stelle wird auch bei der Landesapothekenkammer gefördert (32662 Euro). Zwei Stellen werden bei der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar mit insgesamt 86800 Euro bezuschusst. Die Arbeitsförderung Karlsruhe erhält 34720 Euro (0,8 Stellen), das Diakonische Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden bekommt 21700 Euro (0,5 Stellen).

Das Wirtschaftsministerium trägt jeweils 70 Prozent der förderfähigen Personalausgaben für die Scouts. 30 Prozent der Mittel werden durch die Träger aufgebracht. Insgesamt stellt das Ministerium für die breit angelegte Ausbildungsoffensive bis Ende 2022 etwa fünf Millionen Euro bereit.

Mit Beginn des Ausbildungsjahrs startete im September auch die in Zusammenarbeit mit den Kammern eingeführte neue „AzubiCard Baden-Württemberg“. Sie öffnet Auszubildenden die Tür zu vielen Vergünstigungen und Angeboten von Betrieben und Einrichtungen. Auszubildende können mit der AzubiCardBW nun genauso unkompliziert ihren Status nachweisen wie Studierende mit dem Studierendenausweis.

„Die AzubiCardBW ist nicht nur ein attraktives Plus für unsere Auszubildenden, von dem sowohl junge Menschen als auch Partnerunternehmen profitieren. Wir erhöhen damit auch nochmals die Wertigkeit der Berufsbildung in der Öffentlichkeit, werben für die duale Ausbildung und optimieren die Kommunikation zwischen zuständiger Stelle und Auszubildenden“, hatte Marjoke Breuning, Vizepräsidentin des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) zum Start ins Ausbildungsjahr gesagt.