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Integration
Stadt sucht weitere Kinderpaten

Kinderbetreuung ist teuer. Auch die Stadt Freiberg muss die Gebühren erhöhen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Kinderbetreuung ist teuer. Auch die Stadt Freiberg muss die Gebühren erhöhen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Die Stadt hat seit fast zehn Jahren ein kleines, aber feines Projekt: Paten kümmern sich um Kinder, hauptsächlich aus Migrationsfamilien, helfen ihnen im Alltag und sorgen auf diese Weise für Integration. Das Angebot wird angenommen, doch für die nächsten Jahre werden mehr Paten benötigt.

Bietigheim-Bissingen. Die Idee ist recht einfach, doch nicht immer einfach umzusetzen. Im Jahr 2010 startete das städtische Familienbüro mit dem Projekt Kinderpaten. Die Sozialarbeiterinnen stellten immer wieder fest, wie gut es vor allem Flüchtlingskindern tut, wenn sie unter Anleitung in die Sprache und die Kultur Deutschlands eingeführt werden. So entstand die Idee, Paten zu finden, die die Kinder in ihrer Freizeit begleiten – natürlich stets in Absprache mit den Eltern.

Alleinerziehende Mütter

Dadurch werden nicht nur die Eltern entlastet, sondern auch die Kinder bekommen einen neuen Zugang zu einer ihnen fremden Kultur. Dazu wird ein Zeitrahmen bestimmt, in dem diese Treffen verlässlich stattfinden. Gemeinsame Spiele stehen ebenso auf dem Programm wie Lesen oder Vorlesen. Auch kann gelernt werden, wie das Leben in einem Verein funktioniert, oder es gibt Hilfe bei den Hausaufgaben. Die Kinder sind im Alter von fünf bis 14 Jahren.

„Oft sind die Frauen alleinerziehend, sind die Männer weit weg und arbeiten. Oft haben sie auch keine Verwandten in der Nähe. Das erschwert den Müttern das Leben in einer Kultur, in der sie sich auch nicht auskennen“, sagt Christine Kamner-Krauth. Sie ist im Familienbüro für die Kinderpaten zuständig.

Die Paten fördern die Kinder, indem sie ihre Erfahrung und ihr Wissen weitergeben. So lernen sie die Stadt kennen, in der sie leben. Lernen die Sprache auf spielerische Weise, indem sie in einen anderen Alltag eintauchen. Und die Kinder erlernen ein anderes Freizeitverhalten. „Manche Kinder sitzen die meiste Zeit vor dem Fernseher oder spielen Computerspiele. So kommt keine echte Integration zustande“, so Kamner-Krauth.

Und diese funktioniert bekanntlich nur, wenn beide Partner an einem Strang ziehen. Die Paten müssen sich zuverlässig an die Vereinbarungen halten, müssen langsam eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Dafür bekommen sie Einblicke in eine neue Kultur und vielleicht auch Anstöße für ein neues Denken.

„Ursprünglich sollte die Beziehungen nur eine begrenzte Dauer haben. Doch dann stellten wir fest, dass diese Einschränkungen nicht funktionieren. Die Wünsche sind zu vielfältig. Manche Paten können nicht mit ganz kleinen Kindern. Andere Paten wollen sich nicht einschränken lassen und halten an der Beziehung noch lange fest, können einfach nicht loslassen“, berichtet Christine Kamner-Krauth aus der Praxis.

Begleitet werden die Paten und die Familien stets von den Sozialarbeitern des Familienbüros. Dieses Team ist für die gesamte Dauer und für beide Seiten ständiger Ansprechpartner. Es werden gemeinsame Treffen organisiert, bei denen alle Paten und Patenkinder sich zum Meinungsaustausch treffen oder auch gemeinsam basteln. Die Paten arbeiten immer unentgeltlich.

Das System hat bisher gut funktioniert. Doch es ist absehbar, dass auch die Paten ins Alter kommen und dann ausscheiden. Aktuell verfügt das Familienbüro über neun Paten. „In Zukunft müssen wir auf etwa 15 Paten aufstocken, denn der Bedarf steigt und wir wollen vorbereitet sein. Damit hätten wir aber auch die Obergrenze erreicht. Mehr kann das Familienbüro allein nicht leisten“, ist sich Christine Kamner-Krauth sicher.

Info: Weitere Informationen gibt es beim Familienbüro der Stadt unter der Telefonnummer (07142) 74-306.